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Tropical Fuck Storm

Im Zentrum von Tropical Fuck Storm steht das Paar Gareth Liddiard und Fiona Kitschin, die zuvor lange Jahre mit wechselnden Musikern die australische Rockband The Drones bildeten. Nach deren 2016er-Schlusswerk "Feelin Kinda Free" entschieden sich die beiden Australier dazu, The Drones auf Eis zu legen und eine neue Band zu gründen. Den Namen haben sie praktischerweise schon: Tropical Fuck Storm Records war das für das letzte Album gegründete Label der Gruppe.

Live-Review: Tropical Fuck Storm in Berlin Aktuelle News
Live-Review Tropical Fuck Storm in Berlin
Viel besser als auf Platte: Das Quartett aus Melbourne präsentiert sich in der Hauptstadt tight und mitreißend.

Der Zeitpunkt der Bandneugründung war mindestens seltsam: "Feelin Kinda Free" ist bereits das sechste Album von den Drohnen und wird weit außerhalb von Ozeanien aufgenommen – und das sehr positiv, ein The Guardian-Lob bekommt nicht jeder. Dazu kommt, dass Liddiard und Kitschin seit 2002 das unumstrittene kreative Entscheidungszentrum von The Drones sind. Warum also sich häuten, wenn die alte Hülle doch noch so gut passt?

2017 rekrutiert das Pärchen die Australierinnen Erica Dunn (Gitarre) und Lauren Hammel (Schlagzeug, von der Metalband High Tension) für Aufnahmen mit neuem Songmaterial. Und dann macht sich eben doch bemerkbar, dass für Tropical Fuck Storm nicht ganz die üblichen Regeln des Sich-Empor-Arbeitens gelten. Denn schon 2017 touren die Australier, von ein paar 7-Inches abgesehen ohne veröffentlichtes Songmaterial, in den USA als Vorband von Band of Horses und den befreundeten Fuzzern King Gizzard & The Lizard Wizard.

Der Erstling folgt 2018 mit "Laughing Death In Metaspace", und siehe da: Das Risiko zahlt sich aus. Tropical Fuck Storm finden sofort einen eigenen Stil, den vor allem eines auszeichnet: Es ist verdammt viel los. The Drones folgen noch klassischeren Alternative Rock-Schemata, durchaus progressiv, aber bei Songs wie "Words From The Executioner To Alexander Pearce" ist der Sound gemächlich und alles Elektronische nur Beiwerk. Dagegen sirrt und schleift es an allen Enden und in tragender Rolle beim tropischen Bumsgewitter.

Liddiard und die Synthesizer liefern sich Wettrennen um die dramatischsten Höhen und Tiefen, alles hört sich nach einer Mischung aus Refrain und Interlude an. Während bei den Drohnen oft männliche Backing Vocals zum Einsatz kamen, singen Dunn und Kitschin beständig und dramatisch in zweiter Reihe mit, verstärken so noch das Jauchzen im Sound. Folgerichtig überschlägt sich das Feuilleton, bis hin zum Olymp von Pitchfork, mit Liebesbekundungen und Lobgesängen. Die frühere Popgroßmacht Australien ist sowieso aus dem Häuschen, dass einer der ihren wieder richtig angesagt ist.

Tropical Fuck Storm - Deep States Aktuelles Album
Tropical Fuck Storm Deep States
Eine subtropische Fickböe aus Down Under.

Und ebenso absehbar krallt sich ein Label die junge Band: Joyful Noise, ein Indielabel aus Indianapolis, das auch andere weirde Qualitätsbands wie No Joy und Deerhoof zu seinem Roster zählt. Tropical Fuck Storm machen direkt weiter, touren, performen mal eben einen alternativen Soundtrack zum Film "No Country For Old Men" und veröffentlichen schon im Folgejahr 2019 ihr zweites Album "Braindrops". Wieder von allen Seiten wärmstens aufgenommen, beugt sich das Album eher Richtung Psychedelia und findet so das Lob vom Altvorderen Iggy. Klare Hits fehlen aber, was sich kommerziell und in einigen Jahresbestenlisten negativ äußert.

Es folgt 2021 das politisch angehauchte "Deep States", begleitet durch die sperrige, irgendwo zwischen Talking Heads und The Fall liegende Single "Give A Fuck Fatigue". Lyrisch entfernt sich Liddiard dabei zumindest ein Stück weit von seinem vielgelobten, abstrakten und bilderreichen Storytelling zur Zustandsbeschreibung der politischen Welt. Das Album nähert sich mit seinem Groove dem Erstling an, der Späte-MGMT-Stream-Of-Consciousness-Effekt fällt diesmal geringer aus, ebenso die Krawalligkeit. Die Single "New Romeo Agent" ist fast ein normaler Popsong.

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