Sieben Jahre ohne Album und jetzt geht's Schlag auf Schlag? Ja genau, erst im Oktober 2020 erschien Jónsis "Shiver" und gerade einmal zwei Monate und eine Steuerhinterziehungsklage später gibt's "our new album" aus dem Hause Sigur Rós – einer Band, die ja eigentlich auf Eis liegt, seitdem Drummer …
Was für nen Beigeschmack erzeugt es denn, wenn ein Mensch, dem Mißbrauch vorgeworfen wird, Schlagzeug spielt? Bitter? Herb? Süßlich? Säuerlich? Gar fruchtig?
Sigur Ros war einer der besten Live-Acts, die ich sehen durfte. Hab mich lang nicht mehr besonders für die Gruppe interessiert. Werde hiermit mal anknüpfen und dann die eigentlichen letzten Platten nachholen. Müssen ja ganz schön Mist gebaut haben beim Finanzamt, wenn nicht mal die Einnahmen aus "Eurovision" ausreichen.
Kommt drauf an, ob er zum Zeitpunkt der Aufnahmen bereits begangen hat. Interessanter ist, würde man sich noch was anhören wollen von ihm, wenn er zb nach verbüßter Haftstrafe wieder aus dem Knast draußen ist und sein Schuld „getilgt“ hat?
Du meinst, ob er während der Aufnahme vergewaltigte? Das ist aus verschiedenen Gründen ziemlich fraglich.
Will jedenfalls mal wieder darauf hinaus, daß die Beschuldigungen hier völlig irrelevant sind. Wenn ein Hörer beim Lauschen an Vergewaltigung, an E-Gitarren oder an Walnüsse denkt - dafür kann das Werk nix.
Nein, ich meine, ob er bei den Aufnahmen schon ein Vergewaltiger war oder er die Tat erst später - möglicherweise Jahre später - begangen hat. Aber wie gesagt, die viel interessantere Frage ist doch, ob eine verbüßte Strafe als Sühne gesehen werden kann.
Ist natürlich eine andere spannende Frage. Aber auch in dem Fall, daß ers dann schon war - das Werk kann nix für die Assoziationen des Hörers, und hat sich dafür nicht zu rechtfertigen.
Wurde er eigentlich verurteilt? Hatte nur etwas von Beschuldigungen gehört.
Ich gebe dir recht, aber ob das Werk nun koscher ist oder nicht entscheidet jeder für sich. Mich lassen gewisse Hintergründe zu Liedern oder Musikern, die Musik nicht mehr genießen. Und da die Auswahl ohnehin nie enden wird, kann ich getrost auf so manche Arschgeige verzichten.
Kann ich absolut verstehen, nur nachvollziehen nicht. Mir fällt kein Künstler ein, dessen Privatleben oder Einstellungen mir beim Genießen oder Hassen eines Werks in die Quere kämen.
Liegt vielleicht auch daran, daß ich die Idee von grundfalschen oder grundguten Menschen für total zu vernachlässigende Ausnahmen halte. Ergibt für mich also wenig Sinn, irgendwelche künstlerbezogenen moralistischen Grenzen für Kunst aufzuziehen. Müßte dann ja auch davon ausgehen, daß meine Lieblingskünstler tendenziell gute Menschen sein müssen.
Kapier also erst recht nicht, warum so viele Leute es angebracht finden, Künstler ohne irgendeine glaubwürdige Schuldbehauptung zu personae non gratae zu machen. Siehe: Michael Jackson. Man kann gar nicht oft genug sagen, daß das Werk nur sporadisch etwas mit dem Künstler an sich zu tun hat. Interessiert ja auch keinen, ob der Tischler, der den Stuhl produzierte, auf dem man sitzt, ein Verkehrsrowdy ist.
"Das Werk kann nix für die Assoziationen des Hörers, und hat sich dafür nicht zu rechtfertigen." Genau drum habe ich es nicht in die Punktzahl einfließen lassen.
