laut.de-Kritik
Mann, Mann, Mann!
Review von Dani Fromm"Habt Ihr Mich Vermisst?" Manchem, der vielleicht noch mit "Ja" geantwortet hätte, treibt Samy Deluxe solche Gefühle bis zum Ende der Platte gründlich aus. Dabei hatte die frohe Kunde, er habe seine autogetunt singende Zweitpersönlichkeit Herr Sorge eingemottet und trete fortan wieder als er selbst auf, eigentlich hoffen lassen. "Männlich" erstickt die Freude darüber nun aber im Keim.
"Ich rappe so krass, dass du alles andere vergisst", behauptet Samy Deluxe seit Jahren ununterbrochen. Den Bären, er sei "Biggie und Tupac in einem" kann er im Jahr 2014 aber höchstens noch denen aufbinden, die seit mindestens 15 Jahren unter einem Stein leben und von den Entwicklungen im deutschen Rapgeschäft - vom internationalen ganz zu schweigen - keinen Ton mitbekommen haben. Allen anderen müssen Luftschlösser des Kalibers "Ich bin der beste, den es jemals gab" wie ziemlich beklagenswerter Realitätsverlust vorkommen.
Okay, zugegeben: Samy kann in relativ wenig Zeit relativ viele Silben ausspucken, ohne allzu heftig über die eigene Zunge zu stolpern. Besonders beeindruckend wirkt dies angesichts der inzwischen aufmarschierten Konkurrenz aber nicht mehr. Zumal es mit Variationen in seinem Flow auch nicht wirklich weit her ist. Das fiele deutlich weniger ins Gewicht, bekäme der Zuhörer irgendetwas erzählt, das das Zuhören wert wäre. Doch: Fehlanzeige.
"Es scheint, uns fällt nichts Neues ein", beklagt Samy am Anfang von "Der Letzte König Von Schrottland". Ein Eindruck, den "Männlich" in jeder Hinsicht unterstreicht. Wie ein verbitterter alter Sack kritisiert Samy Deluxe das sinkende Sprachniveau einer Jugend, die in Abkürzungen und Emoticons kommuniziert, hat dem "Blablabla" (an das er zu allem Überfluss das Talent einer tollen Sängerin wie Y'akoto verplempert) inhaltlich dann aber nicht die Bohne entgegen zu setzen.
Immerhin: In "Probleme" nimmt sich Samy selbst auf die Schippe, nuschelt einen Vers und stottert den zweiten. Den Spieß umdrehen: seit jeher eine bewährte Methode, um mit Kritik, besonders wenn sie gerechtfertigt ist, umzugehen. Die Nummer gerät noch leidlich witzig, ebenso "Fantasie Part 1", in dem Samy eine schier endlose Polonaise an Fantasiefiguren aus dem Zylinder zieht. Man sollte diese letzte Gelegenheit zum Schmunzeln tunlichst nutzen. Gut möglich, dass einem wenig später die Mimik gefriert.
Musikalisch wie thematisch saftlos, wenig originell, im Grunde total egal wirken die ersten Nummern. "Die Leute wollen brandneue Musik hören", hat Samy ganz richtig erkannt. "Und was'n Zufall: Die hab' ich da." Wo er die brandneue Musik allerdings versteckt hat, behält er für sich. "Klasse Klassiker" kann er damit ja wohl unmöglich gemeint haben, das geht bestenfalls als solider, wenig aufregender Reggae-Tune durch.
Schauderhafter Frauengesang lässt "Traum" zu einer ausgewachsenen Nachtmähre mutieren. "Liebe In Der Discotheque" wummert dumpf vor sich hin. Das fängt die besungene Stimmung von kollektiver Einsamkeit, die sich in manchem Tanztempel breit macht, zwar ganz gut ein, langweilt über eine Dauer von fast sechs Minuten dann aber doch erheblich.
Hätte ich geahnt, was noch alles kommt, ich hätte mir vermutlich trotzdem gewünscht, mich hier noch viel länger zu verlaufen, erst in der "Discotheque", dann im "Paradies". Hätte ich den Rest abgewartet, ich hätte mir zu "Keine Liebe" mit seinem seltsamen Kirmesvibe, seinem schrägen Sample und einem Samy, der dermaßen lallt, dass ich ihn am liebsten bitten möchte, mir doch um Himmels Willen auch einen einzuschenken, nicht vorschnell das Urteil "Größter Rotz" notiert.
Der tatsächlich größte Rotz steckt nämlich erst in der schaurigen Dreieinigkeit von "Schaukelstuhl", "Verbotene Früchte" und "Penis". Oh. Mein. Gott. Ersteres reimt "Schaukelstuhl" auf "überhaupt nicht cool" und das wiederum auf "überhaupt nicht schwul", lügt frech "Das ist ein sexy Song" und wirkt mit seinem einfältigen Kopulationsmotiv durch und durch pubertär, erheblich verklemmt, schlicht peinlich. "Verbotene Früchte" erzählt - Premiere, in Track Nummer 13! - zwar endlich eine Geschichte, allerdings eine, deren Plot Samy Deluxe bei "Familien im Brennpunkt" abgekupfert haben könnte.
"Penis" schlägt dem lecken Fass vollends den Boden aus. Die Dämlichkeit des Gefasels über "echte Männer", denen eine Frau nicht reicht, die sich von zweien aber schon überfordert fühlen, lässt sich auch mit einer ach so bedauernswerten orientierungs- weil vaterlosen Kindheit nicht mehr entschuldigen. "Kein Schwanz der Welt ist härter als Liebe und Vertrauen", schmalzt Flo Mega im Chorus dazu. Ernsthaft?!
