Die Bedeutung von Rhythm and Blues wandelt sich im Laufe der Zeit und ist ein Oberbegriff für verschiedene Musikstile. Zum ersten Mal wird der Begriff in den 40er Jahren für eine musikalische Gattung verwendet. Nach einem Tantiemenstreit 1941 zwischen der amerikanischen Urheberrechtsgesellschaft ASCAP und den Rundfunkanstalten der U.S.A. wird die Musik der Farbigen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich und die diskriminierende Bezeichnung 'race music' durch 'rhythm and blues' ersetzt. Erst 1949 ändert Billboard den Begriff 'race records' kommentarlos in 'rhythm and blues'. Die beiden verwendeten Ausdrücke zeigen an, um was es bei dieser Musik geht. Sie soll zum Tanzen anregen ('rhythm') und hat afroamerikanische Wurzeln ('blues'), damit steht Rhythm And Blues für Unterhaltungsmusik von Schwarzen aus den U.S.A..
In den 40ern versteht man unter dieser Gattung vor allem eine Mischung aus Blues und BigBand-Musik, deren Funktion es ist, die Leute zu unterhalten und zum Tanzen zu bringen. Gelegentlich bieten richtige Showbands diese Musik dar, wie zum Beispiel die Bigband von Louis Jordan. Seine Musik wird auch als 'Haarlem Jump' bezeichnet. Er selber sagt einmal, sein Ziel sei es, für die Leute zu spielen, im Gegensatz zu den Jazzmusikern, die nur für sich selbst spielten. Als sich der Stil weiter entwickelte entsteht ein Hang zu emphatischen Saxophonsoli, mit Kreischeffekten, die die Stimmung im Publikum weiter anheizen sollte. Big Jay McNeely war ein extremer Vertreter dieses Bereiches. Anfang der 50er Jahre wird die elektronische Orgel öfter eingesetzt. Leute wie Wild Bill Davis oder Dog Bagbay spielen sie.
Auch kleinere Besetzungen, in denen die Gitarre im Vordergrund steht, machen Rhythmen and Blues, wie zum Beispiel die Blues-Band von T-Bone Walker. In New Orleans entwickelte sich ein lokaler Stil, dem ein swingender Shuffle-Rhythmus zugrunde liegt, der an Dixieland erinnert. Typische Vertreter sind Dave Bartholomew und Paul Gayten. Aus diesem Umfeld geht Fats Domino hervor, der einer der größten schwarzen Rock'n'Roll-Stars ist. An der Westküste entsteht ein Stil von gesungenen Blues-Balladen, der auch als 'club blues' bezeichnet wird und teilweise sehr kitschig ausfällt. Prägend für diese Musik ist der Pianist und Sänger Nat King Cole, der schon in den 30er Jahren mit Swing erfolgreich ist. Weitere Interpreten sind Cecil Gant, Roy Brown und Charles Brown. Sie werden auch als die 'Tintenfisch Sinatras' bezeichnet. Oder es stand der mehrstimmige Gesang im Vordergrund, so wie es von Hank Ballard zu hören ist. Diese Richtung bezeichnet man als Doo Wop. Auch gab es Rhythm And Blues Künstler, die in der Tradition der Bluesshouter standen, wie zum Beispiel Joe Turner.
Die Stile der Bands unterschieden sich stark, weshalb eine musikalische Analyse kaum möglich ist. Rhythm and Blues bezeichnet mehr schwarze Unterhaltungsmusik allgemein, als einen einheitlichen Stil. Als gemeinsamen Nenner können die starke Betonung des Backbeats (also die Zählzeiten 2 und 4), ein durchgehender meist tanzbarer Rhythmus und die Verwendung der Bluesharmonik genannt werden, die aber nicht unbedingt stringent durchgehalten wird. In Jordans "Choo Choo Boogie" wird zum Beispiel vom Bluesschema im Refrain in ein achttaktiges Schema in der selben Tonart gewechselt. Im Nachhinein kann diese Musik als Vorläufer des Rock'n Roll gelten. Rhythmen, Harmonien und Melodien werden von dem Rhythm and Blues übernommen und es wird noch etwas Country-Musik hinzugemischt. Rock'n'Roll wird zwar schneller gespielt als Rhythm And Blues, aber zwecks Massenkompatibilität, besonders bei der weißen Käuferschicht, geglättet. Chuck Berry ist einer der Leute, die diese Veränderung wesentlich vorangetrieben haben.
