Porträt

laut.de-Biographie

Andrea Bocelli

"Die Musik ist für mich ein Bedürfnis. Ich hörte sie, verfolgte sie, ich habe sie gefunden um sie geworben, sie verehrt. Sie ist mein Leben". Diese Worte schreibt Andrea Bocelli als Kind in ein Heft. Soweit er sich selbst erinnern könne, habe es in seinem Leben niemals Zeiten ohne die Leidenschaft zur Musik gegeben, erinnert er sich später. Die großen italienischen Tenöre wie DelMonaco, Gigli und vor allem Corelli lösen in ihm von Anfang an eine große Bewunderung und Begeisterung aus.

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Als Erwachsener gilt Bocelli selbst als "der vierte Tenor". Dieser Titel kommt durch die Zusammenarbeit mit zweien der "drei Tenöre" zustande und beschreibt das musikalische Genre seines Repertoires ziemlich gut. Der Italiener steht irgendwo zwischen Schlager, Pop und Klassik.

Bocelli erblickt am 22. September 1958 in Lajatico, Provinz Pisa, in Italien das Licht der Welt. 1964 erhält er seine ersten Klavierstunde, später beginnt er auch Flöte und Saxophon zu spielen. Schon seit seiner Geburt an grünem Star erkrankt, verliert er im Alter von 12 Jahren nach einem unglücklichen Zusammenstoß beim Fußballspielen vollkommen sein Augenlicht. Noch im gleichen Jahr steht er zum ersten Mal auf der Bühne und gewinnt bei einem lokalen Gesangswettbewerb mit "O sole mio" seinen ersten Preis.

Trotz des musikalischen Talents entschließt er sich zunächst nicht zu einer professionellen Gesangskarriere, sondern beginnt im Alter von 22 Jahren in Pisa ein Studium der Rechtswissenschaften. Um sein Studium zu finanzieren, singt er in verschiedenen Bars Lieder von Piaf bis Sinatra. Außerdem nimmt er Gesangsunterricht bei Maestro Bettarini. Nach Abschluss seines Studium arbeitet er noch ein Jahr als Anwalt, bis er sich dann doch entschließt, die Musik zu seinem Beruf zu machen.

Anfang 1992 erhält sein Werdegang den entscheidenden Impuls. Der italienische Rockstar Zucchero sucht einen Tenor für ein Demo, mit dem er Luciano Pavarotti für eine Aufnahme von Bonos Song "Miserere" gewinnen will. Der Gesangs-Star zeigt sich beim Anhören des Bandes von Bocellis Stimme begeistert und sagt: "Wer ist dieser Kerl? Du brauchst mich nicht. Ich könnte das nicht besser!" Zwar singt dann doch Pavarotti das Duett, aber der italienische Nachwuchskünstler hat jetzt die nötigen Kontakte, um seinen Aufstieg forcieren zu können.

Um seine Gesangskünste zu verbessern, nimmt er aber zunächst an einer Meisterklasse des berühmten Tenors Franco Corelli teil. 1993 geht er mit Zucchero auf Tournee und übernimmt den Gesangspart von Pavarotti. Bei einer Party hört die Chefin von Sugar Records, Catarina Caselli, Bocellis Stimme und ist so begeistert, dass sie mit ihm einen Plattenvertrag abschließt. Ende des Jahre nimmt er am Schlagerwettbewerb in San Remo teil und gewinnt in der Kategorie "Nachwuchskünstler" mit höchstmöglicher Punktzahl.

Anfang des Jahres 1994 gewinnt er noch einmal in San Remo, diesmal den Hauptwettbewerb. Kurz darauf erscheint seine erste CD "Il mare calmo della sera" für die er Gold erhält. Im September nimmt er an der Benefizveranstaltung von Pavarotti in Modena teil. Noch im selben Jahr startet er seinen ersten großen Versuch, im Operngenre Fuß zu fassen, und spielt die Rolle des McDuff in Verdis "Macbeth" in Pisa. 1995 erscheint sein zweites Album und er nimmt an der Europa-Tour "Night Of Proms" teil, bei der auch Al Jarreau, Bryan Ferry, Roger Hodgson von Supertramp und John Miles mitwirken.

