laut.de-Biographie
G. Love
Nicht immer ist derjenige, den man zuerst wahrnimmt, auch als erster da gewesen. Über G. Love kursiert die Annahme, er sei von seinem späteren Label-Chef Jack Johnson entdeckt worden. Mööp. Falsch. Tatsächlich verhält es sich genau umgekehrt.
Garrett Dutton erblickt am 3. Oktober 1972 in Philadelphia das Licht der Welt. Mit acht Jahren greift er zur Gitarre, schreibt eigene Songs. Die Mundharmonika, Leib- und Magen-Instrument des Blues, ist stets mit von der Partie.
Die Musik von Bob Dylan und John Hammond jr. sowie die Beats von Run DMC, den Beastie Boys oder Philadelphias Hip Hop-Urgestein Schoolly D hinterlassen ihre Spuren. Garrett nennt sich G. Love, spielt - mit Gitarre und Mundharmonika vortrefflich ausgerüstet - als Ein-Mann-Kapelle auf den Straßen seiner Heimatstadt, bis es ihn nach Boston verschlägt.
Dort trifft G. Love in einer Bar, in der er gelegentlich auftritt, 1993 den Schlagzeuger Jeffrey 'The Houseman' Clemens. Einige Monate später lesen die beiden unterwegs noch einen Bassisten auf. Mit Jim 'Jimi Jazz' Prescott sind G. Love And Special Sauce komplett.
Ihre Musik beinhaltet Einflüsse von John Lee Hooker und De La Soul. Das passt zwar nicht zusammen, aber wer fragt schon danach, wenn Sonnenschein fürs Gehör dabei heraus kommt? Die findige Musikpresse ersinnt kurzerhand das Genre Hip Hop-Blues.
Das erste Album "G. Love And Special Sauce" beschert dem Trio beachtlichen kommerziellen Erfolg und erreicht Gold-Status. Der Nachfolger präsentiert sich musikalisch zwar wesentlich ausgereifter, erfüllt aber nicht die hoch gesteckten kommerziellen Erwartungen.
Auf Tournee kommt es dann aufgrund finanzieller Engpässe beinahe zum Bruch. Wie so häufig ist (fehlendes) Geld die Wurzel allen Übels. Die Special Sauce trennen sich; ihre Mitglieder verfolgen zunächst Soloprojekte.
Es dauert bis 1997, bis die Differenzen beigelegt sind. "Yeah, It's That Easy". So einfach kann es manchmal sein. Die Erfahrungen aus den Trennungsjahren spiegeln sich in den Kollabos auf ihrem dritten Longplayer wider: Gastauftritte von King's Court, den Philly Cartel und des Night Trippers Dr. John erweitern das ohnehin schon breite Spektrum um Country-, Folk- und Philly-Funk-Elemente.
G. Love hat also bereits eine ordentliche Laufbahn hinter sich, als Sänger, Songwriter, Dokumentarfilmer und Surfer Jack Johnson ins Spiel kommt. Die beiden treffen sich 1999, natürlich beim Surfen. Johnson hat zwar bis dato keine einzige Platte veröffentlicht. Einige seiner Songs, Gesang zur Gitarre, verbreiten sich in Form von Tapes. G. Love übernimmt die Nummer "Rodeo Clowns" auf seinem Album "Philadelphonic".
Johnson und G. Love arbeiten und spielen seitdem zusammen. Letzterer ist maßgeblich an der Entstehung des Soundtracks zu Johnsons Surfer-Film "Thicker Than Water" beteiligt. Als Johnson sein Label Brushfire Records gründet, ist G. Love mit am Start. Munter verquirlen er und seine Special Sauce auf mehreren Tonträgern Hip Hop, Blues und Philly-Sound und steuern zudem einen Song zu einer Werbekampagne eines Cola-Herstellers bei.
Dabei steht G. Love gar nicht auf Cola. Er hält es mit einem anderen Getränk: "Ohne Limonade kann ich keine Songs schreiben." Mit "Lemonade" veröffentlicht er eine Hommage an die Lieblingserfrischung. Neben den alten Weggefährten finden sich Ben Harper, Blackalicious und Lateef The Truth Speaker aus der Quannum-Posse zu G. Loves Familienfeier ein.
"Ich wollte schon immer etwas mit all diesen Leuten machen", freut der sich. "Ich dachte nicht daran, dass es schon zu diesem Zeitpunkt passieren würde. Plötzlich rollte die Lawine aber los, und ich rollte mit." Mehr Limonade trinkt G. Love mit dem australischen Hip Hop-Produzenten Plutonic a.k.a. Plutonic Lab. Die Sorte nennt sich dem Albumtitel zufolge "Moonshine Lemonade".
Was lernen wir daraus? Nicht Jack Johnson hat G. Love entdeckt, sondern eher umgekehrt. Letztlich ist das jedoch ganz egal. Beide verfolgen die gleiche Mission: Sie wollen die Welt zum Surfen und zur Musik bekehren, und dabei scheint ihnen die Sonne taghell aus dem Arsch.
Auch bei Mondschein. Ob G. Love die nächsten Jahre einfach nur surfen geht? Wird nicht überliefert, doch auf den ersten Blick scheint es so, als mache die Band Pause. Den Releases muss man ganz schön nachspüren. Nur in den USA und Japan erscheint 2010/11 "Fixin' To Die", tendenziell ein Country-Album. Zu hören sind geschmackvoll ausgesuchte Coverversionen einzelner Songs von Booker T., Blind Willie McTell, Paul Simon und Lou Reed und ein paar neue eigene Songs. Ein Banjo dominiert die Platte, und punktuell veredeln Cello und Maracas-Rasseln das rustikale Geschehen.
Die folgenden EPs "Sweet'n Blues (Extra Sugar)" (2015), dieses Mal nur Zucker ohne Limonade, und "Bloodshot And Blue" (2013) erscheinen digital und in raren 10"-Vinyl-Pressungen, die sich auf den meisten Geräten nicht abspielen lassen. Für Januar 2020 kündigen Keb'Mo und G. Love ein gemeinsames Album an. Statt Limonade ist der Songwriter inzwischen auf den Geschmack von Saft gekommen.
"The Juice" wird der Longplayer heißen. Die Vorab-Singles "The Juice (feat. Marcus King)", "Go Crazy (feat. Keb' Mo)" und "Sunday Vibe" decken Spoken Word-Mellow-Vibes, ruhigen Funk-Rap und Unplugged-Pop ab.
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