laut.de-Biographie
Boomtown Rats
"Wir hatten an diesen Namen gedacht, Nightlife Thugs, weil ich der Meinung war, dass wir einen aussagekräftige Bezeichnung brauchten, um unsere Musik bekannt zu machen. Aber ich las gerade Woody Guthries Buch 'Bound For Glory' und war auf die Stelle gestoßen, an der der Autor acht Jahre alt ist und einer Gang namens Boomtown Rats angehört", erklärt Sänger Bob Geldof den Ursprung des ungewöhnlichen Bandnamens. Der sich zwischen 1977 und 1982 zu einem der bekanntesten der internationalen Musikszene entwickelt.
Geldof kommt 1975 mit Johnny Fingers (Keyboards), Garry Roberts (Gitarre), Pete Briquette (Bass) und Simon Crowe (Schlagzeug) zusammen. Mit ihrer rotzigen Attitüde verkörpern sie die jugendliche Unzufriedenheit in einem Land, das nach Geldofs Angaben korrupt ist und keine Hoffnungen bietet. "I want to get rich, get famous and get laid" verkündet er zwar in einem seiner ersten Interviews, doch es geht ihm und der Band nicht nur um das klassische Rock'n'Roll-Klischee. Mit politischen Botschaften beeinflussen sie nachhaltig die irischen Bands, die nach ihnen kommen, unter ihnen U2.
1976 siedeln sie nach London über, wo sie einen Plattenvertrag erhalten. Obwohl sie im Nachhinein der Punkbewegung zugeordnet werden, gehören sie mit ihrer Mischung aus Rock, Reggae, Pop und einprägsamen Melodien eher dem aufkommenden New Wave an. Ihr erstes selbstbetiteltes Album sorgt 1977 bereits für die ersten zwei Platzierungen in den UK-Singlecharts: "Looking After No. 1" und "Mary Of The 4th Form". Der Durchbruch gelingt ihnen mit ihrem zweiten Album "Tonic for The Troops" (1978) und der Auskopplung "Rat Trap", die die Spitze der Hitparade erobert.
In den folgenden Jahren wechseln sich neue Alben mit weltweiten Tourneen ab. Der Satz einer Schülerin, die in einer Schule wild um sich schießt, weil sie nach eigenen Angaben Montage nicht mag, führt zum bekanntesten Stück der Band, "I Don't Like Mondays" (1979). Den Höhepunkt seiner Popularität mit der Band erreicht Geldof 1982 als Pink in der Verfilmung des Pink Floyd-Werkes "The Wall".
Während sich die Combo von den Strapazen der Jahre erholt, engagiert sich Geldof für soziale Zwecke. An Weihnachten 1984 organisiert er die Benefizsingle "Do They Know It's Christmas", im Juli 1985 das bis dahin größte Konzertereignis der Welt, Live Aid. Im Herbst desselben Jahres gehen die Boomtown Rats wieder auf Tour, doch ihr Schicksal ist besiegelt. "Wir waren sehr erfolgreich. Jeder der 40 Abende war ausverkauft, aber die Zuschauer waren nur in Mr. fucking Band Aid interessiert. Es schien, als hätten sie die Band vergessen, deren Platten sie zehn Jahre lang massiv gekauft hatten", erinnert sich Geldof im Booklet zu einer Best Of-Sammlung.
Nach der Tour löst sich die Band auf. "Wir haben mehr Platten verkauft als The Clash und waren die erste New Wave-Band bei Top Of The Pops. Der Grund lag darin, dass wir im Gegensatz zu den anderen Punkbands spielen konnten", erklärt Geldof selbstbewusst. Eine Meinung kann sich der Leser selbst bilden: Neben einer DVD mit einem Livemitschnitt aus dem Jahre 1978 sind 2005 alle Boomtown Rats-Alben erneut auf den Markt gekommen.
Im Juni 2013 spielen die Boomtown Rats in Original-Besetzung auf dem Isle of Wight Festival, es ist ihr erstes Konzert nach über 30 Jahren Pause. Im Zuge der Re-Union entwirft die Combo einen Theme-Song, ein Erkennungs-(Semi-)Instrumental namens "The Boomtown Rats".
In der Folge kommt es zu weiteren Auftritten u.a. auf dem Wacken im August 2017. Kurz zuvor kündigt Geldof sogar ein neues Studioalbum mit dem Titel" Mega" an, 26 neue Songs seien bereits aufgenommen. Daraus wird dann zunächst noch nichts. Drei Jahre später soll es dann aber doch noch klappen: Mit "Citizens Of Boomtown" erscheint am 13. März 2020 das erste Studioalbum der Band seit 36 Jahren. Das einstige Sextett zeigt sich als Vierer-Gruppe, entsprechend ohne Klavier, rockiger und weniger filigran im Sound als früher.
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