laut.de-Biographie
Jbbg
"Durchhaltevermögen und der kompromisslose Abschied vom einstigen Bigband-Mief katapultierte die Jbbg verdientermaßen in die Oberliga großer europäischer Jazzorchester", schwärmt der Jazzthing-Autor Olaf Maikopf. "Ein Quantensprung im großorchestralen Jazz", attestiert Klaus Schulz im Jazzpodium. Auch laut.de empfiehlt "Electric Poetry & Lo-Fi Cookies" wärmstens. Ein Blick in die Historie des Jbbg ist also angebracht.
Zuständig für den einzigartigen Klangkörper der Jazzbigband Graz (Jbbg) sind der österreichische Trompeter Horst-Michael Schaffer und der deutsche Saxofonist Heinrich von Kalnein. Ihre musikalischen Ideen sind es, die dem Konzept Big Band Farbtöne abtrotzt, die dieses bislang nicht malte. "Das Schwierigste ist die Kommunikation. Wie kann ich mich verständlich machen und den Musikern meine Vision so rüberbringen, dass sie etwas damit anfangen können und ihre Rolle verstehen. Da kracht es auch mal ordentlich, aber letztlich lassen wir uns nicht erschüttern", kommentiert Schaffer selbstbewusst.
Mit Spielzeiten, die Techno-, Goa- und Housetiteln alle Ehre zollen, erforscht die eingeschworene Gemeinschaft um Schaffer/Kalnein seit "Joys & Desires" (2005) und "Electric Poetry & Lo-Fi Cookies" neues musikalisches Terrain. Vergleichbare Wege wurden von einer Big Band noch nicht betreten. Und auch wenn der Saxophonist und Jazzexperte Klaus (in seiner Funktion als Berater der Jazzredaktion) zum Besten gibt, er habe in den letzten Jahren einige Big Bands gehört, die sich auf unerhörtes Gebiet wagten, bleibt er Namen schuldig!
Als Electro-Fraggle, der die eigenwilligen Visionen des Komponisten Schaffers bis ins Innerste durchdringt, entpuppt sich Trommler Gregor Hilbe. Er beherrscht nicht nur seine Kessel, sondern inspiriert seine Kollegin und Kollegen mit grandiosen Rhythmus-Patterns. Filigran programmiert arbeitet er schon mal mit Schnalzgeräuschen seiner Mitmusiker, um daraus einen astreinen Electro-Beat zu frickeln, der das Gebläse über Spielzeiten von bis zu 17 Minuten trägt.
An den übrigen Instrumenten vereint die Jbbg einige der Topsolisten Österreichs, Deutschlands, der Slowakei und den USA. Mit Mike Abene (Maynard Ferguson, GRP-Bigband), Bob Brookmeyer, John Hollenbeck, Bob Mintzer (Yellowjackets) und Ed Neumeister haben einige der profiliertesten Komponisten des Genres für die Jazz Bigband Graz geschrieben. Während bei den Live-Darbietungen der Jbbg regelmäßig der Bär tobt.
Auch in Sachen Veröffentlichungen müssen sich die Steiermarker nicht verstecken. Ihr Debüt feiert die Band 2000 mit "Here & There", auf dem sie die Musik von Ed Neumeister in's rechte Licht rückt. Ein Jahr später folgt "Gulda/Neumeister". Die Kompositionen von Bob Brookmeyer interpretiert das Orchester auf "Question & Answer". Das 2004er Album "A Life Affair" bezeichnen die Master Minds Schaffer/von Kalnein als 'A Musical Roadmovie'.
Auf "Joys & Desires" (2005) gibt John Hollenbeck die Richtung vor, die das Klangbild des Jazzorchesters fortan entscheidend prägt. 2008 trumpft das Jbbg mit "Electric Poetry & Lo-Fi Cookies" auf. Seinem neu erworbenen Ruf als Erdbeben in der Bigband-Klanglandschaft setzt das Orchester damit ein grandioses Denkmal.
"Ich sehe die Jbbg eigentlich gar nicht mehr als Big Band im herkömmlichen Sinn", meint Schaffer, "für mich ist es einfach eine größere Band als die meisten anderen. Bei so vielen guten Musikern bringt das unglaublich viele klangliche Möglichkeiten mit sich. Mich interessiert dabei, Welten zusammenzuführen". Sein Kollege von Kalnein ergänzt: "Jbbg steht für einen orchestralen Haufen, den man Big Band nennen kann, der aber auch ganz andere Freiheiten zulässt." Gil Evans hätte seine Freude gehabt.
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