Rhythm And Blues ist in der Nachkriegszeit die Musik des schwarzen Proletariats, so dass auch die schwarze Mittelschicht diese Musik ablehnt und mit ihr die Gitarre. Das Instrument der Unterschicht. Da Rhythm And Blues die Musik der Underdogs ist, ist die Sprache entsprechend direkt und derb, weshalb die Weißen die Musik auch ablehnen. In Songs wie "Work With Me Annie" sind die sexuellen Anspielungen schon fast nicht mehr zweideutig, Textstellen wie "Keep On Churnin' Till The Butter Comes" sprechen eine deutliche Sprache. Die ab Mitte der 50er Jahre sich entwickelnden Aktivitäten für eine "saubere" Musik der Radiostationen hat nicht wirklich Erfolg, sondern erhöht nur das Interesse an den geächteten Stücken. Zu dieser Zeit haben sich der Rock'n'Roll und auch schwarze Rhythm and Blues-Musiker wie Chuck Berry etabliert. Aufgrund von musikalischen Kriterien kann kaum unterschieden werden, was Rock'n'Roll und was Rhythm And Blues ist. Weiße Interpreten spielen Lieder schwarzer Rhythm And Blues-Musiker nach, die dann als Rock'n'Roll-Songs sehr erfolgreich sind. Erst nachdem 1955 Chuck Berry mit "Maybelline" erfolgreich ist, konnten sich auch die schwarzen Musiker in den Charts durchsetzen, aber erst ab 1956 verkauften sich die Originale besser, als die der weißen Nachmacher.
Gegen Ende der 50er Jahre, als Rock'n'Roll nicht mehr einer ethnischen Gruppe zuzurechnen ist, sondern für die Rebellion der Jugend gegen die Erwachsenen steht, kommt ein neuer Begriff auf, der für die schwarze Identität steht: Soul. Dieser Begriff wird in den 60er Jahren nun für R'nB' verwendet. Ab 1969 änderte auch Billboard die Bezeichnung der Charts für afroamerikanische Unterhaltungsmusik in Soul um. Es entstehen weitere Sparten in dem Genre. Die bekanntesten sind Funk und Motown. Am ehesten lässt sich in dieser Zeit mit Rhythm And Blues die Musik von gitarrenorientierter schwarzer Musik, die in der Tradition von Bluesbands wie die von T-Bone Walker stehen, bezeichnen. Typische Vertreter der Richtung sind Ike und Tina Turner.
In den 70er Jahren entsteht neben dem Soul und Funk eine Vermischung von schwarzer Musik mit schnellen gradlinigen Rhythmen, die als Disco bezeichnet wird. Rhythm And Blues-Gruppen, die diesen Stil mit einleiteten, sind Harold Mavin and the Blue Notes ("The Love I Lost", 1973) und die O'Jays ("Love Train", 1973). Der große Erfolg von Disco und der anderen Rhythm And Blues-Stile, die sich immer weiter vom klassischen Soul entfernen, bewegen Billboard ein weiteres Mal zu einer Namensänderung. Für die Chart-Bezeichnung Soul wird ab 1982 Black Music verwendet.
In den 80er Jahren, nach dem die Disco-Zeit vorbei ist, versteht man unter dem neuen R'n'B im weitesten Sinne ein Verbindung von Pop-Musik und Soul. Michael und Janet Jackson, Whitney Houston oder Lionel Richie sind Interpreten dieser Musik.
In den 90er Jahren beeinflusst der Hip Hop die schwarze Mainstream-Musik. Es werden Hip Hop-Beats verwendet, die nicht zu hart ausfallen. Dazu kommen meist volle Keyboard-Klänge und der typische gospelorientierte Soul-Gesang, der gelegentlich noch mit eine paar Raps angereichert wird. Bobby Brown ist der erste, der schon 1989 mit "My Prerogative" erfolgreich ist. Weiter Interpreten sind TLC, R. Kelly und Usher.