3. Mai 2023

"Schokolade" ist unser "Nordisch"

Interview geführt von

Flo und Lukas erzählen wieder, diesmal über Bock auf Hallen, antizyklische Webshows und das komische Pandemie-Gefühl, sprechende Bühnenbilder, Abschied aus der Zielgruppe, übers Gemocht-werden-Wollen und Hate-Abkönnen, über die Schnittmenge zu Deichkind, Testläufe, kindliche Prioritäten, kotzende Puppen, Kasperle-Techno zum Karfreitag, und ein neues Album haben sie auch dabei.

Wir versuchen erst gar nicht, es zu legnen: Um sich mit Deine Freunde zu unterhalten, ist jeder Vorwand recht. Es gestaltet sich einfach immer hochgradig vergnüglich. Umso besser, wenn Lukas, Flo und Pauli den besten denkbaren Aufhänger für ein neuerliches Gespräch liefern: Am 5. Mai erscheint ihr Album "Ordentlich Durcheinander", Songs daraus haben sie, höchst angemessen von Mrs. "Mini Playback Show" Marijke Amado anmoderiert, im Rahmen einer Webshow bereits vorgestellt. Wenige Tage vor deren Ausstrahlung überwinden wir mit Flo und Lukas alle Tücken des Fernmeldewesens und treffen uns per Konferenzschaltung:

Flo: Ich glaube, jetzt sind wir zu dritt.

Lukas: Hallo!!! Schön, dass ich dich auch höre, Flo!

Flo: Ja, Luki! Mensch!

Braucht ihr noch ein bisschen Zeit zu zweit? Dann halt' ich mich einfach raus?

Lukas: Nee, wir haben uns nur ein paar Tagen nicht gesehen. Ich bin gerade zu Hause, und Flo ist bei uns im Studio. Das ist ein bisschen ungewohnt.

Flo: Wir telefonieren eigentlich fast nie, ne, Lukas? Ganz komisch hier gerade.

Lukas: Wir sehen uns eigentlich täglich, aber telefonieren ... nee, selten. Wir sind keine Telefonfreunde.

Wolltet ihr deswegen lieber telefonieren als zoomen? Wegen der Exotik?

Lukas: Ach, so. Wollten wir das?

Davon bin ich ausgegangen. Ich hatte beides angeboten, es hieß: Machen wir per Telefon.

Lukas: Ich bin hier die ganze Zeit am Arbeiten, hab' mir noch nicht die Haare gewaschen, nicht geduscht. Zoom wär' für mich auch gerade unpraktisch.

Flo: (Lacht nur.)

So. Jetzt aber mal los hier. Beim x-ten Interview brauch' ich wahrscheinlich nicht mehr extra dazusagen, wie sehr ich mich über ein neues Album von euch gefreut habe. Es tut mir außerordentlich leid, euch mitteilen zu müssen, dass ich auch "Ordentlich Durcheinander" wieder gut finde ...

Lukas. Juhu!

Flo: Das freut uns total.

... wobei ich an verschiedenen Stellen schwer empört war. Aber dazu kommen wir später. Apropos: Wieviel Zeit haben wir?

Flo: Ich muss irgendwann los, meinen Jungen von der Schule abholen. Aber wenns dann noch Sachen zu bereden gibt, würd' ich die letzten Minuten das einfach euch überlassen.

Lukas: Ich war ja auch dabei, als das Album aufgenommen wurde. Ich habs auch schon mal gehört, ja.

Die letzten beiden Male haben wir das Thema Corona weitgehend ausgeklammert. Das machen wir auch diesmal ...

Flo: Juhu!

... ABER zwei Fragen dazu hab' ich doch. Ich fand, dass sich der erste Song, "Wir holen euch ab", angefühlt hat wie ein Zurück-Explodieren ins Livegeschäft. Empfindet ihr das auch so?

(Stille)

Hallo?

Lukas: Ich will nicht durcheinanderreden. Deswegen warte ich.

Flo: Ich auch nicht, ich hab' mich extra zurückgehalten. (Gelächter) Mach' du, Lukas!

Lukas: Okay. Ja! Doch, klar! Also, ehrlich gesagt, haben wir das ja alles ganz gut umschifft. Wir haben irgendwie auf verrückteste Arten immer live gespielt. Aber ich glaube, das ist jetzt so der erste richtige Befreiungsschlag, wieder mit einem normalen Gefühl auf Bühnen gehen zu können. Das war ja bei unserer letzten Tour, im letzten Winter, dann schon so halb wieder möglich. Noch mit so ein paar Hallen, wo man nicht alles durfte, aber so halb. Aber jetzt ist es zum ersten Mal wieder ganz möglich. Und das ist ja ein bisschen unser Standard: Wir machen ja immer einen dicken Opener, der unser aktuelles Selbstverständnis zeigt. Und das ist: Egal, wie schlecht es dir in den letzten Jahren ging - wir holen dich da ab, wo du gerade bist. Du kennst ja unsere Bandbiografie. Das ist jetzt gerade unser Thema, dass wir denken: Okay, unsere Fans sind jetzt gerade vielleicht an verschiedenen Punkten, waren noch nicht unter vielen Leuten, weil sie das die letzten Jahre nicht durften, waren vielleicht noch nie auf 'nem Konzert, kennen uns vielleicht noch nicht live, weil das in den letzten Jahren nicht ging ... und da holen wir sie jetzt ab. Egal, wo sie sich gerade befinden.

Ihr habt ja jetzt schon viele Liveshows gespielt. Wie war das denn, zurück auf die Bühne zu kommen?

Flo: Ach, es war so, so, so, so gut. Pauli würde in den Kanon auch mit einstimmen, glaube ich. Wir haben uns vor allem extremst gefreut, als es dann letztes Jahr im Herbst endlich wieder in die Hallen ging. Wir mögen auch Open-Airs sehr gerne und werden die auch zukünftig weiter spielen, aber in der Halle wird die Atmosphäre halt gehalten, durch die Decken und Wände. Die Energie kann dem Raum nicht entflüchten, sozusagen. Und wir müssen nicht mehr gegen den mächtigsten Lichtkörper des Universums, die Sonne, ankämpfen, sondern können unser Licht auffahren und damit den Raum erhellen. Das haben wir schon extrem genossen. Bei mir kam noch dazu: Ich hab' so ein komisches Gefühl entwickelt, die Jahre davor, von dem ich nicht mehr wusste, ob das wieder weggeht. Und als wir dann endlich wieder in Hallen spielen konnten, war das plötzlich weg. Es war wieder alles gut. Es fühlte sich wieder an, wie: Aaaah, es geht wieder! Es geht endlich wieder! Das war richtig ein körperliches Gefühl, das sich bei mir bemerkbar gemacht und am Ende wieder verflüchtigt hat.

Lukas: Das ist ja dieses klassische Gefühl, das wir während Corona hatten. Ich beschreib' das immer wie das Gefühl, kurz vor den Sommerferien in der Schule. Wo man noch in die Schule muss, man weiß aber, man muss nicht mehr alles geben, weil man macht nur noch Gruppenarbeiten und irgendwelche Ausflüge, ist so ein bisschen auf Handbremse, schon. Man muss sich nicht mehr richtig anstrengen, man kann auch nichts mehr an seinem Zeugnis ändern ... diese komische Zwischenzeit. Ich denke, so hat sich Corona generell angefühlt: Wie so eine komische Zwischenzeit, in der man immer drauf gewartet hat, dass es wieder ganz normal wird. Dass das alles so ein superlanger Prozess ist ... naja.

