laut.de-Biographie
Die Apokalyptischen Reiter
Im Osten Deutschlands gibt es einige sehr ungewöhnliche (um nicht zu sagen merkwürdige) Bands. Zu diesen gehören ohne Zweifel Die Apokalyptischen Reiter aus Thüringen. Die beiden ersten Reiter hören Mitte 1995 auf die Namen Daniel 'Fuchs' Täumel (Gitarre, Gesang) und Skelleton (Drums, Gesang). Da es sich laut Sage aber um deren vier handelt, stoßen wenig später Mark 'Dr. Pest' Szakul (Keys) und Volkmar 'Volk-Man' Weber (Bass) hinzu.
Da die vier - wie auch ihre Namenspatrone - auf sämtliche Konventionen scheißen, ist ihre Musik nur mit den schönen Wort 'extrem' zu bezeichnen. Kaum haben sie ihr erstes Demo aufgenommen und in alle Welt verschickt, kratzen schon die ersten Labels an der Tür.
Noch ohne einen Vertrag in der Tasche organisiert das Quartett einfach eine Tour durch Tschechien, die Slowakei, Ungarn und Rumänien. Dass die stellenweise recht abenteuerlich abläuft, sollte eigentlich kaum überraschen.
Nachdem sich Die Apokalyptischen Reiter mit dem deutschen Label Ars Metalli einigen, erscheint im Dezember 1997 das Debüt "Soft & Stronger". Schon hier verwursten sie fast alle harten Musikstile, streuen aber auch gerne eine Flöte oder Pianoklänge ein und schaffen dabei das Kunststück, ihren roten Faden nie aus dem Augen zu verlieren.
Acht Monate später kommt die EP "Dschinghis Khan" und wieder sechs Monate darauf der zweite Longplayer "Allegro Barbaro". Auf beiden Veröffentlichungen zeigt sich, dass Die Reiter an ihrem Stil gearbeitet haben, ohne ihn grundlegend zu verändern.
Im Laufe der Zeit erspielen sie sich in den östlichen Nachbarländern aber auch in Deutschland einen immer besseren Ruf. Ende 1999 unterschreiben Die Reiter beim holländischen Label Hammerheart. Obwohl sich alles hervorragend entwickelt, steigt Skeletton aus. Glücklicherweise kommt mit Georg 'Sir G.' Lenhardt recht schnell ein fähiger Ersatz hinzu. Den Kreischgesang von Skeletton übernimmt fortan Volk-Man, da es sich dabei um ein wichtiges Markenzeichen der Band handelt.
Zur Jahrtausendwende nennt sich Fuchs plötzlich Eumel und das Quartett beglückt die Welt mit ihrem bis dahin besten Werk: "All You Need Is Love" etabliert sich bei Fans wie Presse und verschafft den Reitern im Frühjahr 2001 eine Europatour mit Macabre. Der Begriff Crossover wurde im Extrem-Metal-Bereich noch nie so treffend ausgefüllt, denn hier vereinen sich nicht nur Death, Thrash, Black und Heavy Metal, die Reiter kreischen, grunzen und schreien nämlich auch deutsch, englisch, russisch und finnisch.
Nach einem grandiosen Auftritt auf dem Wacken Open Air 2001 ziehen sie weiter kreuz und quer durch Deutschland, um ihren Sound in jeden Haushalt zu tragen. Obwohl Sir G. mit einem Unterarmleiden zu kämpfen hat, spielen sie mit Session-Drummern sämtliche, anstehenden Konzerte.
Auch bei Fuchs treten Probleme mit Arm und Ellenbogen auf, weswegen er auf der Bühne die Gitarre ablegt und an Pitrone abgibt. Kaum ist der in der Band, kratzen sie bei Hammerheart die Kurve und machen sich an die nächsten Albumaufnahmen.
Erst 2003 melden sie sich mit neuem Material in Form von "Have A Nice Trip" zurück. Wie beim Vorgänger sorgt Andy Classen für einen fantastischen Sound. Die Thüringer pflügen erneut durch die Musikstile wie die Wildsau durchs Rübenfeld. Inzwischen bei Nuclear Blast untergekommen, lassen sich die vier Verrückten kaum stoppen.
