laut.de-Biographie
Jay Dee
Was zeichnet die größten Hip Hop-Produzenten aus? Was macht Ausnahmeerscheinungen wie DJ Premier, The Neptunes, Prince Paul, Pete Rock oder Marley Marl so besonders? Sie haben nicht nur ihren eigenen Stil, sondern sorgen mit diesem für eine Zäsur im Genre. Sie heben die Musik auf eine neue Stufe und sie drücken einem Teil der Szene nachhaltig ihren Stempel auf.
Jay Dee schneidert der Post Native Tongue-Bewegung ihren Trademarksound auf den Leib. Der Detroiter steht in den Jahren um die Jahrtausendwende für etliche Hip Hop-Künstler hinter den Boards und erfindet neben einem neuartigen organisch, boombappigen Rap-Sound auch das Genre Neo-Soul.
James Yancey wächst in der Motorstadt Detroit auf. Den Sound der Motown-Ära saugt er schon mit der Muttermilch auf. Mit Baatin und T3 gründet er die Band Slum Village. Doch neben der Arbeit im Trio legt der aufstrebende Beatbastler großen Wert darauf, seine Kontakte zu großen Namen zu hegen und zu pflegen.
Besonders seine Freundschaft mit Q-Tip, Leadrapper von A Tribe Called Quest, bringt ihn in seiner Entwicklung enorm weiter. Slum Village dürfen mit dem Tribe durch Amerika touren. Q-Tip macht Jay mit Künstlern wie Amp Fiddler oder Janet Jackson bekannt. Gemeinsam schließen sich Tip und Dilla als Beat-Kollektiv The Ummah zusammen.
Nach etlichen Labelproblemen erblickt schließlich das Slum Village-Debütalbum "Fantastic, Vol.2" das Licht der Welt, eigentlich schon das zweite Album der Crew. Weil "Fantastic, Vol.1" aber vom Label zurückgehalten und in Folge heftigst gebootlegt wird, sehen sich Slum Village gezwungen, eine neue Platte aufzunehmen.
Bei Jay Dees Pensum ist das jedoch kein Problem. Der Produzent gilt als obsessives Arbeitstier, das tagelang sein Studio nicht verlässt und einen großartigen Beat nach dem anderen aus seiner MPC jagt. Ein Glücksgriff für die geneigten Heads, die in Slum Village die neuen Fackelträger der Post Native Tongue-Bewegung sehen.
Neben dem rasanten Erfolg von Slum Village zaubert Dilla weitere wegweisende Produktionen hervor: Commons "Like Water For Chocolate" und D'Angelos "Voodoo" tragen unbestreitbar seine Handschrift . In Zeiten, in denen Popsternchen wie Britney Spears, Gwen Stefani oder Christina Aguilera ihre Hits von Hip Hop-Produzenten veredeln lassen, geht Dilla zu dem Underground-Label Stones Throw, das zwar für Qualität steht, aber weniger für das große Geld.
Fortan konzentriert sich Dilla auf seine Produktionsarbeit, der Austritt von Slum Village ist dabei nur noch eine Formalität. Seiner Genialität tut dies natürlich überhaupt keinen Abbruch. Es folgen gefeierte Kollaborationen mit Madlib (als Jaylib) und dem deutschen Dreamteam "ASD", namentlich Samy Deluxe und Afrob. Die Fan-Gemeinde wächst stetig weiter.
Doch am 10. Februar 2006 stirbt James Yancey überraschend im Alter von nur 32 Jahren in Los Angeles. In der Folge wird bekannt, dass Jay Dee an der Immunschwäche Lupus erkrankt war, bei der das Immunsystem den eigenen Körper angreift. Er hatte seine Krankheit lange vor der Öffentlichkeit und sogar seinen engen Freunden geheim gehalten.
Nur drei Tage vor seinem tragischen Ableben veröffentlicht Jay Dee auf Stones Throw Records die Instrumental-Platte "Donuts", die seine Klasse abwechslungsreich unter Beweis stellt.
Die Nachricht seines Todes trifft die Szene wie ein Schlag ins Gesicht. Beileids- und Respektbekundungen kommen von allen Seiten und unterstreichen seinen Ausnahmestatus. Die Heads sind sich einig, mit Dilla muss einer der gefeierten Helden gehen. Mit der Zeit kommen genauere Details ans Tageslicht. Dilla habe bereits lange unter der tückischen Immunkrankheit gelitten, seine Motivation Musik zu machen dabei aber nie verloren.
Während seiner Zeit im Krankenhaus seien mit der Hilfe seiner Mutter etliche Instrumentals entstanden. Beatmungsgeräte, Arztbesuche und Schmerzen haben den Musik-Nerd nicht davon abgehalten, weiterhin seine Magie auf Platte zu bannen.
Die posthumen Alben häufen sich und jede Veröffentlichung trägt einen schalen Beigeschmack, weil nie wirklich zu klären ist, ob die richtigen Leute von den Alben-Verkäufen profitieren. Wie sich herausstellt, stapeln sich noch immer Rechnungen von Krankenhauskosten bei Mutter Yancey, die zum offiziellen Nachlassverwalter wird.
Zu allem Übel offenbart sich Ma Dukes, so der Spitzname der resoluten Dame, der Szene und erklärt, dass sie selbst an der Krankheit Lupus leidet. Die Szene dankt ihr mit dem größtem Respekt, dass sie dennoch nicht müde wird, den Namen ihres Sohnes in Ehren zu halten.
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