laut.de-Biographie
Ugly God
Vor einigen Jahren konnte man nicht abschätzen, ob und inwiefern die kommerzielle Aufmerksamkeit gegenüber Rappern wie Lil Jon, Soulja Boy oder Lil B Konsequenzen für die Raplandschaft haben würde. Gewähren wir den verzweifelten alten Heads vergangener Generationen also einen kurzen Blick in die Zukunft, ins Jahr 2017:
Ein Typ am Strand, auf seinem Pulli steht in dicken Lettern "HENTAI", auf seinem Kopf eine schlecht sitzende Super Mario-Kappe. In anderen Singles verkündet er seine Liebe zur schnelllebigen Selbstbefriedigung ("I Beat my Meat"), wiederholt das Wort "Bitch" bis zur Erleuchtung ("Bitch") oder beleidigt sich selbst ("Fuck Ugly God"). Dieser Typ ist in der Zukunft Teil der XXL Freshman-Class und befindet sich gerade auf dem Rückzug aus den Charts.
Ja, Menschen vergangener Tage: Meme-Rap ist ein Ding. Und es gibt keine Orte, an denen ihr euch davor verstecken könnt: Rapper wie Lil Yachty, Lil Pump oder Ugly God sind feste Bestandteile des kommerziellen Kanons geworden – und der schockierende Teil: Alle sind cool damit.
Und das ist eigentlich sogar ganz in Ordnung so. Verglichen mit anderen Rappern, die es eher dem Neuartigkeits-Faktor und dem Meme-Potential verdanken, bekannt geworden zu sein, punktet Ugly God nämlich definitiv auch mit Rapskills, kreativen Punchlines und grundsolider Produktionsarbeit aus seiner eigenen Feder.
Der in Houston geborene MC hört eigentlich auf den Geburtsnamen Royce Rodriquez und beschäftigt sich schon früh in seinem Leben mit Musik: Tatsächlich sind es die Aufreger der Vorgeneration, die ihn beeindrucken und inspirieren. Lil B, Soulja Boy, Mims, die Crunk-Ära hinterlässt sichtliche Spuren an Rodriquez.
Dennoch erscheint die Musikkarriere ihm weder realistisch noch erstrebenswert: Er schreibt sich an der University of Southern Mississippi für Informatik ein. Ein Fach, das er nie beenden sollte, denn im selben Jahr explodiert von einem Soundcloud-Profil und einem YouTube-Video heraus seine Single "Water". Der repetitive Trap-Banger, der musikalisch wie verbal Grüße an kontemporäre Rapper wie Lil Yachty und 21Savage ausrichtet, entwickelt sich zu einem viralen Hit.
In der folgenden Zeit veröffentlicht Ugly God konstant weitere Musik, sammelt Klicks ohne Ende und verkündet schlussendlich sogar sein Debüt-Projekt "Booty Tape". Doch bis dieses Mitte 2017 endlich erscheint, ziehen noch einige Tage ins Land.
Er vertreibt sich die Zeit mit Gigs, einem Platz in der XXL Freshman-Liste 2017 und vereinzelten Gastauftritten für andere Musiker, während seine Marke sich ausprägt und stetig neue Fans anzieht. Und auch wenn er dafür das Potential mitbringt, verlässt sich das im August 2017 veröffentlichte "Booty Tape" noch vorrangig auf Witze, Humor und kurzweilige Punchlines. Ein Konzept, das ihn immerhin dahin gebracht hat, wo er heute steht, allerdings lässt sich die Halbwertszeit eines solchen Vorgehens auch mit geschlossenen Augen abschätzen. Nun fragt sich also, wohin die Route Ugly God führen wird. Vielleicht steht ja doch noch ein rabiater Kurswechsel ins Haus.
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