Zunächst geht es im Vorprogramm der Bay Area-Veteranen von Testament und Death Angel auf die Bretter. Wie nicht anders zu erwarten, passen sie dort ebenso gut ins Programm wie anschließend bei Subway To Sally auf deren Weihnachtstour. Es folgt eine eigene Headlinertour im Frühjahr 2004 und grandiose Auftritte auf dem WWF, dem W:O:A und dem Summer Breeze, bevor das neue Album ansteht.
Im benachbarten Dänemark nimmt die Combo die nächste Scheibe unter der Regie von Tue Madsen (Mnemic, The Haunted, Cataract) auf. Dieser ist mit den fünf Irren beinahe überfordert, wird aber schnell zum Fan der musikalisch unberechenbaren Ostdeutschen und verpasst "Samurai" einen kernigen Sound.
Mit den Battle Metallern der Turisas begeben sie sich auf ihre zweite große Headliner-Tour. Auch auf dem Summer Breeze 2005 schlagen sie auf und überraschen mit einer Hüpfburg auf der Bühne. Das Ende August 2005 folgende "Riders On The Storm" setzt den Wahnsinn nahtlos fort.
In selbigen treibt die Reiter auch das Chaos auf der Earthshaker Roadshock Tour 2007. Nach Problemen mit den Tourbussen, der Bühnenelektrik und den Gagenzahlungen brechen sie die Tour Anfang Mai jedoch ab und schicken alle Bands nach Hause. Die Geschichte von Pleiten, Pech und Pannen erzählen die Reiter im Tourtagebuch auf ihrer Webseite. Bemerkenswert ist aber auch die Tour durch Russland und die Ukraine, die die Band nicht im Tourbus, sondern im Zug (!) bestreitet.
Den Rest von 2007 verbringen sie mit der Arbeit an ihrer ersten DVD, die schließlich im Feburar des folgenden Jahres erscheint. Allerdings trennen sich kurz nach der Veröffentlichung die Wege der Reiter und ihres Gitarristen Pitrone.
Seinen Platz nimmt Lady Cat-Man ein, die somit natürlich auch auf dem Rock Hard-Festival mit auf der Bühne steht. Auch zu Album-Ehren kommt die Gute bald, denn Ende August steht das nächste Oeuvre mit dem Titel "Licht" an. Die Tour zur Scheibe startet im Oktober.
Lange bleibt die Gitarristin allerdings nicht dabei, denn Ende März 2009 vermelden die Reiter mit Ady einen neuen Mann an der Klampfe, der auf dem Paganfest seinen Einstand feiert und auch auf "Moral & Wahnsinn" im Februar 2011 zu hören ist.
Nach der The-Greatest-of-the-Best-Europa-Tour 2012 spielen die Reiter 2013 u.a. auf der 70.000 Tons Of Metal-Tour und dem Wacken Festival. 2014 erscheint das Doppelalbum "Tief.Tiefer", 2015 veröffentlicht man mit "Wie der Weltuntergang Teil meines Lebens wurde" eine Band-Biografie.
Damit sollte die Band-Geschichte eigentlich abgeschlossen sein, Die Apokalyptischen Reiter verkünden eine Pause von unbestimmter Dauer. 2017 geht es aber mit dem zehnten Studioalbum "Der Rote Reiter" schon wieder weiter, und auch weitere Touren stehen nun wieder auf der Agenda.
Bei "The Divine Horseman" lassen Die Reiter 2021 einen Teil ihrer Anhängerschaft irritiert zurück. Zu experimentell und improvisiert geriet dieses Doppelalbum, das mit dem bisherigen musikalischen Schaffen der Band aus Weimar wenig gemein hat. Auf "Wilde Kinder" knüpfen sie 2022 aber mit ihrer Mischung aus extremem Metal, folkloristischen und symphonischen Elementen sowie einem Gespür für eingängige Mitsing-Melodien wieder an alte Klangbilder an.
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