laut.de-Biographie
Fredo
"Ich habe in meiner Kindheit nicht dauernd gespittet. Der ganze Erfolg ist eine Überraschung und ein Segen für mich", sagt Fredo 2023 in einem Interview mit dem Rolling Stone-Magazin. Zu diesem Zeitpunkt hat der Straßenrapper aus Westlondon die Straßen und die Drogen bereits hinter sich gelassen und tourt als internationaler Star und erfolgreicher Unternehmer durch die Welt.
Sieben Jahre zuvor tritt Fredo Marvin Bailey aus dem Schatten der Kokainküchen auf die Youtube-Channels dieser Welt. Sein allererster Song - "They Ain't 100" - im März 2016 wächst zur Straßenhymne im gesamten Königreich heran. Das dazugehörige Video wird zig Millionen Mal abgerufen. Fredo verbindet auf "They Ain't 100" Chief Keef-Attitüde, ignoranten Tough Talk mit harten, aber klaren Punchlines. Die Ghetto-Jugend in England hat endlich ihr Aushängeschild.
Sein Ansatz für den Song ist damals überraschend einfach. "Ich wusste gar nicht, ob ich überhaupt rappen kann. Ich sah andere junge Leute, die ich persönlich kannten, bei denen ich dachte, wenn ich das können, kann ich das schon lange. Zudem gab es niemanden, der unser Viertel repräsentierte." Fredo nimmt sich so pragmatisch einen Beat von Youtube und schreibt seine ersten Reime. Einer seiner Homies baut aus ein paar Lines den legendären Hook "Fuck them, I don't know them, they ain't one hunna / In my German car, drop a big pack on my young gunner / In the trap, I make mad stacks off one number / When you're at the pot, you can lose it all off one fuck up". Danach ist nichts mehr wie zuvor. Fredo ergreift - getrieben durch den Erfolg - seine Chance, Vorbildern wie 50 Cent, dessen "Get Rich Or Die Tryin"-Album er in der Jugend als erstes gekauft, oder heimischen Helden wie Giggs nachzueifern und legal Geld zu machen.
Letzteres gestaltet sich Anfang der 2000er Jahre in der Mozart-Siedlung im Westen Londons schwierig. Mozart ist ein klassisches Arbeiterviertel mit Ghetto-Charakter. Ohne den Vater, der früh verduftet, findet Fredo nur Halt bei seinen Kumpels auf der Straße. Drogen gehören zum Alltag, und als er wegen Messerstechereien 2016 und 2017 zwischen Knast und Krankenhaus hin und her wechselt, sieht er die Notwendigkeit zum Ausbruch gekommen. 2018 holt ihn Dave für "Funky Friday" auf seinen Track, stürmt mit ihm als erster einheimischer Rap-Song die Single-Charts und heizt den Hype um Fredo weiter ein. Sein Debütalbum "Third Avenue" steigt 2019 in die Top-Ten der britischen Charts ein, der Nachfolger "Money Can't Buy Happiness" schafft es zwei Jahre später gar auf Position 2.
Fredos Style lebt von den authentischen Straßengeschichten, eingängigen Punchlines und harten, minimalistischen Beats. Doch mit dem Erfolg kommt das Geld und mit dem Geld die Probleme. Fredo sieht nur eine Chance, den alten Verknüpfungen zur Straße und den Erwartungen alter Homies gerecht zu werden: Vollgas. 2021 geht er eine Partnerschaft mit dem exklusiven Sneakershop Kick Game ein, zwei Jahre später bringt er seine eigene Marke und sein eigenes Label an den Start. Als einer seiner Freunde stirbt und er Vater einer Tochter wird, bestärkt ihn das noch mehr, das alte Leben hinter sich zu lassen, ohne es zu leugnen. Sein drittes Studioalbum "Unfinished Business" setzt 2023 den Grundstein für diesen Weg.