Flo, du hast das komische Pandemie-Gefühl angesprochen: Kommt man, was das Live-Geschäft angeht, aus der Übung, während so einer Zwangspause?

Flo: Ich hatte das tatsächlich eine Zeit lang als Sorge. Sobald wir auf die Bühne gegangen sind, war dieses Gefühl weg. Aber ich hab' das vorher, bevor das Konzert anfing, den ganzen Tag mit mir rumgetragen. Das war manchmal so schlimm, dass ich mich echt mal kurz hinlegen musste. Ich dachte: Was ist das jetzt? Ich bin megaerschöpft, ich fühl' mich irgendwie ganz schlapp und schwach und antriebslos ... Das Adrenalin regelt dann natürlich, sobald man auf die Bühne geht. Aber ich hab' vorher und jetzt im Herbst und Winter dann Gott sei Dank wieder auch immer unser komplettes Drumherum genossen. Schon das Frühstück morgens mit der Crew, das Aufwachen, dass wir dann anfangen, irgendwie Blödsinn zu machen, unsere Tourblogs filmen und so weiter ... das hab' ich total vermisst. Diese Leichtigkeit, mit der wir auf Tour gegangen sind, abgesehen von den Konzerten. Die haben eigentlich immer Spaß gebracht, da hab' ich mich immer wach und sehr anwesend gefühlt. Aber ist ja schon auch schön, wenn man die acht Stunden davor und danach irgendwie gut finden kann und sich da wohlfühlt. Und das ist jetzt endlich wieder so, wo wir wieder normale Konzerte spielen können.

Lukas: Auch dieses Wissen, dass man es wieder verantworten kann, vor drei- oder fünftausend Leuten in einer Halle zu stehen. Das ist ja auch so eine Frage gewesen. Wir Künstler hatten ja alle das Gefühl, wir lehnen uns damit ganz schön weit aus dem Fenster, ne? Dass wir einfach sagen: Wir machen das jetzt wieder, weil es ist legal. Aber es gab ja auch so eine Zwischenzeit, wo man nicht wusste ... Es ist zwar legal, ich darf das wieder, aber ...

Flo: ... aber ist es auch cool?

Lukas: Genau: Ist es auch cool, das jetzt zu machen? Vor allem, wenn da Familien sind, und dann zu merken: Okay, die vertrauen uns alle so weit, dass sie das jetzt für sich und ihre Kinder erleben wollen, mit uns. Keiner hat das Gefühl, wir zwingen irgendwie jemanden dazu, herzukommen. (Lacht) Aber, naja! Genau das haben wir uns gefragt: Zwingen wir jetzt Leute, die Tickets gekauft haben, in eine Situation, wo sie sich eigentlich unwohl fühlen, zu uns zu kommen? Das muss man erstmal ablegen. Dass einem da Eltern auch 'ne Sicherheit geben, indem sie sagen: Ey, wir kommen jetzt wieder. Das ist okay für uns. Wir wollen, dass unser Kind das erlebt, und wir sind jetzt soweit. Wir hatten manchmal das Gefühl, für diese Entscheidung verantwortlich zu sein. Das sind wir aber natürlich gar nicht. Aber das weiß man nicht.

Flo: Da konnten wir vorher nur mutmaßen und das ist auch diese Unsicherheit, die Lukas beschreibt. Aber dann am Ende, als es wirklich passierte, zu erleben, wie befreit die alle gefeiert haben, da wussten wir auch: Okay, die haben nur drauf gewartet. (Lacht) Die haben Bock. Die haben ALLE Bock!

Lukas, du bist superaktiv in Theaterkontexten. Hat sich die Seuche dort irgendwie anders bemerkbar gemacht als auf Konzertbühnen?

Lukas: Ehrlich gesagt, hat es, glaub' ich, noch länger gedauert, dass Leute überhaupt erst wieder ins Theater gehen, und es hält dort auch immer noch an. Das liegt vielleicht daran, dass Theater generell älteres Publikum hat, und die noch 'ne Weile vorsichtiger waren. Gerade die, die die sogenannten Risikogruppen waren. Da wars viel länger problematisch, und die Theater, an denen ich arbeite, die haben auch bis heute Probleme. Die haben zum Beispiel alle ihre kleinen Studiobühnen nicht offen, nur die großen Säle. Ich hab' letztes Jahr auch ein großes Festspiel gemacht. Da lief es dann ganz gut. Aber halt immer noch nicht so, wie es mal war.

Komisch, eigentlich.

Lukas: Ich finds auch total komisch. Deutschland ist ja ein totales Open-Air-Land, was Theater angeht. Die größten Produktionen sind ja eigentlich diese Sommerfestspiele. Jeder kleine Ort, der 'ne Burg hat, macht ja so ein großes Sommerfestspiel.

Flo: Immer bei der Burg.

Lukas: IMMER bei der Burgruine! Jedes Jahr stehen sie bei der Burgruine und kucken aus dem Fenster! Das macht ja jede kleine Stadt, und eigentlich dachte ich, das ist so identitätsstiftend für die Region, dass die Leute da auf jeden Fall wieder sofort hingehen. Aber da haben viele nach wie vor Probleme. Ich weiß auch gar nicht, ob das noch mit diesem Gesundheitsaspekt zu tun hat oder ob sich da nicht viel mehr so eine Gewöhnung ans Zuhausebleiben eingeschlichen hat, und dass viele das auch schätzen gelernt haben, alles von zu Hause haben zu können. Sich das Essen mit Gorillas zu bestellen, ein krasses Streamingangebot zu haben ... ich glaub', da ist in den letzten vier Jahren schon auch so 'n kleiner Schalter umgelegt worden, in manchem Kopf. Ich will das jetzt nicht verallgemeinern, aber ich glaub' schon, dass das was gemacht hat.

Ich zweifle nicht dran, dass stimmt, was du sagst. Dass es beim Theater schlimmer reinhauen sollte, leuchtet mir aber echt nicht ein. Alle sitzen, alle gucken in die gleiche Richtung, niemand schreit durcheinander: Vom Gefühl her kommt mir das viel risikoärmer vor als ein Konzert.

Lukas: Das ist auch rational nicht zu erklären. Aber es sind, glaub' ich, einfach wirklich andere Zielgruppen. Viele Bands, die auf Tour gehen, haben Fans im Alter von 15 bis 25, das ist eine Zielgruppe, da träumt jedes Theater davon, die irgendwann mal zu haben ... das ist einfach der Unterschied, würde ich sagen. Die meisten Theater haben ja ein Abonnentenpublikum, und die sind dann einfach 'n bisschen älter. Ich glaube, die Kinderstücke laufen auch wieder. Zumindest, was ich aus Hamburg mitbekommen habe: Kinderstücke konnten sie immer eigentlich irgendwie doch spielen.

Flo: Gut für uns.

Lukas: Ja, voll! Eltern mit ihren Kindern wollten halt wieder. Das ist aber auch nur, was ich gehört hab'. Ich hab' jetzt keine Statistik dazu. Aber das hört man eben überall, und das schlägt sich ja auch in den Tantiemen nieder, wenn man an einer Theaterproduktion beteiligt ist. Das merkt man halt, dass da weniger Leute drinsitzen.

