The Dark Side Of The Moon - " Metamorphosis"

Mitglieder von Bands wie Feuerschwanz, Amaranthe oder Ad Infinitum formieren eine Projekt-basierte Formation, deren Name an eines der größten Rock-Alben ever angelehnt ist. Hinzu kommt eine Riege von Genre-Größen als Gäste wie Evergrey-Fronter Tom Englund, Ex-Delain Sängerin Charlotte Wessels oder Eluveitie-Klarstimme Fabienne Ernie.

Es wäre nun einfach, das The Dark Side Of The Moon-Projekt in die Tonne zu kloppen. Den Machern Kalkül in der Konstruktion der erfolgsversprechenden Faktoren zu unterstellen, ist nicht gerade abwegig. Und doch ist das Resultat "Metamophosis" mehr als die Summe der einzelnen Teile und nicht weit von Female Fronted-Kappelen mit einer ausgeprägten Affinität für Sinfonik entfernt wie etwa Epica, Within Temptation oder Nightwish.

Die Travestie und das Gauklertum von Feuerschwanz gehen der Gruppe glücklicherweise ab. Deren Gitarrist Hans Platz genießt die Chef-Funktion, soliert behände und spielt insgesamt auf einem deutlich höheren Niveau als bei den mittelalterlichen Vulgär-Poeten. Die Harfe von Jenny Diehl wird vornehmlich wie eine Akustik-Gitarre eingesetzt und kommt in Intro/Outro-Passagen sowie den ruhigen Parts kontrastierend zur Bratpfanne von Hans Platz zum tragen.

Wobei der Hut vor der Leistung von Platz zu ziehen ist. Da wäre zunächst die Administration und Koordinierung der Terminkalender der einzelnen Mitstreiter. Die Lizensierung der Cover-Versionen dürfte einige Absprachen und Schriftverkehr erfordert haben. Hier bringt er Erfahrung seiner Stammkapelle Feuerschwanz mit. Dass die Versionen von "The Final Countdown" (Europe) und Manowars martialische Männer-Hommage "Warriors Of The World" eine gehörige Bauchlandung darstellen, soll nicht unerwähnt bleiben. Dies gelingt mit "The Gates Of Time" deutlich besser, wobei auch hier die Spannbreite zwischen Kitsch und Kunst vollends ausgereizt wird.

"If I Had A Heart" baut die Band nah am Medieval Metal. "The Wolven Storm", die zarte Ballade aus "The Witcher 3", setzt die Formation als schmissige Metal-Nummer um mit Fist Raising Refrain und zurückgenommenen Strophen. Joan K. Rowlings berühmter Zauberlehrling und die Begleitmusik aus dessen filmischer Inszenierung steht Pate für das hinreißende und von Geigerin Rusanda Panfili vorzüglich gestrichene "Double Trouble/Luminos". Bemerkenswert gelingt hier die Adaption der anspruchsvollen Harmonik, die mehr als stupendes Gekloppe der Marke "Die Hörner Hoch" ist und deren klassische Anbindung für Abwechslung und Nachhaltigkeit im Hörvergnügen sorgt.

"Jenny Of Oldstones", im Original von Florence And The Machine als Soundtrack der achten Staffel von Game Of Thrones veröffentlicht, dient als Blaupause für das Projekt. Mit einer martialischen Metal-Legierung versehen, gewann Hans Platz 2021 die Ad Infinitum-Sängerin Melissa Bonny für diesen Song. Das Resultat überzeugt die Musiker, geht viral und mündet in einen Plattendeal bei einem renommierten Metal-Label. Diese Vorschusslorbeeren setzt die Gruppe in den kommenden 1 1/2 Jahren parallel zu den Planungen und Releases der Stammformationen in Material für das Debüt "Metamorphosis" um.

Fronterin Melissa Bonny beherrscht sowohl emotionalen Klargesang im Stile von Cammie Gilbert (Oceans Of Slumber) als auch kraftvolle Growls wie Arch Enemy Power-Fronterin Alissa White-Gluz und ist mit ihrer Ausstrahlung das Aushängeschild. Sie überzeugt sowohl in den Solo-Nummern als auch den Duetten mit Wessels und Englund. Ob The Dark Side Of The Moon nur ein Ableger sind, um Geld zu verdienen oder ein ernstzunehmender Player im Konzert der Femal Fronted-Kapellen, wird die Zukunft zeigen. Kirmes-Kapelle oder Kunst-Konglomerat? Entscheidet selbst!