Jeremy Warmsley - " How We Became"

Für das Cover seines Debütalbums "The Art Of Fiction" posierte Jeremy Warmsley noch im Ringelshirt und mit Hosenträgern – ganz der nerdige Student. Mittlerweile hat der 1982 geborene Singer-Songwriter aus London sein Studium geschmissen und blickt für die Frontseiten-Ästhetik ins Nichts, wie es ein Jeff Buckley nicht bedrückender hinbekommen hätte.

Passend dazu singt Warmsley im Opener wiederholt die Zeile "You make me lose my cool". Also schon wieder alles vorbei mit dem Genius und der spinnerten Folktronika? Warmsely wird doch nicht erwachsen geworden sein? Jein. Warmsley hat tatsächlich den Anteil elektronischer Experimente zurückgefahren und die Songs stärker um getragene Klavierpassagen herum arrangiert.

Einzig für die beiden schönen Nummern "How We Became" und "If He Breaks Your Heart" hat er die Drum-Machine angeworfen. Das klingt dann wie eine dünnhäutige Version von Radiohead, zumal er an seinem zuvor doch arg windschiefen Falsettgesang gearbeitet hat. Ansonsten wird auf dem Dutzend neuer Nummern weiterhin beschwingt, aber organisch musiziert.

"Dancing With The Enemy" erinnert an den subtil-flockigen Popentwurf der befreundeten Shins, während sich "Turn Your Back" ganz tief vor dem Schaffen von Ben Folds' verneigt und "Pressure" den pathetischen Barock-Britpop von The Divine Comedy nachspielt.

Schön auch, dass Warmsley die wunderbare Boy-Girl-Nummer "Boat Song" und das New Order-Cover "Temptation" - beide Tracks waren ursprünglich nur als Non-Album-Single erschienen - ans Ende gehängt hat. Bleibt summa summarum ein abwechslungsreiches und eloquentes Popalbum, das den Vergleich mit den älteren Kollegen nicht zu scheuen braucht.