Nochmal dich gefragt, Lukas: Hilft dir die Theatererfahrung denn auch bei den Deine Freunde-Shows?

(Stille. Dann Gelächter.)

Lukas: Okay. (Lacht) Das ist gerade immer Thema, wenn ich Vorschläge mache, dass es nicht so theatermäßig sein soll.

Flo: (Lacht lauthals) Letzte Woche haben wir doch gerade das neue Bühnenbild besprochen. Da hast du gesagt: Das erzählt noch keine Geschichte. (Gackert)

Lukas: Ne, also, sorry, das hab' ich im Theaterbereich gelernt ...

Auweia. In welches Wespennest hab' ich denn da gestochen?

Flo: (Hörbar fidel) Voll geil. Mit Schwung voll rein!

Lukas: (Ebenso hörbar um Contenance bemüht) Letzte Woche habe ich mich mit unserem Lichtdesigner Philipp getroffen, und wir haben unser Bühnenbild besprochen. Was wir für die neue Tour machen wollen. Und ICH würde gerne einen Grund haben wollen, warum etwas auf der Bühne steht. Einen Grund über "Das ist hübsch" hinaus. Warum steht das da? Was sagt das aus? Bei der letzten Tour hatten wir zum Beispiel ja einen großen Fallschirm über der Bühne, der hat für mich gesagt: Wir sind Wächter über unsere Fans, und wir umhüllen sie mit der Sicherheit eines großen Fallschirms ... Da seh' ich einen Sinn. Und jetzt mit dem neuen Bühnenbild wollte ich das halt auch wieder haben.

Flo: Wir piesacken uns damit auch gegenseitig. Aber am Ende ist es dann ja nicht so, dass es da dann keinen Konsens gibt oder so. Sondern ... wir streiten uns manchmal über Themen. Wir kommen aus verschiedenen Ecken, und am Ende ist es ja doch so, dass dann von jedem irgendetwas mit drin landet. Das ist ja immer das Schöne, dann. Am Schluss.

Lukas: Aber um kurz auf deine Frage zu antworten: (lacht) nein. Manchmal gibt es einen kleinen Überhang, aber Theater ist viel festgelegter als das, was wir machen. Beim Theater arbeitet man ja wirklich an jedem Satz, an jeder Pointe, an jedem Ton. Und bei uns gibt es eher ein offenes Konstrukt. Das ist der große Unterschied.

Wir haben uns früher schon mal darüber unterhalten, dass ihr den Vorteil einer nachwachsenden Zielgruppe habt. Der Nachteil ist, dass euer Publikum natürlich auch irgendwann aus dieser Zielgruppe rauswächst. Darüber habt ihr jetzt ein Lied gemacht, "Schon Bist Du In Der Pubertät". Warum erst jetzt?

Flo: Ja, warum? Weiß ich auch nicht so genau! Erstmal, weils vorher so viele andere Themen gab. Und vielleicht, weil wir jetzt speziell diese letzten zwei Jahre bisschen öfter mit der Frage auseinandergesetzt haben, gerade in der Zeit, als wir unsere Tour dreimal verschieben und dann komplett absagen mussten. Wir waren schon zuversichtlich, aber wir haben uns schon auch in zweifelnden Momenten gefragt: Sind die vielleicht inzwischen einfach alle abgehauen? Wenn die vor drei Jahren elf waren und jetzt 14 sind, kommen noch welche? Und wenn diejenigen, die abgehauen sind, wirklich weg sind, dann würden wir sie eigentlich gerne ordentlich verabschieden. Wie sich das gehört. Und zwar dann nicht nur die, sondern alle, die davon vielleicht irgendwann betroffen sind. Und das sind ja die meisten, die uns hören, die dann irgendwann mit zwölf, 13, spätestens mit 14 sagen: Okay, Deine Freunde pack' ich jetzt erstmal zur Seite, ich hab' jetzt andere Interessen. Wir fanden die Idee einfach schön, uns von denen zu verabschieden.

Ihr seid jetzt zehn Jahre dabei: Wird einem da auch erst bewusst, dass man auch langjährige Fans vielleicht irgendwann ziehen lassen muss?

Lukas: Ja, klar. Was uns immer sehr positiv stimmt ... also, nicht nur vielleicht, wir MÜSSEN sie ziehen lassen. Mit zwölf, 13 ist auf jeden Fall Schluss. Aber wir haben mitbekommen, dass denen das Fan-Sein nicht peinlich wird, in der Pubertät. Wir sind nicht so 'ne Welt, die dann komplett abgelehnt wird. Das geht nur in die nächste Stufe des Lebens, und die kucken aber gern auf die Zeit, als sie Deine Freunde-Fans waren, zurück. Wir haben für den Song jetzt auch ein kleines Musikvideo gedreht und dazu einen Aufruf gemacht, unter Fans, dass sie uns Bilder schicken sollen, wenn sie denn schon in der Pubertät sind, von sich, als sie Deine Freunde-Fans waren, mit acht, und wie sie jetzt aussehen, mit 16. Und diese Bilder haben wir so, wie bei den Oscars, wenn jemand gestorben ist, in das Video eingebaut, und wir treten in dem Video als so ein bisschen nostalgische Schlagerband auf, weil der Song ja auch so ein bisschen diesen 80er-Schlager-Touch hat. Und dazu laufen diese Bilder. Das war wirklich herzerwärmend, weil wir auch nicht sicher waren: Schicken da jetzt ernsthaft Teenies uns gerne Bilder von sich? Und da kam eine echte Flut an ganz süßen Fotos.

Flo: Ich meine, wir wussten ja, wovon wir singen, in dem Lied. Es war ja auch klar, dass die Kinder größer werden und sich irgendwann in die Jugend verabschieden. Aber das auf den Fotos wirklich zu sehen und vor sich liegen zu haben, das war schon nochmal krass für uns. So cool wir uns gerne geben: Da haben wir auch paar Tränchen verdrückt. Da waren wirklich so kleine siebenjährige Kinder mit Deine Freunde-Shirt beim Konzert von uns, wo sie Fotos gemacht haben, und jetzt mit fünfzehn oder so, die einfach schon wie junge Erwachsene aussehen. Das wurde uns da bildlich nochmal so krass vor Augen geführt, obwohl wir das in der Theorie vorher wussten, waren wir nicht darauf gefasst, wie sehr uns das packt, in dem Augenblick.

Lukas: Ich erinner' mich zum Beispiel: Es gibt so eine Zehnergruppe, die war bei uns auf dem Konzert, die haben vor dem Konzert ein Foto gemacht, da waren die alle so sieben, acht, wie sie zu zehnt sich an den Händen nehmen und hochspringen. Und genau die gleiche Gruppe hat sich jetzt am gleichen Konzert-Ort nochmal hingestellt, mit 16. Die haben genau dieses Foto nachgestellt. Ein anderer schickt ein Foto von seiner Einschulung, da hält er eine Tafel hoch, auf der das steht. Der hat das Foto jetzt zum mittleren Schulabschluss nochmal nachgestellt. Emotionaler geht irgendwie nicht. Das klingt jetzt so abgewaschen, wenn ich das so sage, aber das war wirklich krass, das zu sichten, diese Fotos.

"Marijke Amado hat sofort Ja gesagt."

Ihr wisst schon, dass ihr da eine ganze Generation Musikhörer verderbt? Das hab' ich in der Zeit gelesen, beim Kollegen Jens Balzer.

