Porträt

laut.de-Biographie

Goldene Zitronen

"Eigentlich sind wir moralisch", sagt Ted Gaier. Wenigstens sieht er es selber ein. Innerhalb einer linken Pop-Ikonographie dürfen Die Goldenen Zitronen nicht fehlen. Die PC-Style-Punks haben es in den letzten zehn Jahren auf sieben Alben gebracht - Punkrock never dies. Doch obwohl mit der 1998 veröffentlichten "Dead School Hamburg" die letzte Platte schon etwas zurück liegt, sind die Zitronen schwer aktiv. Von Projekt zu Projekt - Netzwerk-Politics.

Mit plumpem Parolen-Punk à la "Faschos klatschen" oder "Schweinestaat" haben die Zitronen nichts zu tun. Ihr ungepunkter Schrammelrock ist mit anspruchsvollen Texten garniert. "Die Zitronen sind eher Kopfmusik", verrät Hans Platzgumer kein Geheimnis. Im Hamburger Szene Ghetto hat man sich nett eingerichtet, die "Bösen" sind immer klar benannt und doch wird es nie plump und zu verbissen.

Mit einem sicheren Gefühl für Glamour und Selbstironie wird radikal kritisiert, Staat, soziale Verhältnisse - auch die eigene Hamburger Schule-Schublade bleibt nicht verschont. Als Gralshüter des politischen Underground darf man auch die Basics natürlich nie vergessen. "Campino ist der neue Lindenberg", distanziert sich Gaier von den massenkompatiblen Toten Hosen, mit denen man einst gemeinsam auf Tour war: "Es fehlt nur noch, dass er sich einen Hut aufsetzt".

Doch mindestens genauso wichtig, wie eigener musikalischer Output, sind den Zitronen Gaier, Platzgumer, Schorsch Kamerun, Julius Block und Enno Palluca gemeinsame Projekte mit befreundeten Satelliten. Mit dem alten Begleiter Rocko Schamoni betreibt Kamerun eine abgewanzte Bretterbude am Hafen, besser bekannt als Goldener Pudel Club - längst Legende. Auch mit Jan Delay haben die beiden zusammengearbeitet, auf der letzten Zitronen-Platte war DJ Koze und die Chicks On Speed dabei.

"Es gab ja auch mal dieses Zauberwort Diskurs im Pop. Das ist irgendwie verflacht. Für mich ist es alles gleich geblieben", erklärt Ober-Zitrone Kamerun. So sind sie eben. "Totschlag" wollen sie immer noch nicht einfach so hinnehmen, auch wenn er nur ein "bisschen" ist. Mag etwas überkommen wirken, konsensfähig wollten sie jedoch noch nie sein und so modern, dass sie nie altbacken wirken, sind die Zitronen ohnehin.

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