Fünf Jahre hat sich Johan Edlund Zeit gelassen, um endlich den Nachfolger zum starken "Prey"-Album abzuliefern. Langweilig wird ihm in der Zeit nicht gewesen sein, gab es doch noch die DVD "The Church Of Tiamat" fertig zu stellen und ein zweites Lucyfire-Album aufzunehmen. Doch nun liegt "Amanethes" …
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als er seinerzeit bei einem Gig in Stuttgart aus Angst um seine Monitore die wilde Menge mit den Worten "headbanging is more evil than stage diving!" bändigte - oder zumindest versuchte ...
Und plötzlich war Evil-Johan ziemlich unevil. Aber das ist jetzt auch schon bald 15 Jahre (verdammte Sch**ße!) her.
Mit tiamat ist es ja immer ein wenig wie mit einer pralinenschachtel. Man ahnt schon im vorhinein, dass dort neben den favoriten auch sachen angeboten werden, die man eigentlich eher nicht unbedingt konsumieren möchte. Das hängt natürlich immer mit der sehr hohen stilistischen bandbreite von edlunds songs zusammen. Tiamat ist ja mittlerweile eine art perfekte tribute band voller hommagen an große goth-, metal- und psychedelicvorbilder mit eigenem songwriting. Da sind die vergleiche herrn edeles schon sehr treffend. Der facettenreichtum ist gleichwohl deutlich ausgeprägter. "Equinox Of The Gods" beispielsweise klingt vor allem in bridge und refrain so täuschend echt nach the nephilims zoon (bzw fields o.t. nephilims mourning sun) und vokalistisch derart ähnlich einem carl mccoy, dass man fast vergisst, hier herrn edlund zu hören.
„Temple Of The Crescent Moon“ lässt in der strophe interessanterweise ein fast konterkarierendes fröhliches synthie-geklimper parallel laufen, welches in sound und spielweise an ein xylophon (!) erinnert. Derartiges habe ich noch in keinem gothsong erlebt.
Die zusammengehörigen „summertime is gone/ Katarraktis Apo Aima“ erschaffen im eruptiven refrain die weiterführung von pink floyds „nile song“ mit modernen mitteln, inklusive angedeutetem „another brick“ gitarrensolo zum ende des ersten songteils.
„Raining Dead Angels“ erinnert (mich) stimmlich an einen geschwindigkeitshalbierten und gezähmten dimmu borgir-song zu „stormblast“-zeiten incl. der charakteristischen simplen keyboardtupfer.
„via dolorosa“ könnte ebsogut ein moonspell-track in der „irreligious“ phase sein.
„meliae“ wiederum klingt als wenn der alan parsons project-sänger eric wolfson eine david gilmour-komposition einsingen würde.
Der kreative höhepunkt ist für mich der letzte song „amanes“, welcher gesanglich endlich mal authentisch nach johan edlund klingt und qualitativ an vergangene psychedelic-glanztaten wie zb teonacatl (deeper kind of slumber) anknüpft. Klar…es gibt auch hier ein schönes fremdes puzzleteil, die tangerine dream/klaus schulze-keyboards, aber alles in allem wird hier ein typisches edlund = edlund stück serviert.
Ebenso lässt sich schon das vorherige amanitis einsortieren, welches ab der 2. hälfte eigentlich schwermütigen scandinavian folk bietet. Sehr ästhetisch.
Referenzen an die anfangszeiten tiamats wird man hier vergeblich suchen. Ein hammer a la „sleeping beauty“ ist nirgends in sicht. Edlund wird diesen auch schönen teil seiner karriere wohl weiterhin schlafen lassen.
Edlund hat mit diesem patchwork-album mal wieder unter beweis gestellt, dass er wohl der legitime nachlaßverwalter für ehemals großartige genrepioniere ist, dessen songwriting immer noch gut genug ist, dem copycat-vorwurf zu trotzen.
Dennoch wird er immer nur dann so richtig weltklasse, wenn er sich mal aller zitierwut befreit und einfach dem schwedischen psychopilz-songwriter in seinem kopf das ruder lässt.
Tiamat ist schon ne tolle Band (ok, ist mehr so ne einmanngeschichte), und auch die neue Scheibe finde ich gelungen. Wieder mal ein bißchen härter, nicht ganz so pinkfloydig. Was mich irritiert ist ihre Vergangenheit. Die wenigsten wissen, daß sie früher mal unter dem Namen "Treblinka" aufgetreten sind (so hieß ein polnisches Massenvernichtungslager). Beweggründe dafür sind mir allerdings nicht bekannt.
hatte keinerlei verdächtigen rechtsradikalen hintergrund. war reine provokation. bzgl derartiger tendenzen ist der weltoffene johan zum glück unverdächtig.