Lukas: Aber der MUSSTE ja auch das Contra schreiben.

Ja. Aber meinst du, sie mussten ihn zwingen?

Lukas: Also, meine Oma regt sich wahnsinnig über diesen Artikel auf, immer noch. (Flo lacht) Sie kann es nicht lassen, mich anzurufen und zu sagen: "Ey, der ... also, das ging ja gar nicht!" und ich sag' ihr: Also, a) Das ist die Rubrik Pro/Contra gewesen. Der musste ein Contra schreiben. Irgendjemand musste ja ein Contra schreiben. Und b) haben wir so wenig Hass gekriegt in unserer Karriere, im Vergleich zu allen anderen, die Musik machen. Wir haben so wenig wirklichen Hass oder Contra gekriegt, dass das schon okay ist, wenn es das dann mal gibt.

Flo: Ja.

Glaube, ihr könnt das aushalten.

Lukas: Voll! Es war ja auch bissl an den Haaren herbeigezogen, das Argument, dass Kinder über Musik rebellieren müssen.

Was'n Quatsch. Mein Problem mit dem Kollegen Balzer ist halt, dass ich bei ihm immer den Eindruck habe, dass er nichts von dem, über das er schreibt, wirklich mag. Der arme Mann! Irgendwas muss dem doch gefallen! Ich bin aber noch nicht dahintergekommen, was das sein könnte.

Lukas: Von manchen Leuten ist das aber auch das Selbstverständnis.

Flo: Aber wenigstens konnte er aus seinem Hatertum was machen. Das ist doch ganz geil. Stell' dir doch mal vor, der hätte einen Job, wo er was ganz anderes machen würde, dann würde er nur seine Kolleginnen und Kollegen nerven. So kann er seinen Frust rauslassen!

Lukas: Stell' dir vor, er müsste so Grußkarten betexten, mit ganz positiven Texten: das wäre seine Hölle.

Wenn man für seine Missetaten irgendwann seine persönliche Hölle auf den Leib geschneidert kriegt, wird es bei ihm wohl irgendsowas sein. Aber so weit sind wir ja noch nicht. Am Wochenende gibts jetzt erstmal eure Webshow zu sehen.

Lukas: Ja!

Ihr seid ja schon bisschen antizyklisch unterwegs. Im Lockdown hat alle Welt gestreamt und Webshows gemacht. Ihr nicht. Jetzt schon. Wie kommt das denn?

Flo: Hehe. Na, Lukas. Komm!

Lukas: Ähem ... also ... das ... also ... Wir hatten eigentlich keinen Bock auf Streaming, zur Coronazeit. Das ist auch, ehrlich gesagt, mehr als nur 'ne Streaming-Show. Letztendlich ist es das komplette Bild-Material, das wir für unser Album zur Verfügung stellen wollen. Wir planen, diese Show einmal live zu machen, fürs Publikum. Dann kommt die wieder weg und wird danach in Ausschnitten als Musikvideos veröffentlicht. Wir haben dafür ja die Bild- und Tonfabrik aus Köln gewinnen können, die uns auch schon das "Die krassesten Schlitten"-Video gemacht hat, und haben quasi 'ne richtige Studioshow gemacht. Jetzt nicht so ein Streaming-Event, wo wir einen kleinen Bluescreen hinstellen und 'ne Kamera. Sondern wir haben wirklich mit Live-Publikum in einem Fernseh-Studio eine große Show produziert. Wir hatten halt Bock, mal 'ne andere Form von Bildmaterial zu machen, zu unseren Songs. Weil Musikvideos haben wir jetzt schon gemacht. Uns interessiert ja auch immer, was zu machen, das jetzt nicht so viele vor uns schon gemacht haben. Die Idee war, wie so eine Zirkusvorstellung zu machen. Es ist wie eine Art Castingshow, in der wir als Jury gemeinsam mit Marijke Amado neue Lieder für unser Album sichten, und alle Kandidaten, die da vorstellig werden, sind wir. In verrückten Kostümen.

Flo: Allerdings.

Lukas: Und am Ende wird abgestimmt, welche Songs es aufs Album schaffen. Ich kann dir sagen, es ist spannend. Was denkst du denn, welche Songs es aufs Album schaffen?

Auf das Album, das ich schon gehört habe? Na, da könnte ich ja mal eine Wette abgeben.

Flo: ALLE!

Lukas: Genau. Wir hatten einfach mal Bock auf 'ne andere Form, das ist der Grund. Wir setzen jetzt auch gar nicht so viel Hoffnung da rein, dass jetzt da eine Million Leute im Stream zukucken. Aber wir sind megastolz auf die Show. Ich glaube, es ist sehr lustig geworden. Mit Marijke Amado wars auch sehr, sehr lustig.

Wie kamt ihr darauf, sie zu verpflichten?

Lukas: Wir wollten eine Verschmelzung unserer Kinderzeit mit der heutigen Kinderzeit haben, und da kamen eigentlich nur Michael Schanze und Marijke Amado in Frage, für uns. Marijke Amado haben wir zuerst gefragt, und die hat sofort Ja gesagt.

Ihr macht Musikvideos draus, aber wird auch die Show als Ganzes für alle, die sie verpasst haben werden, irgendwann nacherlebbar sein?

Lukas: Ja, nach Release. Unsere Idee ist: Die kommt jetzt einmal, und dann kommt jede Woche ein Video raus, bis zum Release. Und nach dem Release kann man dann die Show im Ganzen nochmal kucken. Bisschen wie die Wichtel, nur ohne Sinn und Handlung.

Ich liebe die Wichtel. Ich hab' mich aber auch sehr beömmelt über den Titelsong, weil ich diese sprachlichen Widersprüchlichkeiten auch immer echt großartig finde. Wie viele es davon gibt, ist mir da erst aufgegangen.

Flo: Irrsinnig viele. Weißt du, welche wir vergessen haben?

"Komm, geh' weg!"

Flo: Nee, der ist drin, damit fängt gleich die Strophe an. Aber wir haben "Reiß dich zusammen" vergessen. Das fiel uns erst später ein.

Ach, du Scheiße. Flo, als Texter, ich nehme an, die Idee ist auf deinem Mist gewachsen?

Flo: Würde ich gerne behaupten. Damit hast du in 99 Prozent der Fälle natürlich auch Recht, aber nicht dieses Mal. Es gab ein paar Songs, die wirklich auf Tour entstanden sind, und das ist einer davon. Weiß ich noch, ich glaub', in Dresden war das, backstage, da haben wir nach dem Abendessen gemeinsam mit dieser Formulierung "Ordentlich Durcheinander" rumgespielt, und dann hatte Lukas auch schon 'ne Melodie-Idee. Das hatten wir, glaub' ich, vorher auch noch nicht so oft, dass Sachen wirklich auf Tour entstehen. Dann mussten wir den Song im Studio eigentlich nur noch backfrisch zubereiten. Das war so ein Beispiel, was ich echt cool finde, mittlerweile, was mich auch freut, dass wir uns jetzt alle so gut kennen und das jetzt auch schon so lange miteinander machen, dass manchmal so Sachen entstehen, wo jeder seinen eigentlichen Arbeitsbereich verlässt, wir alle uns wirklich so die Bälle hin und her schmeißen und dann so ganz unverkrampft auch mal locker auf Tour zwischen Abendessen und Konzert was entstehen kann.

