laut.de-Biographie
Hoo Doo Girl
Selbstbewusst wenden sich die drei Damen von Hoo Doo Girl dem Betrachter des Pressefotos zu ihrem Debüt "... Calls The Shots" (2007) zu. Die Tatsache, dass die drei Hamburgerinnen dabei breitbeinig vor Pissoirs stehend scheinbar ihre Blase entleeren, lässt darauf schließen, dass das Trio nicht gewillt ist, sich gängigen Geschlechterkonstruktionen zu unterwerfen. Aufbegehren ist angesagt!
Musikalisch äußert sich das in einer Synthese aus Rock'n'Roll, Sixties-Garagenbeat, Girlgroup-Gesang und Stax- und Motown inspiriertem Soul und aufrührerischen englischsprachigen Lyrics. Dennoch sehen sie sich nicht ausschließlich als Retro-Band, bemerkt Sängerin und Akkordeonspielerin Silke Thoss:
"Wie fast alle aktuellen Bands verbinden wir diverse Stile aus verschiedenen Epochen. So stammen zum Beispiel unsere Verstärker aus den Fünfzigern, unser Chorgesang ist sixties-inspiriert, unsere Kleidung sieht eher nach den Siebzigern aus, unsere Attitüde befindet sich irgendwo zwischen 1977 und 1981 und mit den Gedanken sind wir schon im 22. Jahrhundert!"
Thematisch setzen die Hoo Doo Girls sich mit der Rolle der Frau in der patriarchalisch strukturierten Gesellschaft und deren sozialen Missständen lautstark auseinander.
Silk Thoss hat in Bremen Kunst studiert und finanziert ihren Lebensunterhalt mit Pop Art-Bildern von Country- Blues- und Soulmusikern, die sie in ihrem Atelier in St. Pauli verkauft. Mit ihrem prägnanten Zydeco-Akkordeon drückt sie dem wilden Sound des Hoo Doo Girl ihren Stempel auf. Das setzt sie auch ein, wenn sie mit ihrer anderen Band, den Watzloves, probt oder Platten aufnimmt.
Susie Reinhardt hat als Kind das Klavierspiel erlernt, steigt aber später auf klassisches Rockinstrumentarium um. Wenn sie sich nicht als Musikjournalistin und Autorin verdingt, singt sie für Hoo Doo Girl, spielt Gitarre oder Schlagzeug. Banderfahrung hat sie als Mitglied der Band DM-Bob And The Deficits gesammelt
Das Trio komplettiert die Multiinstrumentalistin Peta Deylin (Gesang, Gitarre, Bass, Schlagzeug), die Mitte der Neunziger mit der Kombo Die Braut Haut Ins Auge erfolgreich unterwegs ist und in der Punkband Oma Hans, die sich 2006 auflöst, den Bass spielt. Ihre Vorliebe für den Country lebt sie als Sängerin und Songschreiberin für die Band Cow aus.
Die Idee einer gemeinsamen Plattenaufnahme entsteht bereits im Jahr 2000, als die drei sich auf gemeinsamen Konzerten kennen und schätzen lernen. Ihre gemeinsame Vorliebe für Musiker aus den 60ern - wie Etta James, Willie Tee, den Ikettes, den Shirelles, Tina Turner, den Stple Singers oder Bobby Powell - sorgt dafür, dass sie sich schnell auf einen musikalischen Nenner einigen können.
Es dauert schließlich fünf Jahre, bis sie das Vorhaben realisieren, erstmals gemeinsam den Proberaum betreten und 2007 als Hoo Doo Girl ihr Debütalbum "... Calls The Shots" auf den Markt bringen. Den Bandnamen entnehmen sie dem Song "I've been hoodood" von Dr. John.
Das Werk erscheint auf dem Frankfurter Label Hazelwood Vinyl Plastics, einem Label, das geschätzten Bands und Kollegen wie King Khan And The Shrines, BBQ, DM Bob und Country Jem ein musikalisches Zuhause bietet. Die Musik des stürmischen Dreiers dient ihm als Möglichkeit, schlichte aber essentielle Gefühle wie Liebe, Leidenschaft, Wut und Schmerz zu kanalisieren und zu transportieren, wie Silke Thoss formuliert:
"Wenn wir nach den Reaktionen auf unsere Musik urteilen, scheint es unseren Zuhörern, unserem Publikum ähnlich zu gehen. Die Suche nach Liebe, Respekt, dem eigenen Platz auf diesem Planeten, Spaß, Entertainment und die Möglichkeit, vergessen zu können, wie hart das Leben sein kann - wenn auch nur für eine kurze Zeit -, gehört nicht nur einer Epoche an. Diese Suche ist heute genau so aktuell wie damals. Eine Songzeile wie 'My baby left me' muss ja nicht ausschließlich 'mein Baby hat mich verlassen' bedeuten: Dieses Gefühl der Verzweiflung kann man auch auf andere Lebenssituationen übertragen. Die Geschichten, die wir erzählen und die Musik, die wir spielen, sind sozusagen ein Vehikel für diese Grundgefühle. Und die sind, unser Meinung nach, zeitlos."
Wie unbändig die Hoo Doo Girls ihre Botschaften live präsentieren, davon kann man sich im Dezember und Januar 2007 auf deutschen Bühnen ein Bild machen.
Noch keine Kommentare