laut.de-Biographie
Nevermore
Seattle, bis heute Synonym für Grunge-Combos Marke Alice In Chains, Pearl Jam und bestenfalls noch Queensryche, schickt in den 80ern eine Metal-Band ins Rennen, die sich musikalisch in keine Schublade stecken lässt: Sanctuary.
Nach zwei herausragenden Alben löst sich die Combo leider schon wieder auf. Drei Fünftel der Band tauchen musikalisch nie wieder auf. Sänger Warrel Dane und Basser Jim Sheppard beschließen aber, weiterhin gemeinsame Sache zu machen, nachdem schon die Zusammenarbeit für die beiden Killerscheiben "Refuge Denied" und "Into The Mirror Black" so brillant funktioniert hat.
Mit Gitarrist Jeff Loomis und Drummer Van Williams finden sie technisch versierte Musiker, die den hohen Ansprüchen gerecht werden. Nevermore sind geboren.
Kaum haben die vier erstes Demomaterial zusammen, wird Century Media Records aufmerksam und nimmt die Band unter Vertrag. Anstatt sie erneut ins Studio zu schicken, um neues Material zu schreiben, wählen sie acht Tracks vom Demo aus und bringen sie auf dem selbstbetitelten Erstling 1995 unters Volk.
Warrels außergewöhnliche Stimme und die unglaublich breit gefächerte musikalische Ausrichtung von Gitarrist Jeff, der eine klassische Ausbildung hinter sich hat, machen das Debüt zu einem herausragenden Album. Als Produzent gewinnen sie Neil Kernon, der schon Judas Priest oder Queensryche zu anständigem Sounds verhalf.
Um live dieselbe Power wie im Studio zu erzeugen und die für zwei Gitarren komponierten Songs würdig umzusetzen, kommt mit Pat O'Brian (Ex-Monstrosity) ein weiterer Gitarrist zum Line-Up hinzu. Dem voran gehen aber einige Touren, in Europa mit Blind Guardian, in den USA mit Death.
Mit Pat an der Gitarre erscheint 1996 die EP "In Memory", die die Zeit bis zum nächsten Album verkürzen soll. Darauf sind ein neuer Song, zwei gelungene Coverversionen von Bauhaus und drei etwas umarrangierte ältere Tracks enthalten.
Mit "Politics Of Extasy" (betitelt nach dem Werk von Drogenguru Timothy Leary) zeigen sich Nevermore von einer noch technischeren und wütenderen Seite (man beachte die Texte). Kurz nach der Veröffentlichung des Albums nimmt O'Brian im Anschluss an die Tour mit Iced Earth seinen Hut und verkrümelt sich zu Cannibal Corpse.
Seinen Platz nimmt ein alter Kumpel der Band ein, Tim Calvert, der schon bei der Bay Area Legende Forbidden aktiv war. Mit ihm drehen sie ein paar Runden mit Flotsam & Jetsam, ehe es mit Overkill weitergeht.
Das 1999 erscheinende Album "Dreaming Neon Black" ist ein Konzeptwerk, das sich, sowohl textlich als auch musikalisch perfekt umgesetzt, mit den emotionalen Höhen und Tiefen eines Mannes befasst, der nach dem mysteriösen Tod seiner einzigen Liebe schließlich Selbstmord begeht. Sogar Vergleiche zum "Operation: Mindcrime"-Klassiker von Queensryche tauchen auf.
Nachdem die Platte auf dem Markt ist geht es auf ausgiebige Tour mit Mercyful Fate durch die USA und als Headliner durch Europa und Australien. Leider übersteigt der Tourplan Tims Möglichkeiten, weshalb er anschließend aus der Band austritt.
Wieder auf die Viererbesetzung reduziert machen sie sich mit Andy Sneap (Machine Head, Testament, Kreator) daran, das neue Album auszuarbeiten. "Dead Heart In A Dead World" befriedigt alle Erwartungen.
Neben allen wichtigen Open Airs gehen Nevermore mit Soilwork und Annihilator auf Europatour, und auch die 'Metal Odyssee'-Tour mit Dimmu Borgir, In Flames und Lacuna Coil funktioniert. Als zweiten Gitarristen haben sie Curran Murphy dabei, den aber nach der Tour Annihilator abwerben.
In den Staaten sind Nevermore ununterbrochen auf Achse, und zwar mit Arch Enemy, In Flames und Shadows Fall, sowie anschließend mit Opeth und Angel Dust.
