Incognito - " Transatlantic R.P.M."

"Herbie and Stevie have the keys to his fantasies." Diese Zeile aus "1975" scheinen sich Jean-Paul 'Bluey' Maunick seit ebendiesem Jahr auf die Fahnen geschrieben zu haben. Es lässt sich nicht schönreden: Den Herrschaften fällt nur noch äußerst wenig ein. Dabei handelt es sich um durchaus angenehme Musik, die "Transatlantic R.P.M." auffährt.

"Lowdown" fällt mitsamt dem Drumbeat mit der Tür ins Haus. Funky Gitarren, satter Bandsound voller Disco-Glitter, zuckersüße Background-Uuuuh-Gesänge gesellen sich dazu, ehe die warme, volle Stimme Mario Biondis das Ruder übernimmt.

Die ebenfalls zum Tanz gebetene Chaka Khan liefert mit kantigerem Gesang ein Gegengewicht. Der Kontrast zwischen den beiden Vokalisten gebiert eine gewisse Dynamik. Musikalische Überraschungen bleiben aber vollkommen aus. Ein Makel, der sich über die komplette transatlantische Distanz zieht.

Zwar wartet "Everything That We Are" mit einer unvermuteten Rap-Einlage auf, zwar glänzt in "Gotta" eine großartige Ursula Rucker am Mikrofon, zwar besticht "Can't Get Enough" mit vertracktem Rhythmus. All das bleiben jedoch Sternschnuppen im allzu vertrauten, überstrapazierten Sound der 70er.

Da kann der Bass noch so schön grooven, die gedämpften Bläser treffsichere Akzente setzen, Latin-geschwängerte Percussion weiche Softporno-Keyboards anstupsen: Wenn der Dreck fehlt, der das Wesen des Funks ausmacht, sämtliche Ideen in der Vergangenheit nicht ein-, sondern tausendfach ausgenudelt wurden und zudem inhaltlich keine Offenbarungen zu erwarten stehen, bleibt außer dem Eindruck "Tut keinem weh" nicht viel übrig.

"Introduce me to a new horizon", heißt es in "All Of My Life". Ja, bitte! "Transatlantic R.P.M." bewegt sich statt dessen mit Material für die gepflegte Tanzparty auf ausgetretenem Parkett. Warum dann nicht gleich Roy Ayers hören? Grover Washington Jr. - oder eben Herbie & Stevie.