laut.de-Biographie
Big Zis
Auch in der Eidgenossenschaft dominieren Männer die Rap-Szene. Ladys haben im testosterontriefenden Umfeld kaum eine Chance. Gut, dass Big Zis keine ist. Gar nicht damenhaft reißt sie das Maul auf und verkündet ihre feste Überzeugung: "Big Zis dörf alles!"
Für Zimperlichkeiten bleibt kein Platz. Ob sich, wie das schweizerische Magazin 20 Minuten mutmaßt, Eminem und Gwen Stefani zum Zwecke ihrer Zeugung tatsächlich ein Hotelzimmer teilten? Franziska Schläpfer erblickt das Licht der Welt jedenfalls am 1. Mai 1976 in Winterthur.
Der Umzug nach Zürich markiert 1992 einen Umbruch. Zis treibt sich ausgiebig in der Punk- und Hausbesetzer-Szene herum, wo sie wenig später über die rappenden Kollegen von Gleiszwei mit Hip Hop in Berührung kommt: ein exzellentes Ventil für jemanden, der nicht auf den Mund gefallen ist.
Ein erstes dauerhaftes Zeugnis ihres Rap-Talents legt Big Zis 1998 auf der geradezu legendären EP "Züri Slang" ab. Helvetische Rapper vergreifen sich da an Hip Hop-Klassikern und übertragen sie ins Zürideutsche. Zis, die inzwischen eine abgeschlossene Zimmerer-Ausbildung in der Tasche hat, tritt im Duett mit Bligg an.
Erste Auftritte mit Ma Binty und Sign Up folgen. Zu einem wahrhaft gefürchteten Rotzgören-Kommando steigt sie allerdings erst im Verbund mit DJ Mad Madam auf. Man kannte sich zwar schon länger, begann aber erst um die Jahrtausendwende, einander auch sympathisch zu finden.
Was mit Hip Hop über stark elektronisch beeinflussten Beats beginnt, verleibt sich diverse Strömungen ein. Big Zis verwurstet Punk- und Rock-Elemente, abreitet mit House- und Techno-Musikern. Auch textlich beackert sie ein weites Feld: Schonungslos geschilderte Realitäten stehen neben abgedrehten Phantasiegeschichten und nackter Poesie.
Big Zis nimmt mit zahlreichen Kollegen auf, darunter Kutti MC, Knarf Rellöm und DJ Pattex, Greis, Sophie Hunger und Saalschutz, und erwirbt sich über die Jahre einen Ruf als engagierte Live-Performerin. Hier beschränkt sie sich nicht auf Rap und Gesang sondern lädt sich Musiker und Tänzer auf die Bühne.
Auf die Umsetzung ihrer Tracks in bewegte Bilder legt Big Zis großen Wert. Jeder einzelne der Titel auf ihrem dritten Album bekommt einen Video-Clip verpasst. Der gezeichnete Kurzfilm zur Single "Biberräis", für den der Zürcher Maler Grrrr zum Stift greift, wird für die Solothurner Filmtage nominiert.
2019 veröffentlicht sie die EP "Béyond" und gewinnt den Best Swiss Video Clip Award der Solothurner Filmtage und des m4music Festivals für ihre Regiearbeit zum Clip AU79. 2020 wird sie mit einem Schweizer Musikpreis des BAK geehrt und veröffentlicht ihr viertes Album "4xLove:2". 2021 wird ihr von der Stadt Zürich der Kunstpreis verliehen, die größte Auszeichnung, die die Stadt Zürich vergeben kann.
"Und Jetz ... Was Hät Das Mit Mir Z Tue?" Diese Frage lässt Big Zis zwar unbeantwortet, gestattet aber aus ungewohnt schrägen Perspektiven ganz neue, unverbrauchte Blicke auf den schweizerischen Hip Hop. Darf die das? Klar. "Big Zis dörf alles!"
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