laut.de-Biographie
Dexter
Die Fusion von Rap und Jazz war seit jeher tragende Stütze in der Hip Hop-Sozialisation einer ganzen Generation deutscher Rap-Schaffender. Die Hochzeiten dieser Mischmusik aus den Händen von DJ Premier, Pete Rock und Co. gelten in hiesigen Gefilden als Nonplusultra für weite Teile der Szene. Der deutsche Hip Hop aus Keller-Studios und Jugendhäusern zwischen Kiel und Konstanz nahm lange Zeit direkten Bezug auf "Step In The Arena" und "Mecca And The Soul Brother".
Der Straßenrap-Hype der Aggro-Ära verdrängte diese Generation von der Bildfläche der öffentlichen Wahrnehmung. Doch sind die Hip Hop/Jazz-Jünger nicht verschwunden. Es gibt sie noch immer. Der Heilbronner DJ/Produzent/Rapper Dexter liefert dafür das beste Beispiel.
Dexter gehört zur Generation Tapedeck, die sich in der wiedererstarkten Szene eher für staubige Samples und ausgefledderte Drums interessiert als für die Anzahl der begatteten Mütter und misshandelten Mitstreiter. Von seiner Basis Heilbronn in Baden-Württemberg aus lebt er seit dem Ende der Neunziger seine Liebe für den Wort-Sport aus.
Bei Elemental Force, seiner ersten Crew, kümmert sich Dexter gleichermaßen um Text und Ton und schließt sich mit Freunden und Bekannten zum losen Künstlerkollektiv Wortsport zusammen. Das Wortsport-Camp avanciert zu einem der tonangebenden Künstlerklüngel in Süddeutschland.
Dexter, multitalentiert als DJ, Produzent und Rapper unterwegs, unterstützt die Bagage an allen Ecken und Enden. Der "Wortsport Lounge"-Sampler, der im Sommer 2008 erscheint, vernetzt die Heilbronner mit Geistesverwandten aus ganz Deutschland: dem Stuttgarter Maeckes, der Leipzig-Connection mit Morlockk Dilemma, Creme Fresh aus München und Huss & Hodn aus Köln.
Die Beats stammen vorwiegend von Dexter, der die Veranstaltung mit boombappigen Brettern thematisch zusammenhält. Man bezeichnet sich als Bewegung. Angesichts einer im Internet stattfindenden Verbrüderung unter dem Generation Tapedeck-Banner erscheint das nicht einmal überzogen.
Als Jaq&Dex veröffentlicht der Heilbronner mit seinem Kollegen Jaques Shure das Album "Schelle" - Straßenrap der etwas anderen Sorte. Das Duo erzählt die Geschichte eines Obdachlosen aus der Ich-Perspektive und stellt dem vorangegangenen Streetrap-Hype des Landes eine bittere, wenn auch sarkastische andere Erzählperspektive aus der Unterschicht entgegen.
Mehr und mehr verlegt Dexter seinen Fokus auf die Produktionen. Kein Wunder, wenn sich seine Beats immer größerer Beliebtheit erfreuen. Auf zahlreichen Veröffentlichungen aus dem Spoken View- und Snuffpro-Umfeld prangt der Name Dexter von den Credits. Morlockk Dilemma, V.Mann, Audio 88 & Yassin und Damion Davis heißen seine bekanntesten Abnehmer.
Dexter treibt die Beat-Schusterei weiter und stößt bei einer neuen Generation von Instrumental-Fans auf offene Ohren. Seit große Namen wie Madlib und J Dilla für ihre Beat-Tapes VÖ-Daten bekommen, hat man auch in Deutschland erkannt, dass unterhaltsame Rap-Musik auch ohne Lyrics funktioniert.
Mehr noch: Die ausgehenden Nullerjahre haben gezeigt, dass in Deutschland eine Beat-Welle anrollt. Labels wie Melting Pot Music (MPM) und Up My Alley schieben die Instrumental-Bewegung immer weiter nach vorne. Die Bemühungen der Schlafzimmer-Produzenten haben sich Stück für Stück zu so etwas wie einer Beat-Szene mit "Made in Germany"-Stempel gemausert. Mit dabei: der Knöpfchendreher Dexter.
Das Kölner Vorzeige-Label Melting Pot Music, das sich 2009 mit der "Hi-Hat Club"-Reihe ein besonderes Schmankerl für die Beat-verliebte Szene ausgedacht hat, offeriert Dexter den dritten Teil der Reihe zu übernehmen. Nach Twit One & Hulk Hodn und Suff Daddy freut sich Dexter über eine streng limitierte Instrumentalplatte auf Melting Pot. Auf "The Jazz Files" verwurstet Dexter alles zwischen Sun Ra und Blue Note und lebt seine Liebe für die Fusion von Jazz und Hip Hop weitläufig aus.
Seine Alben "The Trip", "Palmen & Freunde" und "Haare Nice, Socken Fly" laden ebenfalls zu einem Sturz kopfüber in den Kaninchenbau ein. Dexter erzählt Geschichten, ganz ohne Worte. Gegenüber rap.de erklärt er seine Motivation: "Wenn ich Beats mache, versuche ich das von vornherein so zu machen, dass es gar keinen Rapper mehr braucht."
1 Kommentar mit einer Antwort
Pumpe gerade wieder Palmen & Freunde. Bestes Sommer-Album! Viele Tracks vom Kaliber eines "Dies Das", ultra entspannt!
Du bist ein Camper wie in Counterstrike