laut.de-Biographie
Züri West
Eine Bilderbuchbiographie liefert Züri West für alle politisch engagierten Rock gegen Rechts - Fans. 1984 formierte sich die Crew um Frontmann Kuno Lauener. Erste Erfahrungen mit Konzerten sowie Polizeieinsätzen lassen die Band zum Insider-Tip der Berner (Hausbesetzer-)Szene gedeihen. Schon der Name der Band ist eine Provokation, bezieht er sich doch auf die spöttische Abwertung Berns als Stadtteil der Banken- und Geld-Metropole Zürich.
In den folgenden zwei Jahren etabliert die Band sich landesweit als Headliner auf den großen Festivals und absolviert Rundfunk und TV-Auftritte in Massen. 1987 stehen sie "an der gefährlichen Schwelle zur ersten nationalen Hymnenband" (Der Tagesanzeiger), was sich durch erneute Tränengaseinsätze der Polizei belegen lässt.
Ein Jahr später werden sie auf der "Pop Tell 88" als beliebteste Rockband der Eidgenossen gekrönt. Es folgt ein No.1 Hit in den Charts, während der Wirkungskreis über die Grenzen ausgedehnt wird. 1990 wird ihre bis dahin 3. Scheibe "Elvis" vergoldet. Tripel-Platin gibts dagegen erst 1994 für "Züri West", die von 0 auf 1 in die Charts hüpft.
Seitdem fröhnen sie dem Bandalltag: Konzerte, Tourneen, Platten und machen, dazwischen ausgiebig pausieren und immer mal wieder "tolle Scheiben" auf den Markt schmeißen. Direkt auf Platz eins der Schweizer Charts springt auch das 2001 veröffentlichte "Radio Zum Glück", dessen Titel den neuen Werbeslogan des deutschsprachigen Senders DRS3 auf die Schippe nimmt.
Nicht zu Unrecht, denn das früher recht innovative und auch musikalisch interessante DRS3 ist mittlerweile zum Formatradio verkommen und sendet tatsächlich "nume Scheiße" (zumindest tagsüber). Leider hat sich bislang kein deutscher Vertrieb für die Scheibe gefunden, was nach Auskunft der Berner Weltrekords mit der für deutsche Ohren schwer verständlichen Mundart-Lyrik von Züriwest-Sänger Kuno Lauener zusammenhängt.
Nun, vielleicht liegts auch daran, dass das Schweizer Radio im größten Teil Deutschlands einfach kein Thema ist. Das 2004 folgende "Aloha from Züri West" ist jedenfalls auch in in Deutschland erhältlich. Ihre bislang letzte Tour absolvieren Züri West im Jahr 2005, über weitere Pläne gibt die Band-Webseite nur die kryptische Auskunft: "Wir sind am Arbeiten".
Zwischen September '06 und November '07 finden diese Arbeiten im Studio statt, das Ergebnis erscheint im Januar 2008 und hört auf den Namen "Haubi Songs (Von Ganzen Kerlen)". Mit der Scheibe gehen Züri West auch auf Tour, doch wer dabei sein will muss sich beeilen: die meisten Termine sind ruckzuck ausverkauft.
Mit "HomeRekords" (2010), "Göteborg" (2012) und "Love" (2017) erscheinen in der Folge weitere Alben, live hört man die Band aber immer seltener. Im März 2021 macht Kuno Lauener einen der Gründe dafür öffentlich: Bei ihm wurde im Jahr 2017 die Autoimmun-Krankheit Multiple Sklerose diagnostiziert.
Im Zeichen der Krankheit steht auch das letzte Züri West-Album "Loch dür Zyt", das im Herbst 2023 erscheint und in der Schweiz trotz seiner melancholischen Grundstimmung wieder auf großes Interesse stößt. Weitere Konzerte von Züri West sind jedoch nicht mehr geplant.
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