Porträt

laut.de-Biographie

The Paper Chase

Morbide. Pathologisch. Sadistisch und masochistisch zugleich. Wenn John Congleton Songs schreibt, fließen blutige Metaphern literweise aus seiner Feder. Von 1998 an schraubt der Mastermind hinter The Paper Chase ("Schnitzeljagd") mit schaurig-schöner Regelmäßigkeit Langspielplatten zusammen. Kein Jahr vergeht seither ohne Beitrag aus Congletons Avantgarde-Jazznoisepunk-Kammer des Schreckens. Die Beziehungsfleischerei eines neurotischen Genies, das auszog, der Worthülse "Emo" das Fürchten zu lehren.

The Paper Chase - Someday This Could All Be Yours (Part 1) Aktuelles Album

Bevor der Texaner beginnt, seine Fantasien in akustisches Messerwetzen zu übersetzen, verdient er sich vornehmlich als subtiler Stimmungsmacher hinter dem Mischpult. Produktionen für Logh und The 90 Day Men führt der Maniac in seinem bis heute ständig wachsenden Portfolio. Dann öffnet der ehemalige Jazz- und Musiktheorie-Student ein weiteres Ventil seines bizarren, von Panikattacken gefolterten Geistes. Für das mit Begleitband eingespielte Debüt "Young Bodies Heal Quickly, You Know" gewinnt Congleton den kleinen US-Indie Beatville.

Auf dem Album malträtiert der Bandchef verstimmte Klaviere und Orgeln, lässt Saiten bis über die Schmerzgrenze hinaus erzittern, singt in hysterischer Raserei über weitere atonale Mordwerkzeuge wie Celli und Trompeten. Atmosphärische Zwischenspiele und die Mitmusiker Aryn Dalton (Schlagzeug, Percussion), Sean Kirkpatrick (Synthesizer, Piano) und Bobby Weaver (Bass) unterstützen ihn bei der Realisation tödlicher Eifersuchtsdramen.

Zu den weiteren kathartischen und nicht minderschwer klassifizierbaren Ergüssen zählt neben diversen Split-EPs (Xiu Xiu, Will Johnson, Red Worms Farm) auch "Control-Alt-Delete-U", ein imaginärer Soundtrack zu einem selbst erdachten Splatterstreifen. Body count: unbekannt. Stets gibt Congleton Ankläger, Richter und Vollstrecker in Personal-Union. Die Stücke erzählen von zurückgewiesener Liebe, Frustration, Sünde, Betrug, Angst.

Oder wie The Paper Chase selbst erklären: "82 Prozent Cage-like frantic desparation, 3 Prozent powdered cyncisim, 5 Prozent coagulated symbolistic discontent, 10 Prozent small boy trapped in a rather uncomfortable box." Man mag die Grenzen mit Drive Like Jehu, Steve Albini, Pixies und King Crimson teilen, nichtsdestotrotz stellen sie nicht mehr als lockere Referenzpunkte in einem weiten Land voller Verzweiflung und Tod dar. Wem die dortigen permanenten Lärmattacken Kopfschmerzen bereiten, hätte vielleicht nur genauer hinhören müssen: "This was never meant to feel good."

Alben

Surftipps

  • The Paper Chase

    Samples, Videos, Diskographie.

    http://www.thepaperchaseband.com
  • Myspace-Präsenz

    "We are not under 'music', this is not a commercial."

    http://profile.myspace.com/index.cfm?fuseaction=user.viewprofile&friendID=3234198

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