Lukas: Wie Flo erzählt hat, hatten wir da zuerst den Titel und wussten auch sofort: DAS ist der Albumtitel. Bevor der Song da war. Auf Tour sagt man das dann natürlich nicht so, weil man da auch niemanden überfordern will. Manchmal sind auch Flo, Pauli und ich ganz lästig und nerven alle damit, wenn wir ihnen mit so einer Idee hinterherlaufen. Aber wir hatten den, ich weiß noch genau, wir standen in Dresden am Bus, und waren so: Boah, 'Ordentlich Durcheinander', geiler Albumtitel auch. Das ist ein Albumtitel! Es gab aber den Song noch gar nicht.

Flo: Ja, und dann haben wir das den ganzen Abend so vor uns hingepfiffen, die Melodie schon mal irgendwie festgehalten, und ... ja, dann kann das sehr anstrengend sein, in unserer Nähe zu sein, weil es dann zwei, drei Stunden kein anderes Thema gibt. Aber so entstehen halt die Sachen, ne? Und wir müssen die Welle reiten, wenn sie kommt.

Lukas: Das ist aber lustig, dass du das sagst, weil wir hatten vor dem, ehrlich gesagt, 'n kleines bisschen Angst. Weil der ja schon nicht unkompliziert ist. Wenn man das mit den Gegensätzen nicht sofort checkt, dann macht der Text ja wirklich wenig Sinn. Oder zumindest weiß man nicht genau, was das jetzt soll. Aber wir haben das Album auch Rolf Zuckowski vorgespielt, und das war auch sein Favorite. Hätte ich nicht gedacht, aber der fand auch diese Sprachspiele total gut.

Ich hab' drei Favoriten. Der ist dabei, der nächste - ich kann nix dafür, ich bin ein Rap-Head - ist "Lügenbaron", ich hab' sehr gelacht über die "Die Da?!"-Adaptation.

Lukas: Das billige Pfeifen!

Flo, fühlst du dich als die Rap-Instanz in diesem Trio manchmal ein bisschen einsam?

Flo: Nein, überhaupt nicht, Ich bekomm' ja meine kleinen Spielwiesen, auf denen ich mich dann austoben darf. Bei dem Song war das wirklich so, dass ein Großteil des Textes eigentlich schon stand. Dann war ich aber mit Pauli im Studio, und dann haben wir wirklich dieses ... von den Fantas halt, damals: "Hallo, Pauli!" "Hallo!" "Alles klar?" ... wir haben uns totgelacht, dabei, und dann fiel mir auf, dass das auch wirklich so gerappt ist wie auf den ersten Alben von den Fantastischen Vier, auf "Jetzt Gehts Ab" oder "Vier gewinnt". Und dann haben wir dieses Zitat extra noch mit eingebaut, und auch das Pfeifen dann, im Nachhinein. Dass das die Zuhörenden gerne daran erinnern darf und soll.

Du musst also nicht zu so schmutzigen Mitteln greifen wie in dem Song erzählt, um auch mal einen puren Rap-Track durchzuboxen?

Flo: Mach' ich auch manchmal, aber da kann ich natürlich nicht öffentlich drüber reden.

Ah, ja. Einen puren Gesangs-Song gibts diesmal mit "Ich Hab Dich Lieb" auch. Ich weiß gerade ehrlich nicht: Hattet ihr das früher auch schon mal?

Lukas: Ja ... nee? Nee.

Flo: Ja, doch. Bei "Heimweh" hatten wir das schon mal.

Lukas: Nee, da hast du auch gerappt, im Refrain.

Flo: Ach, ja ...

Lukas: Nee, da ist auch Rap.

Flo: Ja, ja. Okay. Stimmt.

Mir kam es auf jeden Fall neu vor.

Lukas: Ja, is' neu. Also, in der Form zumindest. Und das Sample ... ehrlich gesagt, das ist ja das einzige auf dem Album. Das stammt aus "Morgens in der Stadt" von Thomas Natschinsky und seiner Gruppe, und wir fanden das Sample einfach geil, so ist das entstanden. Der ist auch erst am Ende dazugekommen. Aber das war keine Absicht. Das ist jetzt nicht bewusst ein Nur-Gesangs-Lied. Das ist einfach so gekommen.

Bei "Schiss" ist es auch so, aber eigentlich ist das ja nur ein Interlude.

Lukas: Das ist nur ein Skit, ja. Der hätte eigentlich auch noch ein schöner Song werden können, aber ... man kann nicht alles haben.

Die Kollegen und ich hier sind hochgradig empört darüber, dass "Rucksack Im Gesicht" nur ein Skit geworden ist. Das Ding ist einfach oberbombe.

Flo: Das bringt auch gerade so Spaß, aktuell. Seit wir den Song aufgenommen haben ... wie das dann oft so ist, ne? Wenn ich jetzt draußen unterwegs bin und diese Kinder sehe! Natürlich können sich noch nicht alle Lastenfahrräder leisten, wo die Kinder vorne gemütlich drinsitzen, in ihrer kleinen Finca. Es gibt halt wirklich noch so viele Kinder mit Rucksack im Gesicht. Wäre das nicht so unkorrekt, würde ich sie am liebsten dabei fotografieren und so 'ne Compilation mit Kindern mit Rucksäcken im Gesicht machen. Das geht natürlich nicht, das weiß ich. Das mach' ich auch nicht. Aber es ist dann immer wieder schön zu sehen. Das haben wir manchmal, dass das dann so, wenn wir einen Song zu irgendeinem Thema haben, und einem dann in der Wirklichkeit Menschen über den Weg laufen, die das gerade leben, in dem Fall die Kinder mit Rucksäcken im Gesicht, dann ist das einfach nur schön für uns.

Wie hält man sich dann aber davon ab, diesen Leuten "Rucksack im Gesicht!!!" hinterherzuschreien?

Lukas: Na, jaaa ...

Flo: Is' schwer. Es gelingt auch nicht immer.

Lukas: Is' schwer. Das haben wir aber ja mit vielen Titeln, dass man Dinge sieht und eigentlich sagen möchte: "Übrigens: Wir haben ein Lied darüber geschrieben!"

(Allgemeine Heiterkeit)

Flo: Wie weird das wäre, wenn wir das wirklich machen würden!

Lukas: "Wussten Sie, dass wir ein Lied darüber haben?" Was wir in der Öffentlichkeit manchmal machen: Wenn ein Kind im Deine Freunde-fähigen Alter an der Autobahnraststätte vor uns mit seinen Eltern steht, singen wir dann ganz leise, so dass nur das Kind uns hört: "Oma gibt mir Schokolade!", um zu checken, ob das Kind uns erkennt.

"Rucksack im Gesicht" ist eindeutig aus Kinderperspektive geschrieben. Deutlich aus Elternperspektive geschriebene Songs wie "Elternvertreterwahl in der KiTa" kamen diesmal kaum vor, eher Songs, die alle Generationen ansprechen. Ist das bewusst passiert?

Flo: Nee, das hat sich eigentlich ganz natürlich so entwickelt, glaub' ich. Es ist ja nie so, dass wir uns mit 'nem Konzept hinsetzen und sagen: Okay, diese und jene Themen müssen diesmal drauf landen. Sondern wir machen nach wie vor einfach drauf los, und wenn wir dann irgendwann genug Lieder haben, sagen wir: So, jetzt sieben wir nochmal ein bisschen aus, und dann bleibt da am Ende das neue Album übrig. Aber du hast Recht: So ein ganz klassischer Eltern-Song wie "Elternvertreterwahl in der KiTa" ist diesmal nicht dabei.

