laut.de-Biographie
Mine
"Die Kunst steht immer an erster Stelle", sagt Sängerin Mine, die 2012 als 26-Jährige ihre Musikerkarriere startet. Zuvor besucht sie ein musikalisches Gymnasium, auf dem sie Anschlussprobleme hat. Schüchtern und introvertiert präsentiert sich die Mainzerin damals auch in Interviews. Ihre Gedanken und Gefühle verpackt sie lieber in ihrer Musik.
Nach dem Abschluss wechselt Mine an die Popakademie in Mannheim. Ein echter Glücksgriff, denn dort lernt sie ihr späteres Management kennen. Obwohl sie sich selbst als Kontrollfreak bezeichnet und am liebsten alles selbst machen würde, gibt sie einige Fäden schließlich doch aus der Hand, denn "das Projekt soll gesund wachsen".
Mit ihren autobiografischen Ich-Geschichten reist sie umher, um die Menschen zum Nachdenken anzuregen. Ihre Musik beschreibt Mine selbst als "deutschsprachigen Folk mit Hip Hop-, Jazz-, und elektronischen Elementen". Starke Klaviermelodien paaren sich mit minimalistischen Gitarrenriffs, elektronischen Spielereien und treibenden Drums. Häufig komplettieren Chorgesänge die geisterhafte Epik.
Durch Crowdfunding finanziert und mit 45 Musikern im Rücken realisiert Mine schließlich ein Neu-Arrangement ihrer intimen Songs. Samy Deluxe wird auf ihre starke Stimme aufmerksam und engagiert sie für den Track "Offenes Herz" seines "Männlich"-Albums. Auch andere Rapper wie FlowinImmo und Fatoni zeigen sich einer Zusammenarbeit nicht abgeneigt.
Zu ihren Einflüssen zählt Mine unter anderem Lykke Li. Deren Alben seien so großartig, weil sich jeder Song in einem anderen Soundgewand präsentiere und nur durch die starke Stimme der Sängerin zusammengehalten werde. Mine will mit ihrer Musik nichts Großes bewegen: Stattdessen fordert sie die Rückbesinnung auf intimen Gedankenwelten.
2016 erscheint "Das Ziel Ist Im Weg" mit Features von Fatoni und Dagobert. Ihrer Experimentierlaune ist sie treu geblieben. Die zarten Pop-Etüden beinhalten eine wilde Mixtur Elektro, Folk, Soul und Hip Hop. Nach einer anschließenden Neuauflage ihres Orchesterabenteuers, gönnt sie sich erst mal eine Pause - vom Solokünstlerdasein.
Gemeinsam mit Fatoni entsteht das Konzeptalbum "Alle Liebe Nachträglich", das sich dem großen Thema Beziehung widmet. Songtitel wie "Schminke", "Romcom" und "Traummann" sprechen für sich. Folgerichtig gehen die beiden auch gemeinsam auf Tour.
Weil Mine zwischen all den Projekten kaum noch Zeit zum Schreiben neuer, eigener Songs findet, steht sie 2018 plötzlich unter Zeitdruck, weil das dritte Soloalbum ansteht. "Der Schreibprozess war dieses Mal sehr kompakt", erinnert sie sich. "Ich hatte am Anfang total Angst davor, dass die Songs sich zu sehr ähneln, wenn ich sie innerhalb von kürzester Zeit schreibe." Zwar wird "Klebstoff" ihr bislang poppigstes Werk – ihre Befürchtungen bewahrheiten sich jedoch nicht. Durch Experimente mit verschiedensten Instrumenten, darunter auch ein Dudelsack, bekommt jedes Stück seinen eigenen Charakter.
"Die Produktion ist für mich ein unglaublich wichtiger Teil des Songwriting", erklärt die Wahlberlinerin. "Aber es hört für mich nicht auf, wenn ich eine Melodie, Akkorde und Text gefunden habe. Im Gegenteil: Die Auswahl der Sounds spielt eine genauso große Rolle – und das möchte ich, so gut es geht selber bestimmen. Denn mittlerweile weiß ich sehr genau, was ich brauche, um das zu bekommen, was ich höre."
Mit "Klebstoff" ist sie in drei Kategorien beim Preis für Popkultur in Berlin nominiert, geht aber leer aus. Das ändert sich 2021 mit dem Album "Hinüber": Mine siegt in den Kategorien "Lieblingssolokünstlerin" und "Lieblingsvideo" für den Clip zum Titelsong, eine Kooperation mit Sophie Hunger.
Musikalisch ist ihr Sound weiterhin schwer auf einen Nenner zu bringen. Sie experimentiert mit Pop, Funk, Elektro und Hip-Hop, und lädt sich gerne auch stilistisch verschiedene Gäste ein, auf "Hinüber" noch Dexter und Crack Ignaz, beim Nachfolgealbum im Jahr 2024 die französische Popsängerin Léonie Pernet und Rap-Nerd Mauli.
Auch an Danger Dans 2021er Hit "Das Ist Alles Von Der Kunstfreiheit Gedeckt" ist die gebürtige Stuttgarterin beteiligt. Als Titel für ihr fünftes Soloalbum in zehn Jahren wählt sie "Baum"; eine Pflanze, dessen Wurzeln, Sprossen und Blätter sich ständig verändern. Das passt wunderbar zu Mines Sound, aber auch zu ihrem Privatleben: Die Musikerin wird 2022 Mutter von Zwillingen.
Mine macht nun schon ein Jahrzehnt lang Musik, die sich wie Kunst anfühlt und nicht wie ein Produkt. Sie hat ein Händchen für wunderschöne Melodien und setzt diese abwechslungreich - mal orchestral, mal brachial, mal zuckersüß - in Szene. 2024 wagt sie sich mit der Upbeat-Nummer "Nichts ist umsonst" sogar an eine Whigfield-Hommage.