Porträt

laut.de-Biographie

Big Derill Mack

Was macht ein B-Boy, wenn die Knochen nicht mehr mitspielen? Ein dummes Gesicht. Oder er wechselt die Disziplin (oder beides.) Big Derill Mack wagt den Schritt vom Fußboden ans Mikrofon allerdings bereits lange bevor er beschließt, seine Breakerkarriere an den Nagel zu hängen: Bereits als sich 1997 die M.O.R. formieren, ist er mit von der Partie.

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Rückblende: Kool Savas, Fumanschu und Justus Jonas lernen sich auf einer Reise nach L.A. kennen. Es scheint, als hätten sie dort den Spirit des "Project Blowed" geatmet, denn nach ihrer Rückkehr ins heimatliche Berlin passiert zweierlei: Zum einen schreiben die drei gemeinsam den Song "Masters Of Rap", der später die Idee für den Crew-Namen liefern soll. Zum anderen steigen ab 1998 in einer obskuren Berliner Kneipe Open-Mic-Abende nach dem Vorbild des amerikanischen "Projects". Immer wieder sonntags, anfangs vor fünf bis zehn Zuschauern, gibt sich eine neue Generation von Battlerappern im "Royal Bunker" die Ehre. Als der Laden aufgrund von Mietschulden des Betreibers wenig später schließen muss, ist die Zahl der Fans auf um die 50 angewachsen. Die mittlerweile aufgenommene Tapelabel-Arbeit geht weiter, zunächst unter dem Namen "Mikrokosmos". 1999 führen Differenzen über die zu verfolgende "künstlerische Linie" zur Trennung, aus dem Mikrokosmos entstehen die "Monopol Tapeproduktionen". Rechtsstreitigkeiten um den Namen ziehen eine weitere Umbenennung nach sich: Seit Anfang 2000 firmiert das Label als "Royal Bunker".

Klar, dass der Bunker zur Heimat der M.O.R.-Crew wird, gründet er sich doch in deren direkten Umfeld. Zu Savas, Fumanschu und Justus gesellen sich weitere Mitglieder aus dem Freundes- und Bekanntenkreisen der Jungs. Neben dem Initiator-Trio gehören Produzentin Melbeatz, Fuat, Illo, Jack Orsen, Martin B und Ronald Mack Donald sowie Taktloss und eben Big Derill Mack zur Truppe. Das M.O.R.-Album "NLP" erscheint 2001; nach dem Abwandern von King Kool Savas und Melbeatz im selben Jahr wird es still um die Rap-Master.

Big Derill indessen verfügt über ein zweites Standbein. Ein Tanzbein, besser gesagt: Er ist Mitglied der seit 1993 aktiven B-Boy-Formation Flying Steps. Ins Leben gerufen von Amigo und Vartan, tanzen bei den Flying Steps zeitweise bis zu neun Akteure. Alle Jungs wachsen in Berliner Arbeitervierteln auf. Der aus den USA herüber schwappende Breakdance-Hype der 80er hinterlässt Spuren. Erklärtes Ziel: Nicht nur nachmachen, was die Kids in den amerikanischen Filmen zeigen, sondern selber besser sein. Die Tänzer verbringen sehr viel Zeit im Haus der Jugend in Berlin/Wedding; hier stehen ihnen Räume zur Verfügung, um wie besessen zu trainieren. Obwohl die Medien in den 90ern den Breakern kaum Aufmerksamkeit gönnen, bleiben die Flying Steps bei der Stange; 1995 und 1997 gewinnen sie die nationale Battle Of The Year und sind damit quasi "deutscher Meister".

Niels Robitzky, unter dem Alias "Storm" der wohl bekannteste deutsche B-Boy, befasst sich mittlerweile mit Tanztheater; in seiner 1997 uraufgeführten Choreographie "Kiez" findet sich ein gewisser Derill Kwella von den Flying Steps unter den Darstellern. 1998 lösen die Flying Steps ein wahres Breakdance-Revival auf, als sie im Video zu Music Instructors "Super Sonic" zu sehen sind. In gleicher Kombination entsteht noch die Single "Get Freaky", danach entschließen sich die Flying Steps, ohne Music Instructor weiterzumachen. Zum tänzerischen gesellt sich nun auch musikalischer Ehrgeiz: kreativer Kampf an allen Fronten. Die erste Single ("In Da Arena") liefert mit einer Mischung aus Hip Hop, Funk und Elektro, unterlegt mit satten Beats, den klassischen B-Boy-Style der 80er. Das verwendete Yazoo-Sample (aus "Situation" von 1981) verstärkt diesen Eindruck noch. Ein komplettes Album der Flying Steps ("B-Town") folgt 2001.

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Im Jahr 2000 holen sich die Flying Steps die Krone bei den Battle Of The Year World Finals. Ganz nebenbei stellt Flying-Step-Genosse Benny Kimoto in der ARD-Guiness-"Show der Rekorde" mit 62 Headspins einen Weltrekord auf. Die Workshops und Breakdance-Kurse, die die Flying Steps nach wie vor in Wedding anbieten, um Jugendliche von der Straße zu holen, sind Ehrensache. Was aber soll nach der Weltmeisterschaft noch folgen? Big Derill beendet seine B-Boy-Karriere auf der Höhe des Erfolgs und wechselt ins Studio.

2004 meldet sich "The Hardest" mit einer Mix-CD auf der Bühne des Rap-Geschäfts zurück. "The Hardest Is Back" erscheint als Street-CD, einem von Royal Bunker verfolgten Release-Konzept. Um die Kosten niedrig zu halten, wird die CD ohne Booklet und Rückencover und ohne weitergehende Werbung auf den Markt geworfen. Ob das eine funktionierende Strategie ist, sei dahin gestellt. Trotz zahlreicher Features alter M.O.R.- und sonstiger Weggefährten passiert "The Hardest Is Back" die Kritik weitgehend unbeachtet. Big Derill Mack schreibt und rappt unbeirrt weiter und nimmt massenhaft neues Material auf.

Der Nachschlag folgt 2005 mit "Der Spitter Vom Dienst". Thematisch bleibt Big Derill Mack der Party-Drogen-Sex-Gewalt-Schiene treu. Gastbeiträge kommen diesmal unter anderen von Rhymin Simon, Hassanfall, Bubafettt und King Ratte, und natürlich sind Jack Orsen, Justus, Fumanschu und Illo wieder beteiligt. Familie bleibt eben Familie, das gilt auch bei den Masters of Rap.

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