Lukas: Es ist bei uns auch inzwischen so, dass wir bei den Songs gar nicht mehr so sehr bewerten, für wen das jetzt ist oder ob das die richtige Haltung hat. Oft ist es auch einfach nur, dass wir den Song gut finden. Ein gutes Beispiel ist zum Beispiel "Gestrichen". Aufs vorletzte Album hätten wir den nicht gemacht, weil wir gedacht hätten, der ist zu negativ, und der hat gar nicht den Turn, dass es auch positive Sachen gibt. In dem Song gehts ja nur darum, was alles gestrichen wird, was alles ausfällt. Der hat diesen Turn gar nicht, aber wir fanden den trotzdem cool - und dann kommt er halt aufs Album.

Da steckt für mich aber durchaus Mehrdeutigkeit drin.

Lukas: Die Überforderung.

Genau. Das sind ja einfach komplett hilflose Maßnahmen, um die es da geht.

Lukas: Ja, genau. Aber früher hätten wir da zumindest ganz lange darüber diskutiert, ob wir damit denn jetzt das Richtige vermitteln, oder sowas. Jetzt gerade machen wir das nicht mehr so doll. Weil, wenn wir das Gefühl haben, der passt so, dann passt der auch so.

Flo: Das ist auch ein bisschen so das gewachsene Vertrauen der letzten Jahre, dass wir ja auch immer mehr begriffen haben, wir müssen gar nicht immer unbedingt ausschließlich aus Kinderperspektive berichten, sondern das war ja auch wieder so ein Learning bei uns. Dass wir gecheckt haben: Die Kinder sind supervielseitig interessiert. Es muss nicht immer um Pyjamapartys oder Omas Schokolade gehen. Es kann auch um ganz andere Sachen gehen, die vielleicht auf den ersten Blick gar nichts mit dem Kinderkosmos zu tun haben, so lange da drin so ein paar Versatzstücke sind, die denen dann bekannt vorkommen. Und selbst, wenn nicht: Die sind dann neugierig und setzen sich trotzdem damit auseinander. So gab es auch viele Kinder, die das Elternvertreterlied irgendwie lustig fanden, obwohl die ja glücklicherweise noch nie auf einem Elternabend waren.

Lukas: Wir sehen ja schon seit Album zwei, dass wir auch Eltern im Publikum haben, aber gerade shiftet es sich insofern, dass auch die ganze Medienlandschaft wahrnimmt: Ah, kuck mal, die machen eigentlich Unterhaltung für alle. Es gab jetzt, ich schick' dir gerne den Link, eine sehr lustige Kritik des neuen Deichkind-Albums, und der Aufhänger dieser Besprechung, dieses ganzen Artikels, war: Deichkind sind ja wie Deine Freunde für Erwachsene. (Lacht) Und wir dann so: Äh, eigentlich andersrum ... Aber der hat das alles sorum argumentiert, dass er gesagt hat: Eigentlich sind Deichkind wie Deine Freunde. Nur für Erwachsene.

Flo: Und die Fans in uns so: JAAAA!

Find' den Vergleich jetzt nicht hanebüchen.

Lukas: Aber die waren einfach zuerst da, und eigentlich haben wir uns ja die letzten zehn Jahre angehört: Eigentlich seid ihr wie Deichkind für Kinder. Ich will damit nur sagen: Es hat sich in der Wahrnehmung, darin, wie wir wahrgenommen werden, auch was verändert. Die Leute haben jetzt langsam auch verstanden. Wir müssen jetzt nicht immer nur erklären, was wir machen. Das ist ganz cool. Das haben wir jetzt auch lange genug gemacht.

"Einem klassischen Kinder-Hit rennen wir nicht mehr hinterher"

Flo: Ich muss euch jetzt leider erklären, dass ich los muss, meinen Sohn aus der Schule abholen. Und es schmerzt mich.

Lukas: Ich kann anbieten, dir die restlichen Antworten in zwei Rollen zu geben, als Flo und als ich.

Flo: Oh, ja. Ey, mach' das mal wirklich! Ein, zwei Fragen als Flo beantworten, Lukas, das wär' so schön.

Lukas: Ich sag' dann immer: 'Flo sagt: Rap ist mir gar nicht so wichtig.'

Flo: Auweia. (Lacht) Ich hab' euch beide lieb. Tschüss!

Wo waren wir? Deichkind für Kinder - das ist ja eigentlich ein Riesenlob.

Lukas: Der ist wirklich witzig, wir haben uns köstlich darüber amüsiert, weil der hört auch in dem Artikel nicht damit auf, die Vergleich zu ziehen. Das ist nicht nur ein Satz, sondern er zieht das richtig durch, anhand von Liedern ... es ist völlig verrückt.

Deichkind sind 'ne höllisch gute Liveband. Für eine Band wie euch ist das ja eigentlich ein Ritterschlag.

Lukas: Total. Wir haben natürlich unsere Schnittmengen, und wir kennen uns ja auch. Wir kennen Leute, die da arbeiten. Wir kennen die. Wir wissen auch schon, dass wir eigentlich eine ähnliche Art Humor haben. Es ist einfach lustig. Die letzten Jahre haben wir es immer andersrum gehört, und jetzt schreibt das mal jemand so herum: Da werden die sich auch königlich drüber amüsiert haben.

Noch überraschter als darüber, dass es den Song für die rauswachsende Zielgruppe jetzt erst gab, war ich bei anderen Themen, weil das so zentrale Familienthemen sind. Wie: Ich will 'n Haustier. Oder: Ich kann nicht verlieren.

Lukas? Oder?! Ja, ging uns auch so. Wir haben ja so eine Notizliste, wo wir uns die ganzen Themen immer aufschreiben, über die man mal was machen könnte. Es passiert tatsächlich öfter, dass wir Beats haben, bei denen wir denken: Die vermitteln gut dieses oder jenes Gefühl. Dann kucken wir auf die Liste und nehmen dann eins dieser Themen. Dadurch sind die halt so 'n bisschen übriggeblieben. Manchmal ist es auch so, dass man sich was vornimmt, und man findet dann aber keinen Zugang zu dem Thema. "Schlechter Verlierer" ist zum Beispiel so ein Thema, wo wir schon 'n paar Mal Probiert haben, was drüber zu machen. Uns ist aber kein Zugang gewachsen. Und jetzt ist er halt gewachsen. So ist das.

Verliert ihr manchmal den Überblick, was ihr schon abgehandelt habt, und was noch nicht?

