laut.de-Biographie
Florence And The Machine
Hinter dem an sich harmlosen Etikett Indiepop verbergen sich oft die interessantesten Stilmixturen. Im Fall der britischen Formation Florence And The Machine zum Beispiel eine wilde Mischung aus Soul, Folk und Punk, oder wie Frontfrau Florence Welch erklärt: "Die Musik, die Lily Allen oder Kate Bush machen würden, wären sie, eingesperrt in einen Käfig voller Schlangen, im Keller eines Beerdigungsinstituts in Louisiana aufgewachsen."
Ganz so schlimm verläuft Welchs Kindheit jedoch nicht. Die 1987 in London geborene Sängerin und Songwriterin wächst als Tochter eines Werbefachmanns und einer Kunsthistorikerin auf. Bis heute sieht sie in der bildenden Kunst eine wichtige Inspirationsquelle. Darüber hinaus bereitet allerlei Alltägliches den Nährboden für ihre bildreichen, oft makaberen Texte. Um ihre Lyrik wirkungsvoll in Szene zu setzen, schart die Chanteuse ihre Begleitband The Machine um sich. Die Gruppe tritt in wechselnder Besetzung auf, zum Kernteam gehören allerdings Robert Ackroyd (Gitarre), Christopher Lloyd Hayden (Schlagzeug), Isabella Summers (Keyboards) und Tom Monger (Harfe).
Über den wuchtigen Klangfundamenten der Truppe thront versiert und energisch Welchs Stimme. Die beeindruckt bereits in frühen Kindertagen im Kreis der Verwandtschaft, wenn die kleine Florence bei Hochzeiten wie Beerdigungen singt. Außerdem tanzt sie leidenschaftlich gerne auf der Plattentruhe ihres Vaters. Darin befinden sich Alben von The Smiths und Velvet Underground. Ihre Mutter sorgt mit Tom Jones und den Monkees für die nötige Abwechslung.
Mit elf Jahren nimmt Welch ihre ersten Gesangsstunden. Die Jungmusikerin übt italienische Arien und Soul-Nummern von Dusty Springfield. "Es war eine eigenartige Mischung und ich denke, von ihr habe ich meine große Bandbreite", erinnert sie sich. Zudem steht sie auf die White Stripes und Kate Bush. Angeregt von dem bunten Durcheinander komponiert die Nachwuchskünstlerin schon bald eigene Stücke.
Im fortgeschrittenen Teenager-Alter verpflichtet sich die Songschreiberin ganz der Punk-Bewegung. Entsprechend gestylt begibt sie sich auf zahlreiche Konzerte angesagter Genre-Bands: Ihre Helden heißen Green Day und Nirvana. Mit The Toxic Cockroaches sammelt die Jungmusikerin erste Banderfahrung. Nach einer eher mäßig erfolgreichen Schullaufbahn beginnt Welch ein Kunststudium am Londoner Camberwell College Of Art. Dort besucht sie die Gigs einiger College-Bands. Das verstärkt ihre Vorliebe für verrückte Outfits und theatralische Bühnenshows noch weiter.
2006 kommt es schließlich zu einer schwerwiegenden Begegnung: Auf der Toilette eines Londoner Clubs trifft die betrunkene Florence Welch auf Mairead Nash, eine Hälfte des DJ-Duos Queens Of Noize. Welch wittert die große Chance und gibt ihrem erstaunten Gegenüber einen Song der Blues-Legende Etta James zum Besten. Die DJ ist begeistert. Sie lässt sich nicht lange bitten und übernimmt bereitwillig das Management der aufstrebenden Musikerin. Florence bricht ihr Studium ab und macht sich ans Debütalbum. Einen ersten Eindruck der Platte vermitteln die Singles "Kiss With A Fist" und "Dog Days Are Over" - die Tracks schlagen bei Kritikern und Trendscouts ein wie eine Bombe. Umjubelte Liveshows tun ihr Übriges.
Noch bevor der Erstling "Lungs" im Juli 2009 erscheint, erhalten Florence und ihre Machine die wirksame Unterstützung der BBC. Dank der Promo dieser Institution kann sich die Formation über Zusagen der renommierten Festivals Glastonbury und Reading and Leeds freuen. Zudem spielt sie im Vorprogramm solch angesehener Kollegen wie MGMT oder Blur und ist Teil der NME Awards Tour 2009, die zusätzlich White Lies, Friendly Fires und Glasvegas featured. Im Februar 2009 gewinnt Welch den Critics' Choice Award der Brit Awards, eine Auszeichnung für Newcomer, die noch kein Album veröffentlicht haben.
Bei all dem Zuspruch wundert es nicht, dass Florence Welch sehr zufrieden auf ihr gegenwärtiges Leben blickt. "Ich habe meinen idealen Job", erzählt sie. "Mir gefällt das Singen, mir gefällt das Tanzen, mir gefällt es, Trommeln zu schlagen und mich verrückt anzuziehen, und jemand bezahlt mich dafür - es ist unglaublich."
Nach "Ceremonials" (2011) ändert sich die Stimmungslage. "Ich habe mich selbst nicht glücklich gemacht und ich war sehr instabil. Es war demnach auch eine sehr verletzliche Zeit für mich", erzählt sie in einem BBC-Interview von den Aufnahmen zum 2015 erscheinenden dritten Album. Dass "How Big How Blue How Beautiful" ihr persönlichstes Album bisher ist, zeigt sich nicht nur dadurch, dass Drama Queen Florence ganz alleine mit ihrem Vornamen auf dem Cover verweilt - die Band steht mittlerweile definitiv im Hintergrund. Auch klingt die Sängerin erwachsener und weiser, als hätte sie einen Sturm hinter sich gelassen.
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