7. März 2004
Schwabenpower und die Kuhmilch-Mafia ...
Interview geführt von Michael EdeleMit seinem Anruf platzt Alex Scholpp somit genau in den Auftritt von Oomph! bei "The Dome" auf RTL II rein. (Sehr interessant, Eddy!, Anm. d. Red.)
Hey, mach mal schnell RTL II rein, da spielen grade Oomph! bei "The Dome".
Echt? Cool, die Teenies müssen doch jetzt alle Alpträume haben, so wie Dero auf der Bühne immer einen auf Psychopath macht, hahaha. Rennen die nicht alle weg? Ich finde das voll geil, was da mit Oomph! gerade abgeht. Die sind schon so lange dabei, die haben das echt verdient.
Vor vier Jahren habe ich die in Darmstadt ja größtenteils verpasst, da ich zu dem Zeitpunkt gerade das Interview mit Toni (b), Dennis (keys) und Till (dr) hatte. Matze und du wart ja zu sehr im Arsch, um noch mit mir zu plauschen.
Dafür kannste du sie dir ja jetzt in "The Dome" anschauen, hehe.
Na klasse, lass uns lieber zum Thema kommen. Warum hat das denn schon wieder so lange gedauert, bis man was Neues von euch gehört hat?
Zu um einen war das der Plattenfirmenwechsel, der uns sehr viel Zeit gekostet hat. Wir hatten die Vorproduktion eigentlich schon recht schnell im Kasten, dann gab es aber bei Universal eine massive Umstrukturierung und so hat es ziemlich lange gedauert, bis sich endlich entschieden hat, dass wir unser nächstes Album woanders rausbringen. Unsere Zeit haben wir dann ins Songwriting investiert. Wir hatten letztes Jahr im Sommer schon alles aufgenommen und vorbereitet, erschienen ist das Album dann aber halt doch erst im Januar. Echte Farmer Boys-Songs brauchen aber einfach auch ihre Zeit bis sie gereift sind, hahaha.
Ich war ja schon beim letzten Album sauer, dass das so lange gedauert hat. Für "The Other Side" habt ihr euch dann gleich noch mal mehr Zeit gelassen. Muss das sein?
Tja, öh, was soll ich sagen, haha. Wir geben uns ja schon Mühe.
Warum habt ihr euer Label überhaupt gewechselt, ich dachte ihr seid mit der Arbeit von Motor sehr zufrieden gewesen?
Das ist schon richtig, aber bei Universal wurde, wie gesagt, einiges anders strukturiert und dadurch wurden auch die Zuständigkeitsbereiche neu aufgeteilt und dieser Umverteilung fielen wir schlicht und ergreifend zum Opfer. Dabei lief "The World Is Ours" eigentlich ganz gut und hat sich auch gut verkauft. Der Job, den Motor abgeliefert haben, war voll in Ordnung und wir hätten auch gerne weiter mit ihnen gearbeitet, aber das war einfach 'ne Business-Entscheidung. Shit happens.
Ihr habt dann bei Nuclear Blast unterschrieben. Die krallen sich zur Zeit ja auch so ziemlich jede geile Band.
Yeah, mit Nuclear Blast ist das schon 'ne coole Sache. Die sind zwar nach wie vor ein Independent-Label, machen aber einen fantastischen Job und veröffentlichen das Album sogar weltweit, was wir bisher auch noch nicht hatten. Das passt jetzt einfach alles. Volle Schwabenpower eben, hahaha.
Moment mal, ihr hattet bisher keinen weltweiten Vertrieb? Weder Japan, USA oder Liechtenstein?
Bisher waren wir offiziell eigentlich nur im deutschsprachigen Raum zu haben. Ein paar CDs gab es auch in anderen Ländern, aber da wurde nicht wirklich Werbung dafür gemacht. Ich denke eigentlich schon, dass wir auch im Ausland ein paar CDs verkaufen können und sind jetzt natürlich gespannt, was mit Nuclear Blast noch alles zu machen ist.
Ihr habt "The Other Side" selbst produziert. Warum das? Hattet ihr keine Lust, euch auf jemanden anderen zu verlassen?
Ja klar, kein unnötiger Ballast mehr. Wir haben bei der letzten Produktion ziemlich viel gelernt und waren schon immer eine Band, die mit einer guten Vorproduktion ins Studio gegangen ist. Die Songs stehen meistens schon komplett, bevor wir sie aufnehmen, was eine Menge Zeit und Ärger spart. Dann kamen da noch die schlechten Erfahrungen vom letzen Mal hinzu, das war alles ausschlaggebend dafür, dass wir es nun selber machen wollten.
Schlechte Erfahrungen beim letzen Mal? Seid ihr mit dem Sound von "The World Is Ours" denn nicht zufrieden?
Doch, das auf jeden Fall, nur der Weg dahin war dermaßen steinig, dass wir diese Erfahrung auf keinen Fall wiederholen wollten. Mit Steve Lyon hat das nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgstellt hatten und im Endeffekt haben wir "The World Is Ours" auch schon selbst produziert. Ich denke, man hört dem Album auch an, dass wir das nicht schlecht gemacht haben. Wir sind damit total zufrieden und es hat sich definitiv gelohnt, so vorzugehen.
Bei den ersten beiden Durchläufen kam mir aber doch die Klampfe etwas zu kurz.
