Porträt

laut.de-Biographie

Eartheater

Der Künstlername verrät es – Alexandra Drewchin alias Eartheater ist expressionistisch unterwegs. Und das gilt durchaus im wörtlichen Sinne, gibt es doch kaum eine Kunstform, in der sich die US-Amerikanerin nicht auszudrücken weiß.

Eartheater - Phoenix: Flames Are Dew Upon My Skin Aktuelles Album
Eartheater Phoenix: Flames Are Dew Upon My Skin
Musik, die sich vom Zeitgeschehen emanzipiert.

Die in Pennsylvania geborene und inzwischen im New Yorker Stadtteil Queens beheimatete Tochter russisch-britischer Einwanderer hat mit dem Turtleneck-Mindset der Kunst-Bohème nicht viel am Hut. Sie will sich verwirklichen, scheint für die Performance geboren. Zurücklehnen im Ball Chair ist deshalb nicht, Drewchin zieht es auf die Bühne.

Die Disziplinen, in denen sie dabei antritt, sind vielfältig. So vielfältig, dass der ewig währende Begriff "Gesamtkunstwerk" nicht unangebracht wirkt. Drewchin fertigt bildende Kunst an, deckt das komplette New-York-Spektrum ab und macht zudem Musik, in der sie ihre ästhetischen Vorstellungen klanglich wie visuell bündelt.

"Ich mag es, wenn eine brutale Schwere sich an sinnlichen oder eher zarten Klängen reibt", sagt sie dem Schweizer Magazin zweikommasieben.ch. Das beschreibt ihre Musik unwahrscheinlich gut, die sie auf fünf Alben entwirft. Die brutale Schwere speist sich dabei nicht aus Holzhammer-Metal, sondern aus entrückt-emotionalem Pop, der auf experimentelle, herausfordernde Passagen prallt.

Mitten in dieses ausladende Indie-Gebräu, das elektronische und akustische Klangerzeuger gekonnt fusioniert, schmiegt sich dann und wann Drewchins warme Stimme. Diese wiederum oszilliert zwischen wohligem Brust- und außerweltlichem Kopfgesang, der die Wirkmacht der Songs situativ zu verstärken weiß.

Das erste Album, auf dem sie diese Mixtur demonstriert, ist "Metalepsis" von 2015, das auf dem amerikanischen Experimental-Label Hausu Mountain erscheint. Später folgt der Wechsel zur Berliner Experimental-Institution PAN, wo sie ihre Alben "Irisiri", "Trinity" und das überragende "Phoenix: Flames Are Dew Upon My Skin" veröffentlicht.

Grenzen setzt sie sich bei ihrer musikalischen Ausrichtung in logischer Konsequenz keine. Auf "Trinity" finden etwa vereinzelte Trap- und R'n'B-Ausflüge ein Zuhause. Sonst darf es mal ein Konzeptalbum sein, in dem sie sich wirkmächtig zum Phönix stilisiert, nur um den eigenen Werken im Anschluss und abseits des künstlerischen Korsetts mit der nötigen Portion Ironie die bleierne Gravitas zu nehmen.

Das 360-Grad-Kunstprojekt Eartheater ist bemerkenswert, alleine aufgrund des gigantischen Bezugsrahmens, den es aufmacht. Und – eine Seltenheit in dieser Sparte – es funktioniert auch live. Drewchin weiß in diesem Zusammenhang um das Faustpfand, das ihre begnadete Stimme und ihre aufwendigen Performances ermöglicht: "Ich habe einen starken, einen großen Körper" – auf dass das so bleiben möge.

Alben

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