Porträt

laut.de-Biographie

Claptone

Es geht schon paradox zu im Land von House und Techno. Die Bewegung, die in Chicago respektive Detroit ihren Anfang nahm, schrieb sich in die Gründungsstatuten, dass die Musik jederzeit im Vordergrund stehe. Dem Künstlerego solle kein unnötiger Platz eingeräumt werden. Der Vorrang von Beats und Rhythmen vor Personalien gehört bis heute zu den Dogmen elektronischer Tanzmusik.

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Wenn nun aber, wie bei Daft Punk und deadmau5 perfektioniert, die Camouflage des DJs und Produzenten zur Projektionsfläche und damit zum "Star" wird: Ist dann nicht das Startum lediglich verlagert, aber doch genauso stark wie in der Popmusik an die Person des Produzenten gebunden?

Vom in Berlin ansässigen House-Produzenten Claptone darf man durchaus annehmen, dass er sich darüber schon den Kopf zerbrochen hat - bzw. den Schnabel. Im Vorfeld seines Debütalbums "Charmer" via Different Recordings in 2015 sorgt jedenfalls seine Schnabelmaske für mindestens so viel Wirbel wie seine Musik.

Der Pressetext halluziniert von mittelalterlichen Landschaften und schamanistischen Klangfähigkeiten, während der Claptone-Onlineshop natürlich die goldenen Vogelmasken feilbietet. Weil sich Claptone allerdings ansonsten völlig bedeckt hält, was den Werdegang angeht, nimmt sein House dann doch wieder hinreichend Raum ein.

Klar ist, dass die Welt um 2012 herum erstmals richtig Notiz von ihm nimmt. Der Deephouse-Track "Cream" auf Exploited Records sampelt Wu-Tang-RZA und hinterlässt in den Clubs tiefe Spuren auf dem Dancefloor. Überhaupt, Samples: Claptone zögert nicht vor Bewährtem zurück. Mobb Deep und Dr. Dre wandern ebenfalls durch seinen Sequenzer-Fleischwolf.

Anfang 2013 legt der mythenaffine Produzent die Single "Wrong" nach. Später featuret er unter anderem Clap Your Hands Say Yeah und Peter, Bjorn And John und unterstreicht damit, dass er auf Indie-elektronischen Festivals wie dem Melt! genauso zuhause ist wie in straighten Clubkontexten.

In den wenigen Interviews, die er gibt, mystifiziert sich Claptone weiter statt aufzuklären. Die Maske etwa "ließ ich vor langer Zeit in Frankreich schmieden. Weniger habe ich sie mir ausgesucht, als dass sie zu mir gekommen ist. Ohne sie kann ich nicht sein." Sehr allgemeinphilosophisch fügt er hinzu: "Es gibt keinen Menschen ohne Maske, der Mensch ist ein Maskenwesen."

Ob Claptone einer oder viele ist, was ihn motiviert und wie er arbeitet - all das lässt der Interviewte bewusst im Dunklen. Er verrät lediglich: "Die Musik repräsentiert mich zu 100 Prozent - mich, den mysteriösesten Mann in der DJ-Welt."

Das Gros der Hörer lässt sich von derlei Prätentiösität nicht abschrecken. Das beweisen die Massen an Clubgängern, die dem DJ auf allen Kontinenten zuströmen. Claptone steht in Bali, Paris, Shanghai, New York oder Melbourne hinter den Decks.

Die Maske - eben der perfekte Weg zu Anonymität und mehr Aufmerksamkeit zugleich.

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