Alles schön gesagt, aber ganz kann ich es nicht glauben. Burzum beispielsweise hat großartige Alben hervorgebracht, mit Vargs Biografie im Rücken sind sie aber ein zweischneidiges Schwert mit giftiger Klinge. Ich bin generell gegen ein Verbot oder einen Bann jeglicher Kunst, aber manche Stücke verlangen mehr von uns als bloßes konsumieren. Die Wagnerkiste mache ich lieber gar nicht erst auf.
Ne, klar, bloßes Konsumieren wäre auch zu einfach und nicht 100%ig treffend. Bin nun wirklich kein großer Hörer von Black Metal (mit gelegentlichen Ausnahmen), aber "Burzum" haben in ihren Texten ihre Verherrlichung von Nazimystik nicht besonders subtil versteckt. Plattencover gehören auch zum Werk, und auch hier findet man Hakenkreuze und ähnlichen Schund.
Wagner ist da eher eine harmlose Kiste, aber die wollten wir ja nicht aufmachen.
Will auch nicht sagen, daß meine Einordnung von Kunst und Moral die richtige ist. Mir werden nur viel zu viele Fässer gleichzeitig aufgemacht, wenn man moralische Spekulationen über Künstler mit ihren Werken vermischt. In aller Regel ist mir das zu unproduktiv und führt zu nichts Erhellendem. Ich persönlich habe lieber Vertrauen darin, daß die Mittel der Kunstkritik und Interpretation ausreichen, um Werke einzuschätzen. Wie Dylan mal so ähnlich sagte, ist Politik einfach viel zu banal für die Kunst.
He Moment, Dylan kann man gar nicht zitieren, der plagiiert doch nur. Ansonsten Zustimmung, Zustimmung, Zustimmung, Kopfschütteln, Zustimmung, Gute Nacht!
Sieben Jahre ohne Album und jetzt geht's Schlag auf Schlag? Ja genau, erst im Oktober 2020 erschien Jónsis "Shiver" und gerade einmal zwei Monate und eine Steuerhinterziehungsklage später gibt's "our new album" aus dem Hause Sigur Rós – einer Band, die ja eigentlich auf Eis liegt, seitdem Drummer …
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Was für nen Beigeschmack erzeugt es denn, wenn ein Mensch, dem Mißbrauch vorgeworfen wird, Schlagzeug spielt? Bitter? Herb? Süßlich? Säuerlich? Gar fruchtig?
Sigur Ros war einer der besten Live-Acts, die ich sehen durfte. Hab mich lang nicht mehr besonders für die Gruppe interessiert. Werde hiermit mal anknüpfen und dann die eigentlichen letzten Platten nachholen.
Müssen ja ganz schön Mist gebaut haben beim Finanzamt, wenn nicht mal die Einnahmen aus "Eurovision" ausreichen.
Kommt drauf an, ob er zum Zeitpunkt der Aufnahmen bereits begangen hat. Interessanter ist, würde man sich noch was anhören wollen von ihm, wenn er zb nach verbüßter Haftstrafe wieder aus dem Knast draußen ist und sein Schuld „getilgt“ hat?
*ob er die Tat zum Zeitpunkt... sollte es heißen
Du meinst, ob er während der Aufnahme vergewaltigte? Das ist aus verschiedenen Gründen ziemlich fraglich.
Will jedenfalls mal wieder darauf hinaus, daß die Beschuldigungen hier völlig irrelevant sind. Wenn ein Hörer beim Lauschen an Vergewaltigung, an E-Gitarren oder an Walnüsse denkt - dafür kann das Werk nix.
Nein, ich meine, ob er bei den Aufnahmen schon ein Vergewaltiger war oder er die Tat erst später - möglicherweise Jahre später - begangen hat. Aber wie gesagt, die viel interessantere Frage ist doch, ob eine verbüßte Strafe als Sühne gesehen werden kann.
Ist natürlich eine andere spannende Frage. Aber auch in dem Fall, daß ers dann schon war - das Werk kann nix für die Assoziationen des Hörers, und hat sich dafür nicht zu rechtfertigen.
