laut.de-Kritik
Per Instrumental kopfüber ins Wunderland.
Review von Simon Langemann"Wenn ich Beats mache, versuche ich das oft von vornherein so zu machen, dass es gar keinen Rapper mehr braucht." Eine ganz schön bescheidene Ansage, die Dexter jüngst bei den Kollegen von rap.de zum Besten gab. Die deutschlandweite Krone in dieser Disziplin setzt sich der Produzent nun mal so was von problemlos auf.
Für "The Trip" stürzte sich der Heilbronner, der seine musikalischen Zeitreisen seit jeher mit Hilfe zahlreicher Samples bestreitet, in die psychedelische Klangästhetik der Sechziger. Einen der wichtigsten Einflüsse lieferte zudem der gleichnamige US-Film von 1967 über eine LSD-Erfahrung unter ärztlicher Aufsicht. Die Vorgänge in einem halluzinierenden Gehirn in Instrumental-Sound zu manifestieren: ohne Zweifel ein beeindruckendes Vorhaben.
Heraus kam ein berauschendes Gesamtkunstwerk, bei dem der Boombap maximal noch als seidener roter Faden fungiert, als Genrebegriff jedoch lange nicht mehr ausreicht. "Come along with Dexter and get the feel of a psychedelic wonderland!" Wahrlich kein leeres Versprechen.
Filmdialog-Schnipsel, etwa aus "Psyched Out", "Easy Rider" oder "Hallucination Generation", bieten oftmals das Sprachrohr - mit einer Ausnahme: Den zuckersüßen Höhepunkt findet der Wahnsinn kurz vor Schluss mit "Pictures", bei dem der Beatbastler ausnahmsweise ein echtes Gesangsfeature zulässt.
Josa Peits sanfte Engelsstimme lässt zwischen all den Samples sofort aufhorchen, der im Oktavabstand begleitende Backgroundgesang beschwört einen ganz speziellen Wohlklang. Allein das "It's been such a long time"-Leitmotiv füllt den Raum mit so viel herzerwärmender Melancholie, dass jedes noch so schlingernde Gitarrensample als willkommener Begleiter erscheint.
Bunte Farben beim "Rainbow Flight", Düsternis in der "Psychedelic Club Scene", beschwingte "Summerdays": "The Trip" beschert ein eindringliches Wechselbad der Gefühle und Rauschzustände und markiert darüber hinaus eine der klanglich eindrucksvollsten Kopfnicker-Platten, die die hiesige Hip Hop-Producerszene in den letzten Jahren hervorgebracht hat.
In "Walk With Us" konkretisiert ein prägnantes Sprach-Sample das Anliegen des hauptberuflichen Kinderarztes, dem die Albumproduktion nach eigenen Angaben ohne psychedelische Drogen glückte: "Have you ever wondered, what it's like to take an LSD trip on a sugar cube?" Ehrlich gesagt: nein. Doch glaubt man dieser wunderbaren Platte, kann es sich so schlecht ja gar nicht anfühlen.
9 Kommentare
Top Teil!
Top Teil!
dexter !
Er ist sooo unglaublich gut. Eines meiner Album Highlights 2013
Wenn ich mir Psychedelic Club Scene so anhöre, könnte da auch gut Gonjasufi was drauf zum Besten geben^^.
dexter pumpt den beat, dass ist echte musik!