laut.de-Biographie
Erdmöbel
Das letzte Hemd hat keine Taschen und verkommt wie sein Träger in den meisten Fällen in einem Sarg. Nicht so in der ehemaligen DDR. Dort betteten sich die meisten endgültig im Erdmöbel. Da wirkt die Ewigkeit doch gleich gemütlicher. Bis zur letzten Ruhe pulsiert aber noch das Leben und klingt die Musik. Wie beispielsweise die Lieder der Erdmöbel.
Die Gründung der Band fällt in das Jahr 1995. Markus Berges (Gesang Gitarre, Trompete), Ekimas (Gitarre, Posaune, Computer), Chris de Wueb (Schlagzeug) und Jürgen Diehle (Bass) finden sich in Köln zusammen. Wolfgang Proppe (Keyboards) verstärkt im Studio das Quartett, während er sich live als Mischer der Musiker betätigt. Der Legende nach findet das erste Konzert gleich im Hamburger Knust statt.
Bereits 1996 erscheint bei NRW-Records mit "Das Ende Der Diät" das erste von Ekimas produzierte Album. Für die mal entspannten, mal melancholischen Songwriter-Songs in deutscher Sprache zeichnet Markus Berges verantwortlich. 1997 verlässt Jürgen Diehle die Gruppe. Maf Retter nimmt fortan den vakanten Platz am Vier-Saiter ein. Zwei Jahre später veröffentlicht die Kreativzelle "Erste Worte Nach Bad Mit Delfinen".
Bis dato prägten Schlagzeug, Bass und zwei Gitarren den Klang der Gruppe. Dann jagt Ekimas die bis dahin größten eigenen Hits durch den Computer und kurz darauf steht das elektroide "Erdmöbel Versus Ekimas" in den Regalen. Fortan schwingen immer wieder auch mal elektronische Töne mit. 2001 erweist sich der Platz am Bass erneut als wackelig. Maf Retter steigt aus und wird durch Wolfgang Poppe mitsamt Keyboard ersetzt. Für die richtige Mischung sorgt fortan Ali Lindenberg.
Das geschätzte Tapete-Label sichert sich im Weiteren die Dienste der Erdmöbel und so gelangt 2003 mit "Altes Gasthaus Love" bereits der vierte Langspieler von Hamburg aus in die Plattensammlungen begeisterter Indiefans. Gregor Kerkmann verstärkt die Musiker am Kontrabass. Aus den akustischen Aufnahmen zum Tourprogramm entsteht "Fotoalbum". Innerhalb kurzer Zeit ist 2004 die limitierte Auflage vergriffen. Da der erst kürzlich hinzugestoßene Kerkmann sich aus den Reihen der Band verabschiedet, wechselt Ekimas von Gitarre auf Bass und beginnt mit den anderen die arbeiten am Nachfolger.
2005 erscheint "Für Die Nicht Wissen Wie" bereits das sechste Album - das letzte bei Tapete. Es enthält mit "Nah bei Dir" eine bezaubernde deutsche Version des Carpenters-Hits "Close To You" aus der Feder von Burt Bacharach. Danach unterschreiben sie bei den Münchnern von SonyBMG. Zur Weihnachtszeit schicken die Erdmöbel Wham!s "Last Christmas" eingedeutscht und im eigenen Gewand ins Rennen und verzeichnen erstmalig einen Erfolg in den Charts (Platz 86). Mai 2007 erscheint "No. 1 Hits", ein reines Cover-Album mit Liedern von 1965 - 2001, die in den verschiedensten Ländern die Charts anführten. Aus dem reichhaltigen Angebot filtern die Kölner von Nirvana über Kraftwerk bis hin zu den Crash Test Dummies ihre Perlen heraus. Die Umsetzung und Interpretation mündet in zwölf gelungenen Popperlen, die bei Konzerten quer durch das Land Anklang finden.
Zwischen den Jahren 2010 und 2014 veröffentlichen sie vier Alben. "Krokus" setzt dabei auf mehr Live-Instrumente und wildert in anderen Genres. "Retrospektive" ist, wie der Titel es vermuten lässt, eine Best-Of. "Kung Fu Fighting" erweitert ihren Soundkosmos zusätzlich, bleibt ihrem verschrobenen Stil aber treu. "Geschenk" kommt 2014 in die Läden. Das große Plus bleibt zwar die für Erdmöbel typische Warmherzigkeit, doch diese Stärke ist durch Überdosierung auch ihre Schwäche. Nahezu alle Tracks bekommen eine die Ironie abfedernde Extraportion Knuffigkeit ab.
2016 erscheint der zweite Roman von Frontsänger Markus Berges. "Die Köchin Von Bob Dylan" erzählt ergreifend eine fiktive Familiengeschichte, die die Strapazen des Zweiten Weltkrieges durchlebt.
2018 kommt "Hinweise Zum Gebrauch" mit seltsamer Fixierung auf US-Präsident Obama und einem matten, schlaffen Sound. Vier Jahre später folgt "Guten Morgen, Ragazzi", auf dem Erdmöbel die komplette Palette ihres sprachlichen und musikalischen Könnens und ihrer Limitierungen aufzeigen.
Markenzeichen der Band bleiben die ausgefeilte Textarbeit, die sich fernab üblicher Pop- und Rock-Schemata bewegt. Mal melancholisch, mal tanzbar, mal einfach nur um Stimmung und Atmosphäre bemüht - in den deutschsprachigen Segmenten von Pop, Rock und Alternative haben sich Erdmöbel eine unverrückbare und nicht immer leicht zu erschließende Nische erspielt.
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