laut.de-Biographie
Black Heino
Black Heino - was für ein Name! Nahezu bei jedem, der diesen erstmals vernimmt, springt sofort der Assoziationsmotor an und endet unweigerlich beim sonnenbebrillten teutonischen Gruselbarden und einem dicken Fragezeichen. Die Irritation ist durchaus beabsichtigt. Auch künstlerisch gehören Black Heino zum Interessantesten und Bissigsten, was deutschsprachige Rockmusik im Postmillennium bietet.
Trockener Norden trifft auf die Härte Berlins. Die drei Hamburger Max Power, Diego Castro und Cpt. Plasto entern den Existentialismus der ehemaligen Reichshauptstadt. Bewaffnet mit fräsendem Garagenrock, Bierdeckel-Pubrock, Postpunk-Attitüde und einem ordentlichen Schuss der Agitationsvocals Marke Jello Biafra oder Fehlfarben nehmen alles aufs Korn, was die absurden Zeiten des ökonomischen und ethischen Verfalls zu bieten haben.
Ihre Philosophie ist dabei sehr D.I.Y., sehr Low-Fi und ein Aufbegehren gegen geleckte Hochglanzproduktionen im Allgemeinen und "glasierte Rockproduktionen" im Besonderen. Selbstironisch bezeichnet das kraftvolle Trio sich als "Sitzenbleiber der Hamburger Schule, die in der Mauerstadt ihren musikalischen Abschluss an der Bretterpenne machen; mit ach und viel Krach." Hinter diesem launigen Bonmot steckt viel Wahrheit. Ihre Räudigkeit, Ruppigkeit und trocken entlarvende, sehr politische Sozialkritik ist um Welten gefährlicher inszeniert als die Vergleichsweise niedliche Hamburger Schule ihrer Heimatszene.
Entsrechend lakonisch, pointiert und bis ins Mark sarkastisch klingt ihr im Sommer 2016 erscheinendes Debüt "Heldentum Und Idiotie". Die musikalische Fachpresse zeigt sich von der neuen Alternative-Eminenz angetan. Durchaus zu Recht. Denn allein ihre Texte sind bereits ein echter Abräumer. Sie machen in Haltung und Aussage dort weiter wo andere zeitgenössische Desillusions-Experten wie etwa Die Nerven oder Messer aufhören. Letztere Combos gehen künstlerisch gern mal dahin, wo es wehtut. Black Heino jedoch wohnen dort und servieren ihre Erkenntnisse als Blutgrätsche gegen kaltherzige Verkommenheit und neoliberale Menschenverachtung.
Im Ergebnis hat ihre Musik viel von Bestandsaufnahme und Ausstellung berechtigter Armutszeugnisse. Wenn man Reinhard Mey als Chronisten der bundesrepubklikanischen Wirtschaftswunder-Befindlichkeiten bezeichnen mag, so sind Black Heino eher die Diskursverwalter der bundesrepublikanischen Abstiegsgesellschaft.
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cool