laut.de-Kritik
Hip Hop-Familientreffen mit Jack Johnson und Ben Harper als Gästen.
Review von Dani FrommG. Love kredenzt Limonade, und das ganz ohne Spezial-Soße. Diesen Eindruck erhält, wer den jüngsten Release des Mannes aus Philly nur flüchtige Aufmerksamkeit widmet. Tatsächlich genügt wahlweise ein Blick in das Booklet oder ein halbes Ohr, um die ungebrochene Beteiligung Jimi "Jazz" Presscotts am Bass und Jeffrey Clemens' am Schlagzeug festzustellen. G. Love wird weiterhin mit Special Sauce serviert, auch wenn die Band, wie übrigens schon beim Vorgänger "The Hustle", vom Cover verschwunden ist.
Überhaupt gestaltet sich "Lemonade" als großes Familientreffen. Da gehen die Labelkollegen Donavon Frankenreiter und Jack Johnson mit an den Start. Jasper, Ben Harper, Marc Broussard und Tristan Prettyman (ein klangvoller Name, hinter dem sich, was mich, ich gestehe, vollkommen überrascht hat, tatsächlich eine Lady verbirgt) steuern Vocals bei. Zudem schauen für "Banger" Blackalicious und Quannum-Posse-Mitglied Lateef The Truth Speaker vorbei. Der Aufforderung "Let me hear you say YEAH!" komme ich bei einem derartigen Anlass doch gerne nach. YEAH!
Die bunte Gästeliste lässt ahnen, mit welch vielseitiger Mixtur an Sounds man konfrontiert wird. G. Love war sich ja seit jeher zu schade für nur eine Schublade. "Lemonade" behält diese erfreuliche Tradition bei. Hier stehen klassische Singer/Songwriter-Nummern neben Folksongs und zuweilen beinahe countryesk angehauchten Stücken.
Der Hang zum Hip Hop bleibt allerdings mindestens unterschwellig stets spürbar, bricht sich aber gelegentlich auch ganz mächtig Bahn. Problemlos lässt es sich durch genannten supersmoothen "Banger", durch "Thanks And Praise" oder durch das schwungvoll-oldschoolige "Can't Go Back To Jersey" kopfnicken. "Holla!" verliert zwar ein wenig durch seinen gewöhnungsbedürftigen Lalala-Chorus, erinnert aber in den Strophen überaus angenehm an die zu Unrecht unterschätzten 7A3.
Zu Raps und Gesang wird erdige, handgemachte, musikalische Begleitung gereicht, der der Spaß, den die Herren an den Instrumenten haben, stets anzumerken ist. Gitarre und Mundharmonika bleiben allgegenwärtig und stellen manchmal ("Still Hangin' Around") sogar die einzige Untermalung. Im nachdenklichen "Breakin Up" kommt noch Prescotts Bass dazu, an anderer Stelle verhilft reiche Instrumentierung mit Piano und Orgeln zu satterem Sound.
"Let The Music Play" unter Beteiligung Ben Harpers und Marc Broussards erhält unter anderem über gekonnt eingesetzte Percussion einen trägen, schläfrigen Charakter. "We ought to take it easy" - etwas anderes bleibt dem geneigten Hörer auch kaum übrig. Fröhlich, positiv und völlig entspannt reihen sich die Tracks aneinander, geben "Thanks And Praise" für die kleinen und großen Großartigkeiten des Lebens, und lassen selbst in "Missing My Baby" keine Melancholie aufkommen. Warum auch? "You won't have to wait too long / 'Cause I'm on my way back home." Alles wird gut.
Auch, wenn ich Jack Johnson in aller Regel für hochgradig unspannend halte, harmonieren die Stimmen der beiden Herren in "Rainbow" doch beinahe so gut, wie sich Tristan Prettyman und G. Love in ihrem Duett "Beautiful" in die Hände spielen. Einmal mehr sorgt die Percussion für eine Extra-Portion Charme.
Eine knappe Stunde lang verschafft mir G. Love das Gefühl, mich unter Freunden auf einer ebenso gediegenen wie relaxten Barbecue-Party zu bewegen. "All I got to do is keep this fire burning bright." Das sollte zu schaffen sein.
5 Kommentare, davon 3 auf Unterseiten
Habe die CD schon seit dem US-Release vor circa einem Jahr zu Hause. Sehr chillig. Die Rezension trifft es recht gut.
Die Platte hat nicht nur ein unheimlich ansprechendes Cover ("fresh"), sondern ist auch musikalisch höchst empfehlenswert! Perfekt für sonnige Tage...