Porträt

laut.de-Biographie

Saalschutz

Da freut sich der Musikjournalist: Saalschutz aus Zürich warten erst gar nicht darauf, bis ihnen ein womöglich ungeliebtes Genre-Etikett auf den Synthesizer geklebt wird, sondern ersinnen lieber gleich selbst eines: Techno-Punk. Ebenfalls im Gespräch und etwas ausgefallener: Diskonik, ein Wortmix aus Disko und Elektronik.

Saalschutz - Saalschutz Nichtsnutz
Saalschutz Saalschutz Nichtsnutz
Endlich Endorphine oder Untergang? (mit DJ Bobo)
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An beiden Etiketten ist etwas Wahres dran, denn die Herren hinter den Akas DJ Flumroc und M.T. Dancefloor (Foto: Patrick Lang), die das Saalschutz-Projekt im Jahr 2001 ins Leben rufen, bevorzugen tatsächlich einen ziemlich dreckig-minimalen Elektronik-Sound, der - mit oder ohne die Wucht der Worte - stur auf den Tanzboden schielt. Und der befindet sich ja meistens in der Disco.

Im Falle des Saalschutzes muss der Ort des ersten In-Erscheinung-Tretens jedoch als Bar tituliert werden, zumindest steigen in jener Art Etablissement in Zürich die ersten Gigs. Zuvor hatte das Duo bereits diverse Partys mit in Platten gemischte Drumloops, Radiorauschen und sonstigen Störgerauschen unsicher gemacht. Laut Eigenaussage ernteten sie als Antwort auf solche Guerilla-Aktionen regelmäßig Boykott und - wahrscheinlich schlimmer - Nichtbeachtung. Erste positive Reaktionen ruft dann ihr Song-Beitrag "Leererer, inhaltsloserer Ausdruck" auf der Zickzack-Label-Compilation "Bis Auf Weiteres Eine Demonstration" sowie eine Split-Maxi mit DJ Patex und Knarf Rellöm hervor.

Nach und nach kommen die beiden selbst ernannten Iron Maiden-Fans auch dahinter, dass ein Popsong durch die Beimengung von Texten durchaus an Schlagkraft gewinnen kann. Im November 2001 nehmen sie ihr erstes Demo auf: "Technopunk". Sehnsucht nach musikalisch Gleichgesinnten verspürt das Duo indes nicht, schließlich "hat es sich bei elektronischen Projekten bewährt, die Musik zu zweit zu machen, siehe Daft Punk und Egoexpress", so die Macher selbstsicher. Auch die Mediengruppe Telekommander existiert zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Inhaltlich geht es ironisch, ein bisschen anklagend und stets humorvoll und zitatreich zur Sache. "Meine Songs sind meine Gefühle" heißt ein augenzwinkerndes Motto, das bei Konzerten als Aufkleber auf der Rhythmusmaschine prangt und die Attitüde mancher Rock'n'Roller persifliert. Nachdem ein Analog-Synthie plus Laptop das Equipment ergänzt, fahren Saalschutz zur kreativen Kontemplation auch mal in die Schweizer Berge.

Dort entsteht u.a. der gleichnamige Song über Popkritiker-Papst Diedrich Diederichsen, ein Highlight ihres Debütalbums. Jenes Werk hört auf den Namen "Das Ist Nicht Mein Problem" und erscheint im Februar 2004 auf Zickzack Records. Nach einer Reihe Konzerten veröffentlicht das Duo im April 2006 eine Split-CD mit der artverwandten Band Räuberhöhle, die nach eigener Aussage linksradikalen Fantasy-Elektro spielt. Das acht Songs starke Werk erscheint beim Berliner Label Megapeng.

Parallel kommen Saalschutz zu Comic-Ehren: Im renommierten Ehapa-Verlag erscheint der erste Band von "Popcomics" mit zweiundzwanzig bebilderten Interviews, darunter außer den Zürchern auch Lemmy Kilmister, Henry Rollins und die Mediengruppe Telekommander. Dem Heft beigefügt ist außerdem eine CD mit Beiträgen der gefeatureten Künstler. Das alles schwer limitiert, natürlich.

Nach der Split im Frühjahr kommt im Oktober 2006 mit "Macht's Möglich" das zweite Album der Züricher heraus. Hier finden sich zwar weniger Eighties-Anleihen, dafür wird Saalschutz noch tanzbarer. Eine Indielectro-Granate folgt auf die nächste, unterstützt wird das Duo hier unter anderem von Egotronic, Knarf Rellöm und einer ganzen Reihe lokaler Freunde.

Mit dem dritte Album docken die Schweizer beim Hamburger Indie-Label Audiolith an. Musikalisch und textlich bleibt alles wie gehabt, auch "Entweder Saalschutz" läd zum Raven wie die Bekloppten, nur mit Köpfchen ein. Mittlerweile ist aus dem Funken Techno-Punk aber die Bewegung Elektropunk geworden. Das Gros der relevanten Mitstreiter - allen voran Egotronic, aber auch Bratze und Frittenbude - sind nun Labelkollegen.

Die Rave-Punker bereisen zusammen die Republik, immer mehr Artverwandte sprießen aus dem Boden. Der Beliebtheit von Saalschutz tut das keinen Abbruch. 2013 erscheint der Viertling "Saalschutz Nichtsnutz" und offenbart ganz neue Seiten des Duos: Direkter, kritischer und nachdenklicher gibt sich die Band. Das Tanzbein muss allerdings auch darunter nicht leiden. Hedonismus, Witz und Politik gingen bei Saalschutz schließlich noch immer Hand in Hand.

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Live in Konstanz 2008 Mein Pop, Dein Pop in der Kantine.

Mein Pop, Dein Pop in der Kantine., Live in Konstanz 2008 | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen) Mein Pop, Dein Pop in der Kantine., Live in Konstanz 2008 | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen) Mein Pop, Dein Pop in der Kantine., Live in Konstanz 2008 | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen) Mein Pop, Dein Pop in der Kantine., Live in Konstanz 2008 | © laut.de (Fotograf: Björn Jansen)

Surftipps

  • Saalschutz Homepage

    Offiziell und minimal.

    http://www.saalschutz.com
  • Audilith Records

    Das Herz der Bewegung.

    http://www.audiolith.net/
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