laut.de-Kritik
Die Crew aus Chicago rockt ihre Vorgruppen locker an die Wand.
Review von Michael EdeleWas technische Geräte angeht, so scheine ich zur Zeit die Pest am Arsch zu haben. Zuerst kackt mir meine Festplatte auf dem Notebook fast ab und lässt sich nur noch mit größeren Anstrengungen zumindest vorübergehend retten. Dann stehe ich im Nachtleben in Frankfurt und schieße Fotos von Lennon und Panic Cell, nur um beim vorbereiten auf den Headliner zu merken, dass meine Karte gerade mal sämtliche Bilder gelöscht hat.
Fucking hell! Aber sind wir mal ehrlich, wegen Lennon muss man sich über die fehlenden Bilder nicht wirklich ärgern. Das Trio aus Florida hat hin und wieder ein paar angenehme Grooves in seinem Sound, rauscht aber größtenteils vollkommen belanglos an mir vorbei. Rauschen ist das richtige Wort, denn der Sound im Nachtleben ist heute Abend unter aller Sau! Außer Bass, Drums und dem gefälligen, aber keineswegs mitreißendem Gesang von Fronterin Lennon lässt sich kaum etwas vernehmen. Was ich aber aus dem Gesehenen beurteilen kann: Die Leistung von Gitarrist Mikey war auch nicht der Rede wert, sorry.
Ein ganz anderes Kaliber sind da die Engländer Panic Cell. Dass da mehr Feuer hinter den Songs steckt, liegt mit Sicherheit nicht nur daran, dass die Band mit zwei Gitarristen und einem frei beweglichen Sänger agiert. Wobei frei beweglich im Nachtleben ohnehin schon übertrieben ist, am heutigen Abend aber noch durch das zweite Drumset erschwert wird. Schon ein wenig affig, wenn man auf so einer Minibühne als Headliner drauf besteht, das eigene Drumset zu benutzen, aber was soll’s. Panic Cell kommen jedenfalls obersympathisch rüber, rocken trotz ebenfalls eher mangelhaftem Sound ordentlich los und machen Appetit auf die im April/Mai erscheinende neue Scheibe. Zum Schluss darf sogar der treue Roadie mal an die Gitarre und rundet die ohnehin schon gute Stimmung ab.
Letztendlich sind es aber Soil, auf die sämtliche Anwesende gewartet haben und die legen um zehn auch pünktlich und anständig los. Sofort bildet sich vor der Bühne ein ansehnlicher Moshpit und die anwesenden Mädels (die beinahe 50% der Besucherzahl ausmachen) kreischen, wie sonst nur Kollegin Lütz bei Robbie Williams. Vor allem zwei Hühner aus Köln strapazieren das Trommelfell auf’s Äußerste. Sänger A.J. geht damit sehr relaxt um und hat sich mit der Frage nach ihren Namen unbewusst den Running Gag des Abends gesichert. Die ein heißt nämlich 'Wooooooo' und die andere 'Mhmhmhmonica'. Damit haben sich die Mädels natürlich ein Ei gelegt und müssen den Rest des Abends darunter leiden.
Doch auch neben solchen Spielchen sind Soil allerbester Laune und reihen einen Kracher an den anderen. Auch ich als beinharter Fan von Ex-Sänger Ryan McCombs muss gestehen, dass A.J. einen anständigen Job bei den älteren Hits abliefert. Die neuen Tracks reihen sich da nahtlos ein. Nach siebzig Minuten ist aber Schicht im Schacht, das Licht geht an und auf einmal mag dem ein oder anderen aufgefallen sein, dass da ja noch ein zweiter Gitarrist mit auf der Bühne stand. Der Kerl ist aber so klein, dass ihm sogar jeder Hobbit noch locker auf den Kopf spucken könnte. Gegensätzlicher könnten Shaun Glass und sein Kollege Adam Zadel kaum sein. Der dürfte nämlich auch schon mal die ein oder andere Muckibude von innen gesehen haben und ist gern am posen. Auf jeden Fall war der Abend seine Kohle mehr als nur wert und es ist mir unverständlich, warum eine Band wie Soil immer noch in einem kleinen Laden wie dem Nachtleben spielen muss.