Fünf Jahre hat sich Johan Edlund Zeit gelassen, um endlich den Nachfolger zum starken "Prey"-Album abzuliefern. Langweilig wird ihm in der Zeit nicht gewesen sein, gab es doch noch die DVD "The Church Of Tiamat" fertig zu stellen und ein zweites Lucyfire-Album aufzunehmen. Doch nun liegt "Amanethes" …
... der liebe Johan!
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als er seinerzeit bei einem Gig in Stuttgart aus Angst um seine Monitore die wilde Menge mit den Worten "headbanging is more evil than stage diving!" bändigte - oder zumindest versuchte ...
Und plötzlich war Evil-Johan ziemlich unevil.
Aber das ist jetzt auch schon bald 15 Jahre (verdammte Sch**ße!) her.
Das nur nebenbei als kleine Anekdote
Mit tiamat ist es ja immer ein wenig wie mit einer pralinenschachtel. Man ahnt schon im vorhinein, dass dort neben den favoriten auch sachen angeboten werden, die man eigentlich eher nicht unbedingt konsumieren möchte. Das hängt natürlich immer mit der sehr hohen stilistischen bandbreite von edlunds songs zusammen.
Tiamat ist ja mittlerweile eine art perfekte tribute band voller hommagen an große goth-, metal- und psychedelicvorbilder mit eigenem songwriting.
Da sind die vergleiche herrn edeles schon sehr treffend. Der facettenreichtum ist gleichwohl deutlich ausgeprägter.
"Equinox Of The Gods" beispielsweise klingt vor allem in bridge und refrain so täuschend echt nach the nephilims zoon (bzw fields o.t. nephilims mourning sun) und vokalistisch derart ähnlich einem carl mccoy, dass man fast vergisst, hier herrn edlund zu hören.
„Temple Of The Crescent Moon“ lässt in der strophe interessanterweise ein fast konterkarierendes fröhliches synthie-geklimper parallel laufen, welches in sound und spielweise an ein xylophon (!) erinnert. Derartiges habe ich noch in keinem gothsong erlebt.
Die zusammengehörigen „summertime is gone/ Katarraktis Apo Aima“ erschaffen im eruptiven refrain die weiterführung von pink floyds „nile song“ mit modernen mitteln, inklusive angedeutetem „another brick“ gitarrensolo zum ende des ersten songteils.
„Raining Dead Angels“ erinnert (mich) stimmlich an einen geschwindigkeitshalbierten und gezähmten dimmu borgir-song zu „stormblast“-zeiten incl. der charakteristischen simplen keyboardtupfer.
„via dolorosa“ könnte ebsogut ein moonspell-track in der „irreligious“ phase sein.
„meliae“ wiederum klingt als wenn der alan parsons project-sänger eric wolfson eine david gilmour-komposition einsingen würde.
Der kreative höhepunkt ist für mich der letzte song „amanes“, welcher gesanglich endlich mal authentisch nach johan edlund klingt und qualitativ an vergangene psychedelic-glanztaten wie zb teonacatl (deeper kind of slumber) anknüpft. Klar…es gibt auch hier ein schönes fremdes puzzleteil, die tangerine dream/klaus schulze-keyboards, aber alles in allem wird hier ein typisches edlund = edlund stück serviert.
Ebenso lässt sich schon das vorherige amanitis einsortieren, welches ab der 2. hälfte eigentlich schwermütigen scandinavian folk bietet. Sehr ästhetisch.
Referenzen an die anfangszeiten tiamats wird man hier vergeblich suchen. Ein hammer a la „sleeping beauty“ ist nirgends in sicht. Edlund wird diesen auch schönen teil seiner karriere wohl weiterhin schlafen lassen.
Edlund hat mit diesem patchwork-album mal wieder unter beweis gestellt, dass er wohl der legitime nachlaßverwalter für ehemals großartige genrepioniere ist, dessen songwriting immer noch gut genug ist, dem copycat-vorwurf zu trotzen.
Dennoch wird er immer nur dann so richtig weltklasse, wenn er sich mal aller zitierwut befreit und einfach dem schwedischen psychopilz-songwriter in seinem kopf das ruder lässt.
Tiamat ist schon ne tolle Band (ok, ist mehr so ne einmanngeschichte), und auch die neue Scheibe finde ich gelungen. Wieder mal ein bißchen härter, nicht ganz so pinkfloydig.
Was mich irritiert ist ihre Vergangenheit. Die wenigsten wissen, daß sie früher mal unter dem Namen "Treblinka" aufgetreten sind (so hieß ein polnisches Massenvernichtungslager). Beweggründe dafür sind mir allerdings nicht bekannt.
hatte keinerlei verdächtigen rechtsradikalen hintergrund. war reine provokation.
bzgl derartiger tendenzen ist der weltoffene johan zum glück unverdächtig.
tja. von allem etwas, aber nichts davon so wirklich richtig gut. meiner meinung nach das schwächste tiamat album seit langem.