laut.de-Biographie
Huah!
"Was Machen Huah! Jetzt?" lautet der Titel des Debütalbums von Huah!. Eine durchaus interessante Fragestellung, wenn man bedenkt, dass im Jahre 1990 noch recht wenige Menschen von der Band überhaupt Notiz nehmen. Aber 13 Jahre später hat diese Frage durchaus ihre Berechtigung. Konsequenterweise veröffentlicht Lado das Debüt erneut. Huah! waren zwar nur recht kurz da, aber ihr Auftreten hatte Folgen.
Die Gründung der Band fällt in die Jahre 1983 bzw. 1985 (je nach dem, welche Quelle man zu Rate zieht) irgendwo in Dithmarschen. Für Geographiemuffel: Das ist ein Gebiet in Schleswig-Holstein nordöstlich von Hamburg. Und überhaupt Hamburg. Wer von der Hamburger Schule spricht, hat hier das Lehrpersonal vor sich. Die Urzelle besteht aus Claudia Bollig, Knarf Rellöm und Sonny Motor. In der Bandgeschichte geben sich aber auch andere Mitglieder (Bernadette La Hengst, Nixe) und Sympathen wie Sympathisanten (u.a. Klaus Geelhaar, Jochen Diestelmeyer, Frank Spilker) die Klinke in die Hand.
Als Komponist steht unter sämtlichen Songs der Name Knarf Rellöms, was jedoch der Sparsamkeit geschuldet ist. Um GEMA-Gebühren zu sparen, erfuhren nur Eingeweihte, Fans und Leser eines Selbstinterviews von Rellöm, dass sich unter anderem auch Sonny Motor als Komponist verdingte. 1988 veröffentlichen die heute für qualitativ hochwertigen Hip Hop berühmten Leute von Buback die erste Single "Warum Ich Und Mein Mädchen So Gern Katholisch Wärn". Die beiden Alben "Was Machen Huah! Jetzt?" und "Scheiß Kapitalismus" erscheinen bei L'Age D'Or. Doch allzu viele bekommen das nicht mit. Im Raum Freiburg allerdings hört ein gewisser Dirk von Lowtzow genauer hin.
Musikalisch bewegt sich die Band zwischen den Polen Punk und Soul. Aus dieser Melange und einem Schuss Hip Hop entsteht feinster Indierock, der seiner Zeit leicht voraus zu sein scheint. Einen großen Wiedererkennungswert verschafft sich die Band mit ihrem eigenen Chor, der kommentierend und begleitend die Songs bereichert. Die Lieder schwanken thematisch zwischen Ich und Gesellschaft, wobei der Umgang mit beiden recht kritischen vonstatten geht, der Humor kommt allerdings auch nicht zu kurz.
Selbst wenn der kommerzielle Erfolg ausbleibt, reicht ihr Einfluss auch nach der Trennung 1992 wegen musikalischer/persönlicher Differenzen noch weit. Knarf Rellöm veröffentlicht unter verschiedenen Namen und mit verschiedenen Helfershelfern Alben: "Bitte Vor R.E.M. Einordnen" (1997), "Fehler Is King" (1999), "Einbildung Ist Auch Ne Bildung" (2004). Sonny Motor (Hauke Evers) verdingt sich von 1996 bis 1998 als Schlagzeuger bei Fink. Nixe macht mit den Mobylettes weiter und Bernadette La Hengst sorgt mit Die Braut Haut Ins Auge weiter für Furore ehe sie später unter eigenem Namen veröffentlicht.
Kurz vor Weihnachten 2005 ist ein Huah!-Konzert in Hamburg angekündigt und auch 2006 werden die Fünf nicht so schnell abgespeist: "Scheiß Kapitalismus" erblickt ein weiteres Mal das Licht der Welt. Neben teils unveröffentlichten Songs ist zudem ein recht amüsantes Tourtagebuch auf der Scheibe zu finden.
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