laut.de-Biographie
Johannes Enders
Johannes Enders kommt aus dem oberbayerischen "Notwist"-Städtchen Weilheim. Ein scheinbar guter Ort, um mit innovativen Projekten die Musikfans Deutschlands (und Europas) zu überraschen. Als festes Mitglied des ebenfalls aus Weilheim stammenden Tied & Tickled Trios und permanenter Gast auf den Studioalben der Notwists ist er in der Szene bestens etabliert. Davon zeugen auch seine Koops mit Roberto Di Gioias Marsmobil, Jamaaladeen Tacuma, Lester Bowie, Roy Hargrove, Donald Byrd, Billy Hart, Fauna Flash, Joo Kraus, Brad Mehldau und Nana Mouskouri.
Klein Johannes betritt die Bühne des Lebens 1967. Mit 14 bläst er zum ersten Mal in ein Saxophon. Nach Beendigung einer klassischen Ausbildung am Richard-Strauß-Konservatorium in München (1984-1988), studiert er für zwei Jahre am Grazer Jazzinstitut in Österreich. Dort erntet er auch seine ersten Preise.
Ein Stipendium führt ihn daraufhin an die New Yorker Jazzschule, wo er den Unterricht von Branford Marsalis, Dave Liebman, Jimmy Cobb und vielen anderen genießt. Seine Silber-Trophäe am "American Music Fest" in San Francisco (1990) und die Finalteilnahme am renommierten "Thelonious Monk"-Wettbewerb 1991 in Washington D.C. bereiten ihm auch im gelobten Land einen gelungenen Empfang.
Lange hält es ihn jedoch nicht. "Ich hab mein Studium unter anderem dadurch finanziert, dass ich viel in Europa gespielt habe. Irgendwann war es bequemer wieder hier zu bleiben. Außerdem hatte ich keinen Bock auf den dauernden Visumsstress."
Diese pragmatische Einstellung bewahrt Johannes Enders auch musikalisch davor, den Rock'n'Roll-Boden unter den Jazzfüßen zu verlieren. Als erklärter Liebhaber von Bandkonzepten lehnt er extrovertierte Selbstbeweihräucherungen in Form von übertrieben-endlosen Solopassagen ebenso ab wie rufschädigendes Aneinandervorbeispielen (das besonders im Jazz als ständige Gefahr lauert). "Wenn Leute zehn Jahre zusammen spielen, hat das eine ganz andere Qualität, als wenn man mal schnell zwei, drei Tage lang jammt und dann ins Studio geht und eine Platte aufnimmt."
Deshalb fasziniert ihn am Pop- und Rock-Geschehen vor allem die Bandphilosophie, bei der nicht einzelne Musiker und ihr Können zählen, sondern allein die Homogenität des Gesamteindrucks. "Es gibt ja viele Rockbands, die nicht aus virtuosen Musikern bestehen und doch phantastische Bands sind. Ringo Starr zum Beispiel - er war alles andere als ein virtuoser Schlagzeuger. Aber mit den Beatles war er einzigartig." Ähnliches könnte man sicherlich auch von Mitgliedern der Stones berichten.
Inzwischen zählt der Zwei-Meter-Hüne laut Fachmagazin Jazzthing zu einem der zehn wichtigsten Nachwuchstenoristen weltweit! Dafür spricht auch der mit 10.000 € dotierte Neue Deutsche Jazzpreis Mannheim, den Enders 2007 erhält.
Neben den Gastsspielen auf den Alben anderer Leute und zahlreichen Side-Projekten kristallisiert sich seit 2002 seine eigene Formation Enders Room als gehaltvolles und erfolgreiches Elektrojazz-Projekt heraus, das auf vier erfolgreiche Alben ("Monolith"/2003, "Human Radio"/2004, "Hotel Alba"/2006 und "Random Guru"/2008) verweist.
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