Porträt

laut.de-Biographie

Danny Cohen

Danny Cohen führt für die Augen der Öffentlichkeit ein wahres Geisterleben. Seit vier Jahrzehnten soll der Mann, dem man eine Freundschaft zu Tom Waits nachsagt, nun bereits Musik schaffen. Dabei sprang bisher allerdings noch keine eigene Website heraus. Wer also nach Infos giert, muss sich mit dem Methadonprogramm in Form einer sehr dürftigen Biographie auf der Homepage seiner Plattenfirma "Anti-" zufrieden geben oder sehr lange suchen.

Danny Cohen - Shades Of Dorian Gray Aktuelles Album
Danny Cohen Shades Of Dorian Gray
Musik wie ein schaurig schönes Gothic-Varieté.

Dann stellt man zum Beispiel fest, dass Cohen ein wenig aussieht wie der Schauspieler Harvey Keitel. Aber auch biografische Versatzstücke tauchen auf. Cohen wächst zunächst in Hollywood auf, als ältester Sohn von Gene und Lois Cohen. Sein Bruder Greg ist mittlerweile ein erfolgreicher Bassist, der unter anderem in der Band von eben jenem Tom Waits spielte.

Eine der wenigen Legenden, die sich um Danny Cohen ranken, lässt gleich in lautes Gelächter ausbrechen. Die Punkband Charleston Grotto, die Danny und Greg 1961 gründen, bekommt eines Tages Auftrittsverbot in allen Clubs von Los Angeles erteilt. Der Grund stinkt zum Himmel: Inspiriert vom Song "Disco Diarrhea", bei dem Cohen Schweinereien mit Schokoladenpudding anstellt, erlauben sich Besucher eines Konzerts, den gesamten Toilettenraum mit Kot zu beschmieren. Dennoch hat es eher musikalische Gründe, dass man dieser Band nachsagt, Anfang der 60er Jahre den Punkrock erfunden zu haben.

Später taucht Cohen bei dem New Yorker Label Tzadik wieder auf, sein Album "Museum Of Dannys" enthält einen Querschnitt seines Schaffens der 70er bis 90er Jahre. Im gleichen Jahr erscheint auf dem gleichen Label in Zusammenarbeit mit Mike Bonder und einer Kölner Band namens Horse Cock Kids das Album "Self Indulgent Music".

Nebenbei schreibt Cohen für das lokale Magazin Chico News And Review immer wieder Artikel über Musiker oder andere kulturelle Themen. Cohen wechselt schließlich das Label und veröffentlicht bei Anti- sein erstes Soloalbum, das ohne Archivmaterial auskommt: "Dannyland".

Ab jetzt geht es im Solokosmos des Künstlers etwas rasanter zu. 2005 erscheint schon das dritte Solo-Album "We're All Gunna Die". Düster ist es, dreht sich hier doch fast alles um den Tod. Der Titelsong am Ende des Albums klingt wie eine dunkle Prophezeiung des Weltuntergangs. Vergleiche mit Tom Waits scheinen durchaus gerechtfertigt, verquickt Cohen doch immer wieder LoFi-Sound mit dem für ihn bezeichnenden rauen Gesang. Allerlei schräge Geräusche lassen Einfallsreichtum vermuten und machen die zum Teil dylanesken Kompositionen zu Musik, die viel Geduld und Aufmerksamkeit einfordert.

2007 erscheint "Shades Of Dorian Gray". Cohen greift hier wieder auf den orgellastigen Sound zurück, der bereits "Dannyland" ausgezeichnet hat, und kreiert nun einen vielseitigen musikalischen Stil, den er selbst als "guitar dominated gothic folk-blues" bezeichnet. Er stilisiert sich selbst zum dunklen Romantiker und schafft einen schaurig-schönen Kosmos, der gängige Hörgewohnheiten unterläuft. Ein morbider Charme prägt die Songs und die Lyrics, was manchen Musikkritiker dazu verleitet, Rückschlüsse auf seine Psyche zu ziehen. "Journalisten haben aufgrund meiner Musik Rückschlüsse auf meine Person gezogen. Ich weiß nicht, wie sie darauf kommen. Kein Text gibt vollständig Auskunft darüber, wer der Künstler wirklich ist; weder eine Novelle noch eine Biographie - sie werden immer ausgeschmückt".

Danny Cohens Person und seine Musik entziehen sich nach wie vor einer griffigen Kategorisierung. Fest steht nur, dass er der Außenseiter bleibt, der uns in die musikalische Schattenwelt des Daseins verführt.

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