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Datum: 11. November 2003
Location: Stuttgart
Die Röhre
Alle Termine ohne Gewähr

Review

laut.de-Kritik

Zurück blieben: pfeifende Ohren, ein heftiger Kater und reichlich Begeisterung.

Review von Giuliano Benassi

"I got nothing to do, but hang around and get screwed up" brüllte Sänger Andy Cairns gegen Ende des Konzert bei "Screamager" ins Mikrofon. Eine Aussage, die viele Zuschauer durchaus wörtlich nahmen, denn Stunden später standen sie immer noch herum und tauschten sich bierselig mit den Bandmitgliedern aus. Es war das entspannte Ende eines durchaus gelungenen Konzerts.

Gut gelaunt stürmten Therapy? kurz nach zehn die Bühne, nachdem die Vorband Pinkystar mit Doors-Allüren und krachigem Sound zwar nicht überzeugte, dafür die Ohren an den erhöhten Lärmpegel gewöhnte. Los ging es mit "Hey Satan, You Rock", dem Eröffnungsstück von Therapy?s neuestem Albums "High Anxiety". Das Publikum begann schon bei den ersten Takten zu tanzen und nutzte die absperrungslose Bühne, um in die ausgestreckten Arme der ersten Reihen zu springen.

Die Enge der Röhre, die in einem Tunneleingang untergebracht ist, sorgte für eine freundliche Stimmung. Trotz der harten Riffs und der stellenweise aggressiven Texte schienen sich alle lieb zu haben - zumindest landete bei der Sprungakrobatik niemand unsanft auf dem Boden. Auch die Band schien nichts dagegen zu haben, dass ihre ohnehin kleine Bühne auch noch als Schanze herhalten musste.

Abwechslungsreich spielten sie sich durch ihr Repertoire. Der Schwerpunkt lag zwar beim neuen Material, aber auch Fans der ersten Stunden kamen auf ihre Kosten. Neben sieben Stücken aus "Troublegum" (1994), darunter "Die Laughin'", "Turn", "Isolation", "Nowhere" und dem unverwüstlichen "Screamager", gab es auch die frühen "Punishment Kiss" und "Dancin' With Manson" aus ihrem Debütalbum "Babyteeth" (1991), "Potato Junkie" aus "Pleasure Death" (1992) sowie "Teethgrinder" aus "Nurse" (1993). Sie verzichteten lediglich auf ihren 95er Hit "Diane", aber die eher ruhige Cellobegleitung hätte eh nicht richtig zur Stimmung gepasst.

Nach dem Konzert blieben neben pfeifenden Ohren und einem heftigen Kater die Erkenntnis, dass Therapy? nicht nur auf DVD, sondern auch on the road wieder zur alten Stärke gefunden haben. Zwar ließen sie musikalisch ihre Identität nie vermissen, dennoch schlugen sich Personalwechsel und Probleme mit Labels in den letzten Jahren auf ihre Tätigkeit nieder. Das ist nun hoffentlich für längere Zeit vorbei, denn wenn sie so weitermachen wie in der Stuttgarter Röhre, ist noch Einiges von ihnen zu erwarten.

Artistinfo

LAUT.DE-PORTRÄT Therapy?

Beeinflusst von Bands wie Big Black, Snuff oder Hüsker Dü (deren Song "Diane" sie auf "Infernal Love" covern), gründen Sänger/Gitarrist Andy Cairns, …