Lukas: Wir haben noch den Überblick. Natürlich gibt es inzwischen auch so ein paar Schnittmengen. Zum Beispiel das große Oberthema "Streit", oder "Missverständnisse": Darüber haben wir natürlich schon wahnsinnig viele Lieder gemacht. Aber man kann Lieder ja auch auf einen Mikrokosmos einkochen. Wir würden zum Beispiel auch total gerne mal ein Lied darüber machen, über den Moment, wenn man nicht weiß, ob man jemandem die Hand gibt oder einklatscht. Über diesen Moment davor, das ist ja eigentlich nur 'ne Sekunde, in der man das entscheidet. Manchmal gehts ja auch schief und man begegnet sich dann total falsch mit den Händen, so ein High-Five-Fail, quasi. Das ist auch so ein Mikrokosmos, ne? Das ist eine Sekunde, aber kannste halt auch ein ganzes Lied draus machen. Deswegen würden wir da jetzt, selbst wenn sich mal was doppelt ... pfft. Egal! Ehrlich gesagt, wir haben jetzt hundert Lieder, wir haben welche, die haben wir nie gespielt. Die sind einfach auf den Alben drauf, und wir wissen gar nicht, wie die gehört werden. Keine Ahnung. Das ist ja mit inzwischen sieben Alben auch so, dass du eigentlich nur noch so 'ne Essenz machst. Da wir uns ja schon als 'ne Band, sehen, die gemocht werden will, von ihren Fans, sind ja unsere Shows inzwischen eigentlich Best-Of-Shows. Mit 'nem Fokus auf das aktuelle Album, aber so richtig 'ne Album-Show ist das ja gar nicht mehr. Weil die Leute wollen ja bestimmte Songs hören, und wir machen jetzt keine Jazz-Versionen von den Hits. Also ... (lacht) nee!

Das wird dann ja mit jedem neuen Album schwieriger, dass es noch was Neues in so ein Programm reinschafft.

Lukas: Ja, vom neuen Album schaffen wir es ... (überlegt) maximal acht in die Show zu packen. Oder neun, mehr schaffst du nicht. Und wir arbeiten ja letztendlich auch gar nicht so. Das merkt man ja auch daran, dass die Leute einfach 'n Tourticket kaufen, obwohl sie das neue Album ja noch gar nicht kennen. Das hängt gar nicht so richtig zusammen. Sondern die Leute wollen halt auf die Tour kommen, und es ist dann, ehrlich gesagt, so ein bisschen ... naja ... egal nicht, aber die kommen halt, egal was wir jetzt für Songs spielen. Aber, klar! Die werden ja auch über die Jahre komplizierter, und das merken wir dann auch. So ein ganz klassischer Kinder-Hit wie "Schokolade", dem rennen wir jetzt ja auch gar nicht mehr hinterher. Dass wir so einen Song machen, der auf jeden Fall von jedem fünfjährigen Kind verstanden wird, das ist ja jetzt gar nicht mehr das Thema, weil: Diese Songs haben wir ja auch in der Vergangenheit schon gemacht, und die können wir ja auch für immer spielen.

Sind denn wirklich die Songs, von denen man das dachte, Kinder-Hits geworden, oder haben sich die Kinder am Ende ganz andere Tracks ausgesucht?

Lukas: Ja. Nee. Eher andere. Also, "Quatsch mit Soße", Riesen-Kinder-Hit, haben wir nie auf dem Schirm gehabt, wollen alle immer hören. Das ist so ein Song, den wir auch jahrelang nicht gespielt haben, weil uns das gar nicht so sehr interessiert hat, selber. Im Nachhinein bringt der aber halt live Megaspaß, weil da alle mitsingen, sich mega auf den Song freuen. "Schokolade" jetzt ist auch, finde ich, vielleicht nicht unser musikalisch interessantestes Lied, aber das ist halt unser "Nordisch".

Das ist halt auch der, mit dem ihr ins Bewusstsein der Leute geploppt seid.

Lukas: Ja, genau, und nur weil wir jetzt vielleicht Künstler sind, die mehr über alles nachdenken, müssen wir mit dem ja trotzdem respektvoll umgehen.

Seid ihr das denn? Künstler, die mehr nachdenken?

Lukas: Och, wir machen jetzt auf jeden Fall anders Musik als damals.

Vorhin klang das ja eher so, als würdet ihr heute weniger nachdenken.

Lukas: Nee. Aber wir sind vielleicht 'n bisschen musikalisch ambitionierter geworden und trauen uns mehr. Das mein' ich damit. Bei "Schokolade", da spielte ja noch eine Rolle: Darf mans? Das war ja damals noch die Frage. Das ist jetzt zum Beispiel eine Frage, die wir uns nicht mehr stellen.

Ich hab' auch "Dumme Witze" sehr gefühlt. Mein Schwiegervater ist auch so einer, der seit Jahrzehnten dieselben fünf Witze erzählt und die selbst sehr, sehr lustig findet. Bei euch auch vom realen Familienleben inspiriert?

Lukas: Ja, voll! Flos Vater ... ach, das kann jetzt Flo beantworten.

"Flo": Mein Vater ist auch jemand, der gerne dumme Witze erzählt.

Lukas: ... und er merkt das bei sich selber auch, dass er langsam in das Alter kommt, wo er vor seinen Kindern auch so Dad-jokey wird.

"Flo", merkst du das, wenn du in solche Momente reinfällst - und wie fühlt sich das dann an?

Lukas: Ich weiß es möglicherweise, weil wir genau darüber schon mal gesprochen haben. Ja, er merkt es, und er schämt sich, aber er kann nicht anders. Er kommt nicht dagegen an. Er kann sich nicht dagegen wehren, die Dad-Jokes rauszuhauen.

Glaubst du, das ist ein Druck, der sich aufstaut und irgendwann raus muss?

Lukas: Ja, es ist, glaub' ich, schon Druck. Als Papi willst du ja erstmal auch einen Zugang zu allen haben. Auch zu Kindern aus dem Kindergarten und aus der Grundschule und sowas, und dann kommt schnell mal der Dad-Joke raus. Man will cool sein, und das um jeden Preis. Also, ICH bin nicht so Dad-jokey. Aber ich muss im Alltag auch nicht an die Grundschule.

Ihr wolltet Kritik von mir.

Lukas: Ja, bitte.

Na, gut. "Rucksack im Gesicht", sagte ich ja schon, ist viel zu kurz. Das hätte ein ordentlicher Song werden müssen.

Lukas: Ja.

Außerdem vermiss' ich natürlich den puren Kasperle-Techno-Track, dieses Mal.

Lukas: Nein!! Das kannst du jetzt nicht sagen, nachdem du jahrelang gesagt hast, "Jetzt kommt wieder Kasperle-Techno", JETZT vermisst du den auf einmal?

Ja, na klar! Ich will doch seit Jahren dieses pure Kasperle-Techno-Album von euch.

Lukas: Nee, weißt du, was wir für 'ne Album-Idee haben? Vielleicht machen wir das irgendwann mal. Es gibt ja ganz oft Leute, die uns sagen: Macht doch mal so, macht doch mal so! Oder: Darüber müsst ihr mal 'nen Song machen! Dass wir mal, 'n bisschen wie Rolf mit "Die Jahresuhr", ein Album machen, mit Songs für jeden Anlass. So ein Dienstleistungs-Album, ein bisschen, aber eben auf unsere Art und Weise. Mit Songs, da kucken wir uns dann alle Feiertage raus, und alles, was man so fordern kann, und das heißt dann auch so: "Songs für jeden Anlass". Das machen wir irgendwann. Das wird unsere Sprache tragen, versprochen. Aber: So kommts. Und da machen wir dann auch Kasperle-Techno drauf.

Aber zu welchem Feiertag?

Lukas: Karfreitag! Natürlich Karfreitag. Geht doch gar nicht anders.

Da ist Tanzverbot, Mann!

Lukas: Ja, genau. Man muss es hören, aber man darf sich nicht bewegen, dazu. Das ist nämlich die wahre Passion.

Aua. Das wird ein Kreuzweg. Jetzt müsste eigentlich nochmal Flo antworten: Ich hab' das Gefühl, dass der Rap-Anteil ein bisschen zurückgegangen ist. Ist das so?

