laut.de-Kritik
Nix für Misanthropen: Süßlicher Twee-Pop und schwärmerische Duette.
Review von Christoph DornerEr spielt Gitarre, sie trommelt, beide singen. Wer muss da nicht unweigerlich an die White Stripes denken? Der Vergleich hinkt allerdings, weil das junge Duo Slow Club aus Sheffield stammt und deshalb die britische Färbung in seinen Songs unmöglich verleugnen kann. Dabei haben Rebecca Taylor und Charles Watson die Lo-Fi-Attitüde mit Jack und Meg grundsätzlich durchaus gemeinsam.
Es wird gezupft, geschrammelt, gerasselt, geklimpert, getrötet und auf allerlei Utensilien wie Stühlen und Flaschen herumgedroschen, dass es nur so eine Freude ist. Auch mit der räumlichen Akustik des Aufnahmestudios experimentieren die beiden hörbar.
Überladen gerät dieser gleichsam auf Intimität setzende Popentwurf jedoch keineswegs. Luftiger Folk, süßlicher Twee-Pop und schwärmerische Country-Duette wie bei Johnny Cash und June Carter gelten als Koordinaten des Albums, zumal auch hier thematisch das weite Feld der ganz großen Liebe ausdauernd beackert wird.
"I look at you, you look away. It's the beginning of the end today", säuselt das Duo einträchtig im wunderbaren Leaving-Song "Apples and Pairs", ehe man der ganzen Herzscheiße am Ende doch etwas Positives abgewinnt: "But for fifteen minutes or so, we were there". Doch Slow Club können in ihren lyrischen Romanzen auch selbstironisch bis beißend werden und wechseln dann in den Upbeat, der in Stücken wie "It Doesn't Have To Be Beautiful" fast schon an Rockabilly angelehnt ist.
Bei dem perfektionistisch anmutenden Album "Yeah So" fällt eigentlich kein Song ab oder sticht explizit heraus. Nicht einmal die Debütsingle "Because We're Dead", die rotziger Garagen-Rock sein will, dafür aber zu niedlich rüberkommt. Nein, vielmehr stellt sich die Frage, ob man sich als Hörer mit der offensiv sympathischen Art dieser Musik, die Slow Club vielleicht mit Kate Nash oder Tilly And The Wall verbindet, arrangieren kann. Dann wird man diese Band lieben, die Pop-Misanthropen wiederum unendlich auf den Sack gehen wird.
1 Kommentar
Das Album klingt in eurer Rezi ja sehr brav, in Wahrheit ist es aber einen Tick besser.
Daumen hoch!