Wurde er eigentlich verurteilt? Hatte nur etwas von Beschuldigungen gehört.
Wurde nicht verurteilt. Angebliche Tat trug sich während der Kveikur Sessions zu.
Ich gebe dir recht, aber ob das Werk nun koscher ist oder nicht entscheidet jeder für sich. Mich lassen gewisse Hintergründe zu Liedern oder Musikern, die Musik nicht mehr genießen. Und da die Auswahl ohnehin nie enden wird, kann ich getrost auf so manche Arschgeige verzichten.
Kann ich absolut verstehen, nur nachvollziehen nicht. Mir fällt kein Künstler ein, dessen Privatleben oder Einstellungen mir beim Genießen oder Hassen eines Werks in die Quere kämen.
Liegt vielleicht auch daran, daß ich die Idee von grundfalschen oder grundguten Menschen für total zu vernachlässigende Ausnahmen halte. Ergibt für mich also wenig Sinn, irgendwelche künstlerbezogenen moralistischen Grenzen für Kunst aufzuziehen. Müßte dann ja auch davon ausgehen, daß meine Lieblingskünstler tendenziell gute Menschen sein müssen.
Kapier also erst recht nicht, warum so viele Leute es angebracht finden, Künstler ohne irgendeine glaubwürdige Schuldbehauptung zu personae non gratae zu machen. Siehe: Michael Jackson.
Man kann gar nicht oft genug sagen, daß das Werk nur sporadisch etwas mit dem Künstler an sich zu tun hat. Interessiert ja auch keinen, ob der Tischler, der den Stuhl produzierte, auf dem man sitzt, ein Verkehrsrowdy ist.
"Das Werk kann nix für die Assoziationen des Hörers, und hat sich dafür nicht zu rechtfertigen." Genau drum habe ich es nicht in die Punktzahl einfließen lassen.
Ne, hatte ich auch nicht das Gefühl. Schöne Rezension - trifft diese Sessions gut!
Alles schön gesagt, aber ganz kann ich es nicht glauben. Burzum beispielsweise hat großartige Alben hervorgebracht, mit Vargs Biografie im Rücken sind sie aber ein zweischneidiges Schwert mit giftiger Klinge. Ich bin generell gegen ein Verbot oder einen Bann jeglicher Kunst, aber manche Stücke verlangen mehr von uns als bloßes konsumieren. Die Wagnerkiste mache ich lieber gar nicht erst auf.
Ne, klar, bloßes Konsumieren wäre auch zu einfach und nicht 100%ig treffend. Bin nun wirklich kein großer Hörer von Black Metal (mit gelegentlichen Ausnahmen), aber "Burzum" haben in ihren Texten ihre Verherrlichung von Nazimystik nicht besonders subtil versteckt. Plattencover gehören auch zum Werk, und auch hier findet man Hakenkreuze und ähnlichen Schund.
Wagner ist da eher eine harmlose Kiste, aber die wollten wir ja nicht aufmachen.
Will auch nicht sagen, daß meine Einordnung von Kunst und Moral die richtige ist. Mir werden nur viel zu viele Fässer gleichzeitig aufgemacht, wenn man moralische Spekulationen über Künstler mit ihren Werken vermischt. In aller Regel ist mir das zu unproduktiv und führt zu nichts Erhellendem.
Ich persönlich habe lieber Vertrauen darin, daß die Mittel der Kunstkritik und Interpretation ausreichen, um Werke einzuschätzen. Wie Dylan mal so ähnlich sagte, ist Politik einfach viel zu banal für die Kunst.
He Moment, Dylan kann man gar nicht zitieren, der plagiiert doch nur. Ansonsten Zustimmung, Zustimmung, Zustimmung, Kopfschütteln, Zustimmung, Gute Nacht!
Schöne Kritik, lässt sich gut lesen, bietet Infos und Leidenschaft. Werd mir jetzt das Album reinziehen.