Porträt

laut.de-Biographie

Modeselektor

Modeselektor gehören nicht zu jenen Musikern, die durch eine große Veröffentlichungswut von sich reden machen. Ihre erste EP "In Loving Memory" erscheint sechs Jahre nach der Gründung im Jahre 1996. Was eigentlich nicht sonderlich verwundern sollte, gilt ihre Konzentration doch mehr der Live-Performance als dem Produzieren.

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Allein 2004 absolvieren sie über 70 Auftritte. Die beiden Modeselektoren – das hat im Übrigen nichts mit Mode, Fashion oder dergleichen zu tun – Sebastian Szary und Gernot Bronsert stammen aus dem Speckgürtel Berlins. Szary beginnt 1991 damit, Platten aufzulegen und legt sich die Roland-Drumcomputer TR 808 und TBR 303 zu. Damit übt er sich in Acid und organisiert später illegale Technopartys. Bronsert treibt sich erst einmal in stiller Heimlichkeit auf eben jenen Festivitäten herum.

1993 startet auch er als DJ. Ein Jahr später veröffentlicht Szary als Fundamental Knowledge IDM-Techno à la B12 auf dem eigenen Label Seilscheibenpfeiler. 1995 lernen sich die beiden schließlich kennen und schätzen.

Sie legen fortan gemeinsam auf und beschließen, als Duo Musik zu machen. Doch außer dem Namen Modeselektor für das gemeinsame Projekt kommt erst einmal nicht viel zustande, außer gemeinsamen DJ-Sets. Ihre Live-Performance mit analogem Equipment und Powerbook nimmt dagegen konkretere Formen an. Derweil leisten sie noch ihren Zivildienst ab. 1999 geht es dann so langsam los: ein Remix für die Bolschewistische Kurkapelle Schwarz-Rot und der Start der Partyreihe Labstyle zusammen mit den VJs von der Pfadfinderei sowie die ersten Modeselektor-Livesessions gehen über die Bühne.

Ein Jahr darauf folgen diverse Mixtapes unter der Pseudonym Shahfaustan; mit den Kollegen von Eye-On die LP "1492" auf dem Label Insekt Angelika, sowie ein kleiner Auftritt beim Sonar-Festival in Barcelona, Livesets auf verschiedenen Open Airs in Berlin, außerdem die ersten Live-Auftritte mit TimTim, sonst Mitglied bei Mia.

Ihre Bekanntschaft mit Ellen Allien erweist sich als richtungsweisend für den Werdegang des Duos. Auf deren Label BPitch Control finden Modeselektor eine passende Heimstätte. Dort erscheint mit dem Videotrack "WLWH" auf der "Berlin 2001"-Compilation ihre erste Veröffentlichung und 2002 besagte "In Loving Memory"-EP sowie "The Death Medley". Im gleichen Jahr absolvieren sie mit Frau Allien und Labelkollege Feadz ein BPitch-Showcase beim Sonar, remixen Smash TV und treten mit ihrem Tesa-Projekt in Erscheinung.

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Darüber hinaus nimmt Bronsert einen Job in der Berliner Plattenladen-Institution Hardwax an. Der Stein kommt immer mehr ins Rollen. 2003 produzieren sie mit ihrem Kumpel Apparat als Moderat für BPitch eine gleichnamige 12inch sowie als Modeselektor "Ganes Defrau Vol. 1". Mehr Infos zur Erfolgsgeschichte von Moderat gibt es hier. Außerdem remixen Modeselektor u.a. TimTim, Mia und No Movement und machen obendrein noch eine Vielzahl an Liveshows.

Auch mit der Pariser Hip Hop-Crew TTC kommt es dann zu einer länderübergreifenden Zusammenarbeit. Die Musikredaktion von Arte-TV bezeichnet ihren Sound anerkennend als Dreck-Elektro, doch die vielleicht wichtigste Respektbekundung leistet Thom Yorke, der öffentlich macht, ihre Musik sehr zu schätzen. Darüber hinaus macht sich ihre Live-Präsenz bezahlt: Die Leser der Elektro-Zeitschrift De:Bug küren Modeselektor zum zweitbesten Liveact des Jahres 2004. Sogar der gute Udo Lindenberg nimmt Modeselektor als Tour-DJs mit, wobei sich deren Wege alsbald wieder trennen. File under künstlerische Differenzen.

Zwischenzeitlich gibt Bronsert seinen Hardwax-Job auf, um sich vollends auf die Band zu konzentrieren. Im Pariser Centre Pompidou ist 2005 für drei Monate die Dolby 5.1-Installation "Earth" zu sehen, eine Zusammenarbeit von Modeselektor und der Pfadfinderei.

Als mit "Hello Mom!" 2005 endlich das Modeselektor-Debütalbum vorliegt, beginnt das Duo exzessiv zu touren. Dabei entstehen naturgemäß viele neue Freundschaften, die sich Szary und Bronsert kreativ zu Eigen machen. So laden sie sich den ein oder anderen Seelenverwandten für ihre Albumproduktionen ins Studio ein. Beim Debüt tritt etwa Sasha Perera vors Mikro, bei "Happy Birthday" im Jahr 2007 sind es Thom Yorke und die Puppetmastaz. 2009 supporten Moderat im Gegenzug Radiohead in Poznan, Polen sowie Prag. Eines bleibt unverändert: Stilistische Beschränkungen sind der Modeselektorens Sache nicht.

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