Dann ist es wieder an der Zeit, neue Songs zu schreiben, von denen sie den späteren Titeltrack "Enemies Of Reality" schon auf dem Bang Your Head 2002 vorstellen. Die zweite Klampfe spielt Steve Smythe (Ex-Vicious Rumors/Testament), der aber nicht fest ins Bandgefüge integriert wird.
Ende Juli 2003 steht "Enemies Of Reality" in den Regalen und erweist sich wieder als ein emotionaler Leckerbissen für alle Fans. Durch Europa geht es im Herbst mit Arch Enemy, wobei sie allerdings von Chris Broderick (Jag Panzer) an der Gitarre begleitet werden.
Im Interview mit laut.de will sich keiner so recht zu Steves Status äußern, doch kurz bevor er auf dem Bang Your Head 2004 wieder als Aushilfe mit Testament auf der Bühne steht, stellen ihn Nevermore als festes Mitglied vor.
Zwischenzeitlich veröffentlicht Drummer Van noch sein Solo-Projekt Pure Sweet Hell. Nach einer Tour mit Nocturnal Rites stehen die Arbeiten an "This Godless Endeavor" an.
Noch bevor das Album in den Läden liegt, sind Nevermore auf der Gigantour zusammen mit Megadeth, Dream Theater, Fear Factory, Dry Kill Logic, Symphony X und einigen anderen unterwegs. Da bei Steve allerdings beide Nieren versagen, ist er auf den meisten Touren zum Album nicht dabei. Chris Broderick übernimmt seinen Platz wieder. Auf dem Rock Hard Festival 2006 treten Nevermore nur als Quartett an, überzeugen aber auch dort nach allen Regeln der Kunst.
Während Century Media "Nevermore" und "In Memory" mit diversen Extras neu auflegen, bastelt Warrel mit Peter Wichers (Soilwork) und Matt Wicklund (Ex-Himsa) an einem Soloalbum. Außerdem schneiden Nevermore im Oktober noch einen Gig für ihre erste DVD mit, die aber noch eine Zeit lang auf Eis liegt.
Steve bekommt im Dezember 2006 endlich eine neue Niere, ist aber inzwischen nicht mehr bei den Jungs aus Seattle dabei. So steht auf dem Summer Breeze 2007 wieder Chris mit auf der Bühne. Dafür muss Basser Jim daheim bleiben, da auch er mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hat.
Die sind aber bald wieder kuriert und es geht an die Arbeiten zum nächsten Album. Doch bevor das passiert, hat Warrel mit "Praises To The Warmachine" Mitte April 2008 sein Solodebüt im Kasten und auch Jeff Loomis liegt mit seiner Scheibe in den letzten Zügen.
Für Herbst 2008 ist die DVD geplant, die Fertigstellung des neuen Albums von Nevermore wird für Ende des Jahres anvisiert. Da Chris inzwischen bei Megadeth eingestiegen ist, darf seine Mitarbeit darauf aber ausgeschlossen werden.
Ende August legt Jeff schließlich "Zero Order Phase" vor, im Oktober ist auch "Year Of The Voyager" zur Veröffentlichung bereit. Die Doppel-DVD gibt einen interessanten Einblick in die musikalischen Höhepunkte der Band - mit schönen Aufnahmen und einer tollen Soundqualität.
In der Zeit herrscht im Hause Nevermore weitgehend Funkstille, denn die ausgiebigen Touren zu den letzten Alben zusammen mit diversen Süchten und Wehwehchen sorgen für zeitweise dicke Luft. Da kamen die Soloexkursionen gerade recht, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Schließlich macht man sich 2009 doch an die Arbeiten zu einem neuen Album, das Nevermore unter der Regie von Soilwork-Gitarrist Peter Wichers aufnehmen.
Entsteht "The Obsidian Conspiracy" noch als Quartett, so steigt kurz nach der Fertigstellung mit Attila Vörös der Tourgitarrist von Warrels Soloband bei Nevermore ein. Endlich sind sie wieder zu fünft und geben auf dem Rock Hard Festival 2010 an Pfingsten bereits eine Kostprobe ab.
Kurz zuvor hat Warrel aber schon verlauten lassen, dass in der nächsten Zeit eine Reunion von Sanctuary und ein drittes Studioalbum geplant seien.
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