Aber ein "Mann Muss Tun", was ein Mann eben tun muss. Das besteht offenbar darin, längst windelweich gedroschene Phrasen, Klischees und Vorurteile noch ein bisschen weiter durchzunudeln. Was haben wir bis hierher gelernt? Barthaare sind männlich, Männertangas keineswegs schwul und das Gras erscheint auf der anderen Seite des Zauns immer grüner. "Halt Dich Gut Fest", sonst wehen dich die Erkenntnisse am Ende noch aus den Socken.
Kurz vor dem gnädigen Ende muss es Samy - hier im Kreise der Fantas, die die Hook brüllen dürfen - noch einmal beteuern: "Bin noch immer der allerbeste Rapper." Mann, Mann, Mann. Der arme Mann. Es wirkt fast schon hilflos.
44 Kommentare mit 129 Antworten
"Kein Schwanz der Welt ist härter als Liebe und Vertrauen"
"Den Bären, er sei "Biggie und Tupac in einem" kann er im Jahr 2014 aber höchstens noch denen aufbinden, die seit mindestens 15 Jahren unter einem Stein leben"
hmm, so hart würde ich es nicht ausdrücken...bis Verdammtnochma war Samy top. Und das zweite Dynamite-Album war auch ganz ordentlich.
Ansonsten klingt das echt nicht gut
die promophase hat mich auch alles andere als zuversichtlich gestimmt. lediglich den letzten one-take-wonder fand ich gut. mal schauen was das album bringt.
Lieber Dani,
du schreibst Scheiße! Du hast offensichtlich nichts verstanden. Klammer dich ruhig weiter an die Vergangenheit und feier deine Popstars, aber versuche nicht weiter kreative Weiterentwicklungen zu verstehen.
Junge junge.... darf bei laut jeder schreiben?
Der Dani kriegt aber echt oft auf die Mütze hier. Der sollte mal in sich gehen..
Lieber bobenz,
nur, weil Samy seine Midlife-Crisis für alle hörbar in Texten verarbeitet die an Tagebucheinträge von lernbehinderten Drittklässlern erinnern, und er bei dir - kürzlich von deiner Freundin abgeschossen worden oder was? - scheinbar einen Nerv damit trifft, musst du hier nicht so rumwichsen. Dani würde dich galube ich jederzeit im Pimmelfechten ausstechen, digga. Aber zieh lieber nochmal an der Bong, um deine erektile Disfunktion vor dir selbst einfacher erklären zu können und dich ja nicht mit deiner Psyche auseinandersetzen zu müssen.
(Heftiges Schnaufen)
Wo bin ich? Soulburn? Gib mal schnell was mit Zucker, es greift weiter um sich!
Das Album ist einfach scheiße für sich, das hat nichts mit den alten Sachen zu tun, es ist für sich alleinstehend einfach ein ganz ganz mieses, belangloses, furchtbares Stück Musik! Die Aussage die das Album treffen möchte kommt nicht rüber und interessiert niemanden ausser Samy selbst. Was ist ein Mann heute? Fuck dat shit und jetzt nen Track mit Hafti machen, den er eigentlich mit diesem Album ansprechen wollte um zu zeigen, dass er die falschen Werte verkörpert. Wenn ich Moralpredigten hören möchte geh ich in die Kirche und nicht zu Saturn in die 5€ grabbelecke wo die Scheibe jetzt schon zu finden ist.
*reichtVanillaCokerüber*
...hilft bei mir schneller und zuverlässiger als jeder noch so nussige Schokoriegel. Und liegt nicht halb so schwer im Magen danach wie der 5-Euro-Shake der weiblichen Begleitung. Ist natürlich Chemie as fuck, aber mei, was ich mir in meiner Jugend schon alles gefahren hab... Da tun 2 Liter Zuckerwasser im Monat auch nix mehr verschlimmern
Hierbei is zu erwähnen das eine Abwandlung von CubaLibre mit besagter Vanilla Coke und Orange ein wahrhaft fein Getränk darstellt.
...und dass die 5(oder 6)-Euronen-Grabbelecke im Saturn Hamburg gar nicht mal die schlechteste Umgebung ist.
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
YO HIPHOP-HEADS
es ist mal wieder zeit für den realen scheiß direkt aus dem Basement
wer ist schon mr schnabel?
der wickeda mc, mc samy ist back in the game um zu überneym', you know whut i'm sayn'
und er zeigt konsumgeilen zwangskritikern in der heutigen turbokapitalistischen zeit wo der oldschool-hammer heyngt'
straight outta Eimsbüttel im taktvierviertelll gibt er euch das musikalische abführmittelll
was kanner dafür dass er zurück is' und so deluxe is'?
big baus of the nauf santa Claus im haus und dieser fromm kriegt kein Applaus
geh hiphop üben du verbitterter juiceschreiber. wenn ihm das klopapier ausgeht du weißt - diswoerherkomm-
verdammtnochmisi der shit is so easy, das Album braucht man gar nicht hören denn es beliefert die fans wie rentner damals als ziviii
der flow spricht für sich - männlich
12,7 schiefe caps out of 5 und ich muss hater beiläufig bitten - lasst euch hier bloß nich mehr blickn