laut.de-Biographie
Eleni Mandell
Die kalifornische Songwriterin passt so gar nicht zum glamourösen und sonnenverwöhnten Image, das der Bundesstaat in den Augen vieler Europäer genießt. Malibu, Palmen, durchtrainierte Körper, Meeresrauschen kommen spontan in den Sinn. Die bizarren Wortspiele und Songtexte, die Eleni Mandell spärlich instrumentiert vorträgt, harmonieren kaum mit dem Klischeebild Kaliforniens.
Die 1969 geborene Eleni Mandell sucht in ihrer Musik die abseitigen Gefühle und Situationen des Lebens, verweigert sich in ihren skurrilen Texten konsequent dem leichtverdaulichen Mainstream. Kein Wunder, dass sie bereits im Teenageralter statt Madonna die legendäre L.A.-Punk-Band X zu ihren Lieblingen zählt.
Zuvor nimmt die kleine Eleni fleißig Geigenstunden und geht in ihrer Freizeit gerne Roller-Skaten. Die Beschaulichkeit hat ein Ende, als sie mit 16 Jahren die erste Gitarre geschenkt bekommt und genauso cool sein möchte wie ihre Idole von X.
Nach dem Ende der Highschool-Zeit zieht es Mandell ins nordkalifornische Berkeley, wo sie ein Kunststudium beginnt. Die Liebe zu Tom Waits bestärkt die eigenwillige Brünette darin, sich als Songwriterin zu probieren.
Als sie den Szene-Kenner und Musiker Chuck E. Weiss kennen lernt, bedeutet dies den Wendepunkt. Weiss, ein alter Freund von Tom Waits, macht sie mit ihrem Vorbild bekannt und bestärkt Eleni darin, ihre eigene Karriere zu verfolgen.
Das hat Einfluss auf ihre Musik. "Ich hatte so eine Art morbide Neugier, das Leben dieser selbstzerstörerischen Charaktere genau kennen zu lernen", sagt Eleni Mandell. "Ich wollte wie Tom Waits sein, ja. Ich wollte sein Handwerk immer besser kennen. Ich bin mir nicht sicher, warum."
In zweijähriger mühsamer Arbeit entsteht ihr erstes Album "Wishbone". Das Geld für die Produktion leiht sich Mandell von Freunden. Ein Aufwand, der sich lohnt. Das Billboard-Magazine zeigt sich begeistert von der Independent-Produktion, reviewt die Platte und verhilft Mandell so zu einem Vertriebsdeal.
Mit einer kompletten Band im Rücken entsteht kurz darauf Mandells zweiter Longplayer "Thrill", der ihre melancholische Stimme im Dunstkreis der Throwing Muses, Tanya Donellys und Kristin Hershs etabliert.
Musikalisch lehnt sich Mandell auch auf ihrem dritten Album "Snakebite" bei Vorbildern wie Bob Dylan oder Merle Haggard an, greift den Soul von Ray Charles auf, flirtet mit dem Blues eines Tom Waits und schreibt die Country-Tradition von Hank Williams und der Carter-Family fort.
Ihr vielgelobtes Album "Country For True Lovers" hebt 2003 die Leidenschaft von Mandell für Bluegrass und traditionelle Musik erstmals selbstbewusst auf den Schild. "Afternoon" führt diese Liebe Anfang 2005 konsequent weiter.
2006 macht sie in den USA auf sich aufmerksam, weil sie Cole Porters "I Love Paris" für einen Werbespot singt, in dem Paris Hilton skandalträchtig für eine Hamburger-Kette wirbt.
2007 veröffentlicht sie auf V2 ihr sechstes und hoffnungsfrohstes Album "Miracle Of Five".
"Wenn ich meine Lieder höre, nehme ich deutlich den Einfluss amerikanischer Songwriter und den der Broadway-Shows wahr", sagt sie. "Meine Mutter nahm mich als Kind in die unterschiedlichsten Shows mit und ich habe mir ständig Soundtracks angehört. Ich war sehr angetan von den Songs von Gershwin, Porter, Rogers & Hammersmith und deren Interpretationen von Ella Fitzgerald, Nina Simone und Billie Holiday. Hier hat sich der musikalische Geschmack meiner Eltern überschnitten. Alles andere hat mir mein Vater vermittelt - Hank Williams, The Beatles, Bob Dylan."
Nach ihrem rein akustischen Ausflug in das musikalische Terrain zwischen Barjazz und Kammerpop schnallt sie sich für "Artificial Fire" 2009 wieder die E-Gitarre um und präsentiert ein vielseitiges Werk, mit dem sie sich mit sperrigeren Arrangements wieder dem Indierock-Kontext annähert.
Doch richtig einlassen auf einen gradlinigen Pfad will sie sich dann doch nicht. So überrascht die Bardin drei Jähre später auf "I Can See The Future" abermals mit Unerwartetem. Nur mit der Akustischen im Gepäck und einer spartanisch agierenden Combo im Rücken huldigt sie mit Hilfe von Produzent Joe Chicarelli (Tori Amos, U2, The White Stripes) wieder leiseren Klängen.
Mit Nick Lowes Begleitband nimmt Mandell "Let's Fly A Kite" (2014) auf, das sie ihren Kindern widmet. Der Nachwuchs spielt auch auf "Dark Lights Up" (2015) eine Rolle: Nach einem Besuch in der Country Hall of Fame sind sie von Country so begeistert, dass danach nichts anderes mehr im Radio läuft. Zwar präsentiert Mama die gewohnte Stilmischung, klingt aber besser gelaunt als jemals zuvor.
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