laut.de-Biographie
Black Rebel Motorcycle Club
Am Anfang sind es diese Zeilen, die einen magisch anziehen: "I fell in love with the sweet sensation / I gave my heart to a simple chord / I gave my soul to a new religion / Whatever happened to you? Whatever happened to our Rock'n'Roll?"
Ja, was ist nur aus ihm geworden, im Frühjahr 2002, als der Black Rebel Motorcycle Club mit dieser zumindest rhetorisch gemeinten Frage und höllisch groovendem Garagen-Rock mit brutal verzerrten Gitarren aus dem Nichts auftaucht?
Im Sommer gleichen Jahres absolvieren BRMC, 1998 in Los Angeles gegründet, einen ersten Festivalauftritt bei Rock am Ring, mit ihnen Bands wie 4Lyn, P.O.D. und Linkin Park. New Metal ist damals die große, aber schon nicht mehr ganz taufrische Richtung, in die sich der Rock'n'Roll unaufhaltsam zu entwickeln scheint. Peter Hayes, Robert Levon Been und der britische Schlagzeuger Nick Jago haben stattdessen ältere Platten gehört, die sie persönlich für ihren Sound inspirieren: Nine Inch Nails, Nirvana, Spaceman 3.
Dazu kommt bei der Präsentation der Band noch dieses nonchalante Posing irgendwo zwischen Slackertum und Lederjacken-Mod, angemischt mit der Cigarettes & Alcohol-Attitüde von Oasis. Logisch, dass sich Noel Gallagher direkt als Fan outet. Es scheint, als wären BRMC immer da gewesen - und immer als eine große Band.
Dabei haben sie zu diesem Zeitpunkt gerade erst einmal ein paar Singles veröffentlicht, darunter mit "Red Eyes And Tears", "Spread Your Love" und besagtem "What Ever Happened To My Rock'n'Roll?" bis heute strahlende Glanzlichter der Diskographie. Kein Wunder also, dass das nach der Band selbst benannte Debüt in allen möglichen Bestenlisten direkt in die vordersten Regionen stürmt.
Schließlich ist die Verehrung für The Stooges, The Velvet Underground, Primal Scream oder Jesus ungebrochen – alles Bands, die beim Hören der frühen BRMC mehr oder weniger explizit vor dem geistigen Auge herumschwirren. Da macht es auch nichts, dass das Trio mit dem Nachfolger "Take Them On, On Your Own" zunächst ein allzu offensichtliches Selbstzitat mit etwas mehr düsteren Rockismen aufnimmt.
Doch wer glaubte, dass BRMC gleichförmig weiter rocken, sieht sich mit "Howl", dem ersten Album auf kleinerem Label, eines Besseren belehrt. Schon der Bandname leitet sich von einem Roadmovie mit Marlon Brando aus dem Jahr 1953 ab. Nun legt das Trio überraschend auch Musik aus dieser Zeit frei: Folk, Blues, Country, ja sogar Gospel-Versätze schleichen sich auf das größtenteils akustisch arrangierte Album, das trotz der Hitsingle "Ain't No Easy Way" seitens der Öffentlichkeit zwiespältig aufgenommen wird.
"Baby 81" versöhnt das alte Fanlager wieder. Intern rumort es jedoch des öfteren. Drummer Jago, dessen Drogenkonsum bereits in der Vergangenheit zu einigen Reibereien mit den Kollegen führte, ist ab Mitte 2008 endgültig draußen. Die Raveonettes-Livedrummerin Leah Shapiro ersetzt ihn.
Die Umbesetzung hinterlässt Folgen. Zwar erscheint mit "The Effects Of 333" noch im selben Jahr ein Album, allerdings ohne Gesang und höchst experimentell: Randvoll mit kruden Drone-, Noise- und Ambient-Sounds. Da verwundert es niemanden, dass der Spaß nur online erhältlich ist. Erstmals auf Tonträger präsentiert die Gruppe die neue Frau an den Drums auf dem Konzertalbum "Live" (2009), bevor Shapiro kurz darauf auf "Beat The Devil's Tattoo ihr Studiodebüt gibt. Die Fans sind beruhigt: Auch mit neuer Kollegin bleiben Hayes und Levon Been ihrem psychedelischen Rocksound treu.
2010 ereilt die Rockband jedoch ein plötzlicher Schicksalsschlag: Michael Been, Vater von Gitarrist Robert Levon Been und als Soundengineer 'viertes Bandmitglied' der BRMC stirbt bei einem Konzert hinter der Bühne völlig unerwartet an einem Herzinfarkt, woraufhin sich Robert, Peter und Leah eine längere Auszeit nehmen. Diese Erfahrung prägt den Sound von "Specter At The Feast", das im März 2013 erscheint und die düsteren Gitarrenwände nun mit mehr emotionaler Tiefe verbindet, ohne dabei jedoch dem "alten" Bandsound untreu zu werden.
Während diese Krise zumindest im Ansatz überwunden scheint, trennt sich Schlagzeugerin Leah im Herbst 2014 aufgrund einer Gehirnerkrankung von der Band. Für die notwendige Operation werben Peter und Robert mit bedruckten T-Shirts für Unterstützung - "I Want To Beleah" mausert sich vom Wortspiel zur erfolgreichen Spendenkampagne. Ende November dann die Entwarnung: Shapiros Operation verläuft erfolgreich.
Die Aufnahmen für "Wrong Creatures" (2018) in Los Angeles beginnen nach den vorausgegangenen Berg- und Talfahrten bereits im Sommer 2015. Mit dem überdimensionalen Zeitraum zwischen ersten improvisatorischen Aufnahmen bis zum Release im Januar nimmt das achte Studio-Album der BRMC eine Sonderstellung ein.
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