Porträt

laut.de-Biographie

Deerhoof

Kann eine Band, die Simpsons-Erfinder Matt Groening, Radiolegende John Peel und Yeah Yeah Yeahs-Frontfrau Karen O zu ihren treuesten Fans zählt, langweilig sein? Eine eher rhetorische Frage bei so geschmackssicheren Verehrern. Woher die Begeisterung rührt, erklärt sich beim Einlegen eines Longplayers sofort: Deerhoof fahren ihre ganz eigene Schiene zwischen psychedelischem Sixtiesrock und infantilem Experimentalnoise. Die Endhaltestelle ist dabei immer dieselbe und heißt 'Hakenschlagender Indiepop'.

Deerhoof - The Magic
Deerhoof The Magic
Riecht nach Bierflaschen, Schweiß und Aschenbechern.
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Schon im März 1994 formen Drummer/Keyboarder Greg Saunier und Gitarrist Rob Fisk in San Francisco die Band. Nachdem via Kill Rock Stars die Singles "Return Of The Wood M'Lady" und "For Those Of Us On Foot" erschienen sind, stößt Satomi Matsuzaki dazu. Obwohl der Posten am Mikrofon für sie völliges Neuland darstellt, kürt das Duo die gebürtige Japanerin nicht nur zur Bassistin, sondern auch zur Frontfrau. Schnell stellt sich heraus, was für ein Glücksgriff Matsuzaki ist: Ihr kindgleicher Gesang, der starke Akzent und die zum Teil gagaistischen Nonsenstexte bilden einen hervorragenden Kontrast zum schroffen Gitarrensound der Gruppe.

Eine Woche später stehen Deerhoof das erste Mal auf der Bühne. Im November 1997 veröffentlichen die drei ihr Debütalbum "The Man, The King, The Girl" auf Kill Rock Stars und dem Kleinlabel 5 Rue Christine. Das Zweitwerk "Holdy Paws" bringt einschneidende Veränderungen im Lineup: Kelly Goode, die erst im Februar 1998 eingestiegen war, verlässt die Band ebenso wie Gründungsmitglied Fisk. Dafür rückt Gitarrist John Dieterich nach, später gemeinsam mit Saunier Dauergast auf den Alben von Xiu Xiu-Mastermind Jamie Stewart. Als mit Chris Cohen 2001 ein zweiter Gitarrist hinzukommt, landet die Besetzungscouch erstmal auf dem Sperrmüll.

Der Sprung vom Insidertipp zum Celebrity-Liebling gelingt mit Platte Nummer vier. "Reveille" gelangt im Juni des Folgejahres ans Tageslicht und erntet begeisterte Kritiken. Sonic Youth laden Deerhoof zu einer gemeinsamen Tournee ein, ein Album später ruft angeblich sogar Beck persönlich an, um den Schlagzeuger für die Aufnahmen zu "Guero" zu gewinnen. Terminprobleme verhindern die Kollaboration allerdings. Anfang 2004 wähnt sich das Quartett auf dem vorläufigen Höhepunkt der Karriere, als Karen O bei den Rolling Stone Music Awards 2003 Apple O' in ihre persönliche Topliste wählt.

Auf eine Nominierung zum "Outstanding Alternative Album" bei den California Music Awards und einen Editor's Choice Award des 7X7-Magazins folgen Liveauftritte mit Wilco und The Roots, bis im März 2005 die japanischsprachige "Green Cosmos"-EP erscheint. Von der medialen Lobhudelei ungerührt, ziehen sich Saunier und Kollegen ins Studio zurück. Ein halbes Jahr lang werkelt man an den 20 neuen Stücken von "The Runners Four", ein Album, das die Spielzeiten der Vorgänger mal eben verdoppelt. Zeitgleich zu den live eingespielten Aufnahmen veröffentlichen sie über ihre Webseite eine Deerhoof-Tributplatte, die Fans frei herunterladen können.

Mehrere Handvoll Alben, zig Jahre Bandhistorie und noch keine Erschöpfung und nachlassende Kreativität in Sicht. Deerhoof leben eben länger.

Alben

Deerhoof - The Magic: Album-Cover
  • Leserwertung: 3 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2016 The Magic

Kritik von Sven Kabelitz

Riecht nach Bierflaschen, Schweiß und Aschenbechern. (0 Kommentare)

Surftipps

  • Offizielle Deerhoof-Seite

    Wie die Musik: quietschbunt und schwer zu lesen. Über den Remix-Link lassen sich sich Songs neu abmischen.

    http://deerhoof.killrockstars.com
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    Deerhoof @ Facebook.

    https://www.facebook.com/Deerhoof

1 Kommentar

  • Vor 8 Jahren

    Als Vorband der Red Hot Chili Peppers im Nov 2016 in Berlin gesehen, am Anfang recht unbefangen an die Sache rangegangen, obwohl schon auf Spotify kurz angehört, entwickelte ich der Band gegenüber eine wachsende Abneigung. Man kann sich als Fan der Peppers auch eingestehen, dass Gesang nicht immer perfekt sein muss, zumal die Musik echt gut war. Jedoch reagierte der Großteil des Publikums wie ich und ging der Band nicht genug ab (Satomi Matsuzaki versuchte uns mit Armbewegungen zum Mitmachen zu animieren, was fehlschlug), was darin mündete, dass sich Greg Saunier mit einem "Berlin ist scheiße" verabschiedete. Es gibt bestimmt eine Menge Fans der Band, an dem Abend waren sie leider nicht in Berlin.