Hahaha, das lag bestimmt nur an deiner Lautstärke. Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden mit dem Sound, denn das ist einfach die Mischung, die den Farmer Boys-Songs entspricht. Die Emotionen und das Feeling kommen genauso rüber wie sie sollen und das ist das Wichtigste.
Auf mich wirkt das Album auch irgendwie zynischer als eure bisherigen.
Hä?
Ja, sowohl textlich als auch musikalisch, wenn man Musik mit Zynismus in Verbindung bringen kann.
Okay, wenn du so willst. Teilweise würde ich da mit dir übereinstimmen. Der Ton des Albums ist etwas schärfer geworden.
Es fällt außerdem auf, dass ihr relativ viele Songs auf dem Album habt, die einen eher ruhigeren Grundton haben.
Das hat sich einfach so ergeben, da steckt keine Planung dahinter. Dadurch, dass wir so viel Zeit für das Album hatten, sind auch wesentlich mehr Songs angefallen, aus denen wir dann die besten heraus picken konnten. Wir hatten ca. 20 Songs, was bisher noch nie der Fall war. Die Wahl fiel dann auf die Songs, die du auf dem Album hörst und ich finde sie sehr ausgewogen. Ob sie jetzt schnell oder ruhig ausfielen, spielte dabei keine Rolle.
Euer Cover ist ja schwer an Filmplakaten der Mafia-Filme der 70er/80er orientiert. Wer hatte die Idee dazu?
Die hatten wir eigentlich schon vor einigen Jahren, keine Ahnung wer darauf kam. Dieses Mal hat es sich dann angeboten und unsere Grafikfirma Feedback hat die Idee dann echt super umgesetzt. Da unser Sound eh schon immer etwas in Richtung Filmmusik tendierte, vor allem das neue Zeug jetzt, lag der Entschluss nahe. Wir sehen jeden Songs so als kleiner Soundtrack für sich selbst.
Wäre das Thema Soundtrack nicht eh mal eine Herausforderung?
Auf jeden Fall. Matze studiert ja auch audiovisuelle Medien und interessiert sich da auch sehr dafür. Bock hätten wir da schon drauf, mal sehen, vielleicht ergibt sich ja mal die Möglichkeit.
Am Frankfurter Bahnhof hing eine ganze Zeit lang euer Plakat neben allen möglichen Kinowerbungen. Würde mich mal interessieren, wie viele sich gefragt haben, worum es denn im Farmer Boys-Streifen geht.
Hahaha, vielleicht um die Kuhmilch-Mafia.
Werdet ihr auf den Namen eigentlich noch angesprochen? Bereut ihr es manchmal, dass ihr euch dafür entschieden habt?
Das passiert schon ab und zu noch. Vor allem bei Leuten aus dem Ausland, welche die Band noch nicht so gut kennen. Zu bereuen gibt es dabei eigentlich nichts, für uns war das immer ok. Es drückt ja auch gut aus, dass wir selbst uns da nicht so bierernst nehmen, was uns auch immer wichtig war. Wir haben dem Namen durch unsere Musik ja auch einen ganz anderen Inhalt gegeben und darauf kommt es ja an. Das hat über die Jahre weg ganz gut funktioniert. Am Anfang war es noch ein bisschen komisch, andererseits aber auch witzig zu sehen, wie die Leute darauf reagieren, wenn irgendwo steht, die nächste Band heißt Farmer Boys. Wir bereuen das auf keinen Fall. Als wir damals in irgendwelchen Jugendhäusern angefangen haben, machten sich erst mal viele über den Namen lustig, aber schon nach der Show war das kein Thema mehr. Inzwischen steht Farmer Boys einfach für unseren eigenen Stil, den wir nun schon über zehn Jahre kreieren.
Das Outro von "Where The Sun Never Shines" ist doch aus der Twin Peaks-Serie. Handelt der Text auch davon?
Nee, nicht wirklich. Es hat indirekt mit der Thematik von Twin Peaks zu tun, aber es ist kein Text zur Serie. Wir haben die Samples einfach unterstützend dazu eingebracht.
Bei "What A Feeling Like" habt ihr aber doch beim Soundtrack zu "Goldfinger" geklaut!
Ja, hahaha. Wir haben uns davon inspirieren lassen, haha.
Ich wußte es! "Stay Like This Forever" vom aktuellen Album und der Titeltrack von "The World Is Ours" fangen beide nicht auf "Eins" sondern auf "Und" an. Das merkt man aber erst, wenn das Schlagzeug endlich einsetzt. Ist das inzwischen 'ne Art Running Gag?
Kann man so sagen, hahaha. Wirklich geplant ist das nicht, aber wir wissen natürlich schon, dass man die Hörer damit erst mal drankriegt. Wir haben da unseren Spaß dran, mit der Rhythmik etwas zu spielen und sie variabel zu machen. Das macht alles etwas abwechslungsreicher.
Wie sieht's denn mit 'ner Tour aus? Die Scheibe ist ja jetzt immerhin schon zwei Monate auf dem Markt.
Ja, wir sind gerade dabei ein paar Sachen fest zu machen. Es wird zunächst ein paar Festivals geben und im Herbst dann 'ne anständige Club-Tour. Bisher steht aber noch nichts fest. Im Augenblick spiele ich ein paar Shows mit Tieflader (anderes Projekt von Alex). Da läuft's im Moment ganz gut.
Das Interview führte Michael Edele.
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