In den folgenden Jahren etabliert sich der Tenor weiter im Showgeschäft, singt zum Beispiel 1996 mit der englischen Sopranistin Sarah Brightman bei Henry Maskes letztem Boxkampf "It's Time To Say Goodbye". 1998 kann er sich auch in den U.S.A. etablieren. Er tritt im Kennedy Center auf und erhält eine Einladung von Bill Clinton. Er nimmt an unzähligen Gala-Veranstaltungen und Musicawards teil, bei denen er unter anderem mehrmals mit Celine Dion performt. Dazu erweitert er ständig sein Klassik-Repertoire und bekommt 1999 eine Gastrolle in der Arena von Verona, bei der er drei Arien singt.

Bocelli ist trotzdem kein Opernsänger. Die ersten Platten gehören eher in die Schnulzen- denn in die Klassik-Ecke. Erst 1998 veröffentlicht er mit "Aria" sein erstes Klassikalbum, gefolgt von "Sacred Aria". Beide CDs fallen aber etwas kitschig aus.

Seine Fans interessiert das wenig, sie strömen begeistert zu den Konzerten des Italieners, als er 2000 auf Welttournee geht. Besonderes Highlight: Der Auftritt am 1. Mai vor 400.000 Zuhörern, unter ihnen auch der Papst. Mit "Verdi" folgt dann ein weiteres Werk, bei dem er alle Stile seines berühmten Landsmannes abdeckt. Kurz darauf folgt "La Bohéme", seine erste vollständige Opernaufnahme.

Die Terrorangriffe am 11. September 2001 lassen auch Bocelli nicht kalt, und so nutzt er eine Mailänder Modeshow 14 Tage später, um ein Statement für den Weltfrieden abzugeben: "Nach den fürchterlichen Angriffen auf die Vereinigten Staaten vor zwei Wochen brauchen wir etwas Schönes in unserem Leben". Im März des folgenden Jahres gibt er zusammen mit Lorin Maazel ein Gedenkkonzert im Markusdom in Venedig und singt, ebenfalls im Gedenken an 09/11, im August in der amerikanischen Botschaft in Rom das "Ave Maria".

Im März 2003 tritt er beim Lieder Festival von San Remo erstmals als Produzent auf, während die Nachwuchskünstler Allunati und Jaqueline Ferry für sein neu gegründetes Plattenlabel Clacksong singen. Der Erfolg des Italieners scheint nicht zu bremsen.

Allein zwischen 2002 und 2006 hagelt es Auszeichnungen, so verlässt er die World Music Awards mit den Auszeichnungen "Weltbester Klassikkünstler" und "Bester italienischer Künstler", an der italienischen Adria benennen seine Landsleute einen Strandabschnitt nach ihm, und der italienische Staatspräsident verleiht dem Sänger für die weltweiten Verdienste für sein Land den 'Gran Ufficial", in etwa vergleichbar mit dem Bundesverdienstkreuz.

Doch nicht nur Auszeichnungen der Superlative kann Bocelli vorweisen, stand er doch mit so ziemlich allem, was in Politik, Religion oder Musik Rang und Namen hat, auf der Bühne. George W. Bush, die englische Königsfamilie, Papst Johannes Paul II, Papst Benedikt XVI und die Friedensnobelpreisträgerin 2004 Wangari Maathai begleiteten seine Auftritte.

Einen ganz besonderen Gesangpartner sucht der Italiener sich 2004: Elmo von der Muppetshow. Neben seinen zahlreichen Opernauftritten und Tourneen findet Bocelli aber auch immer wieder die Zeit um bei den Benefizkonzerten "Pavarotti & Friends" und "Live 8" aufzutreten.

Anfang September 2007 erschüttert der Tod seines langjährigen Freundes und Kollegen Luciano Pavarotti den Sänger. Nachdem er auch schon auf der Hochzeit des Startenors im Dezember 2003 sang, lässt er es sich nicht nehmen, auch bei dessen Beisetzung aufzutreten.

Auf "Passione" stehen Bocelli 2013 Duett-Partnerinnen wie Helene Fischer, Nelly Furtado, Jennifer Lopez und Edith Piaf zur Seite. "Cinema" (2015) schielt mit einem Ariana Grande-Feature dagegen auf ein jüngeres US-Publikum.

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