Lukas: Ouwh! Nicht bewusst, eigentlich. Ich find' eigentlich ... warte mal ... (überlegt) nö. Wenn, dann nicht so ganz absichtlich. Ich glaube, es gibt nur ein paar auffälligere Gesangslieder. Vielleicht liegts daran, dass es dieses Gefühl gibt. Es gibt halt sehr viele Melodiehooks, diesmal, und nicht so viele Rap-Refrains. Ich glaube, das ist es: Dass wir ganz oft gesagt haben: Refrain ist Gesang, nicht Rap. Das kann sein. Aber auch wieder nicht bewusst.

Mir ist aufgefallen, dass dieses Album wirklich voller so Synthiebretter steckt, die in jedes 80er-Synthiepop-Disco-Set bestens reinpassen würden. Wer lebt denn da sein musikalisches Faible aus?

Lukas: Das sind Pauli und ich, glaub' ich. Wir haben schon auch Lust auf solche Farben, und "Ordentlich Durcheinander" ist ja auch so ein Song, das war zum Beispiel ein Beat, den hab' ich mal vor zwei Jahren gemacht, im Rohgerüst. Den hatte ich eigentlich für was ganz anderes vorgesehen, aber den haben wir jetzt adaptiert. Pauli ist ja auch jemand, der gerne auch so ... naja ... Elektropop und so 'n Kram hört. Das sind hauptsächlich Pauli und ich. Flo nimmt das aber sehr dankbar an.

... und dann haben wir noch "Das Schlechteste Lied seit Jahren". Auf wessen Mist ist denn bitte das gewachsen?

Lukas: Äh. Oh! Das ist eine gute Frage. Wir schließen uns ja immer in so ein Ferienhaus ein, am Anfang unserer Album-mach-Phase. Das ist einer der Beats, die in diesem Ferienhaus entstanden sind. Da haben wir uns die Frage gestellt: Wie langsam können wir werden? Wie langsam kann ein Beat sein, dass es sich so anhört, als ob die Snare eigentlich schon kommen müsste, aber ... sie kommt noch nicht. Da haben wir mit der BPM-Zahl so ein bisschen rumgespielt und haben dann gesagt: Ey, es ist eigentlich lustig, so einen Song darüber zu machen, wie schlecht das Lied ist. Und ich kann dir sagen: Das wird vielleicht auch einen kleinen Shitstorm geben. Mal kucken. Weil: Wir haben auch ein Video zu diesem Song gedreht, in der Show, da sieht man Flo als Bauchredner auftreten, und Pauli ist seine Bauchrednerpuppe. Diese ganzen Kommentare kommen immer von der Bauchrednerpuppe.

Ich möchte nicht wissen, wo Flo da seine Hand hat.

Lukas: Im Rücken. Im Rücken! Und die Bauchrednerpuppe kriegt dann wiederum eine Bauchrednerpuppe, das ist dann eine echte Puppe. Und am Ende müssen alle kotzen, weil das Lied so schlecht ist. Wir haben das tatsächlich so gemacht, mit 'nem Kompressor und zehn Litern Apfelmus, wir haben einen Schlauch in die Puppen gebaut, und es können wirklich alle kotzen, in dem Ding, Es könnte sein, dass das Leute für Kindermusik bisschen zu sehr triggert ... kucken wir mal. (Lacht) Also, DIR wird das gefallen. Und es ist ja auch das schlechteste Lied, wir haben auch vorher geschrieben: Triggerwarnung, dieses Lied könnte zu Brechreiz führen. Aber ist das nicht schön, dass wir ein Lied über sowas machen können?

Ja, find' ich super. Und wenn DAS das schlechteste Lied ist, dann könnte es wirklich leicht schlimmer sein.

Lukas: Der hat auch was, der Song. Die Kinder, die das Album bisher gehört haben, feiern den auch. Obwohl der so crazy ist. Aber ich glaube, die bewerten einfach auch anders. Die bewerten noch nicht mit so 'nem komischen Pop-Gehör, so: "Nach 30 Sekunden muss eigentlich die Hook ..." oder bla-bla. Sondern die bewerten erstmal nur die Geschichte, und die funktioniert bei Kindern total gut. Die finden das ultralustig. Die finden den Kommentator lustig, die finden den Beat lustig ... Bei Kindern funktioniert der richtig gut.

An wem probiert ihr denn sowas aus?

Lukas: Naja, Flo hat Kinder, und in unserem Umfeld ... also, in meinem ganzen Freundeskreis kriegen grade alle Kinder. Da kann man natürlich rumprobieren. Ist doch klar.

Ihr macht also Testläufe?

Lukas: Ja, wir buchen jetzt nicht über eine Agentur Zuschauergruppen. Aber wir kucken schon mal ein bisschen, was funktioniert. Nicht allzu sehr, weil wir wollen uns jetzt auch nicht beeinflussen lassen. Aber wir kucken zum Beispiel, ob die Kinder die Sachen checken. Solche gibts ja auch. Dieser "Ich will, ich will, ich will" ist jetzt auch einer, der jetzt vielleicht für Erwachsene 'n bisschen monoton ist. Bei Kindern löst der aber ein totales Ding aus.

Es ist halt dieses: "Kenn ich!"

Lukas: Genau. Kenn ich! Kann ich sofort mitmachen, sofort nachmachen. Und er hat aber trotzdem irgendeinen Boden, den auch ein Erwachsener versteht. Das ist ja auch wichtig. Und ich glaube, das macht bei Kindern im Endeffekt auch mehr als jetzt 'ne superkrasse Popmelodie, wenn sie sich mit einem Lied sofort in eine Fantasiesituation begeben können. Als jemand, der Musicals macht, achte ich ja viel auf Harmonie und Melodieläufe und so 'n Kram. Aber eigentlich, wenn ich mal ehrlich bin, gehts darum: Wie schnell wird ein Bild im Kopf hergestellt? Da ist es dann manchmal auch egal, ob das jetzt so ein Streaming-Hit ist.

Meiner Beobachtung nach reagieren Kinder auf die Story - und auf den Bass.

Lukas: Genau, gar nicht so sehr auf die Melodie. Die singen sie irgendwann mit, aber da muss dann auch der Text stimmen. Es geht denen sehr viel mehr um Fantasiebilder, die bei ihnen was auslösen, körperlich. Und das passiert auf "Das schlechteste Lied seit Jahren". Den spielen wir auf jeden Fall live. Das wird witzig. Die wissen, wann sie buhen müssen - wir müssen das ja gar nicht mehr üben, vorher! Andere Bands so mit ihrem "... und jetzt macht mal eeeyyy-yooo!", und alle machen "Eeeyyy-yooo!", das müssen wir ja gar nicht. Das bauen wir direkt in die Lieder ein, und dann wissen die Kinder das schon. Da müssen wir nur noch das Mikrofon hinhalten, ins Publikum.

Das wird gut funktionieren, da bin ich zuversichtlich. Dieses Jahr komm' ich und schau' mir das an.

Lukas: Ja, bitte! Wir sind auch wirklich gut, live. Es ist wirklich ganz besonders, und das liegt auch nicht nur an uns. Es liegt daran, dass da wirklich 'ne krasse und nicht künstliche Energie herrscht, wenn so viele Kinder etwas gemeinsam kennen und feiern. Das ist irgendwie echt ... das macht einem das Herz auf.

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