Eleni Mandell - " I Can See The Future"

Die Kalifornierin bleibt immer für eine Überraschung gut. Statt Erwartbares zu produzieren, huldigt sie ihren musikalischen Vorlieben lieber völlig frei von Konventionen. Alternative, Folk, Barjazz, Indierock: Die Tom Waits-Verehrerin fühlt sich in diversen Branchen wohl - und bietet auf ihrem achten Album ein lupenreines Kontrastprogramm zum Vorgänger.

Kam dieser mit reichlich Stromgitarren daher und hüllte das markante Organ der Sängerin in ein recht rockiges Gewand, präsentiert sich "I Can See The Future" davon meilenweit entfernt: Das röhrende Equipment ließ sie diesmal im Schrank und betrat das Studio lediglich mit der Akustischen unterm Arm samt einer Handvoll Gäste im Schlepptau.

Greg Leisz, Woody Jackson, Joey Waronker, Steve Berlin (Los Lobos), Nathaniel Walcott u.a. lassen es unter der Regie von Produzent Joe Chicarelli (U2, The White Stripes, Tori Amos, Christina Perri) recht ruhig angehen und ergänzen zarte Keyboards, reduzierte Rhythmen, warme Bläser oder eine Sechssaiterbegleitung. Bei der Arbeit saßen sie dann quasi auf der Studiocouch.

Zwischen Folk und Kammer-Pop bilden Songs wie "The Future", "Magic Summertime" oder "Desert Song" den idealen Soundtrack für die nachdenklichen Stunden fernab von Hektik und Alltagsstress. Selbst wenn es, wie bei "I'm Lucky", dem Country-lastigen Benji Hughes-Duett "Never Have To Fall In Love Again" oder dem entspannten Swinger "So Easy", etwas flotter und gar mit Dur-Akkorden zur Sache geht, möchte man sich kaum vom Sofa erheben: Zu kuschelig säuselt Eleni Mandell ihre Geschichten voller Herzschmerz und persönlicher Dramen ins Ohr.

Während die Werke von Zunftkolleginnen nach dem ersten Hörgang oft maximal als Einschlafmittel taugen, hält die Mandell mit fesselnder Stimmfarbe wach. "I Can See The Future" lockt einen zwar in die Koje, klemmt aber gleichzeitig Streichhölzer zwischen die Augenlider. Irgendwie fies und schön zugleich.