laut.de-Biographie
Kanonenfieber
Kanonenfieber sind irgendwo zwischen Death- und Black Metal einzuordnen, je nachdem, welche Quelle herangezogen wird. Oft ist die Rede von Blackened Death Metal. Gegen die Black Metal-Einordnung spricht, dass man ganz gut versteht, was der Sänger da von sich gibt, sowie die generell hohe Produktionsqualität.
Black Metal-üblich ist dagegen, dass es sich um ein Ein-Mann-Projekt handelt: der anonyme Musiker Noise spielt und singt im Studio alle Instrumental- und Gesangsspuren selbst ein. Er ruft das Projekt 2020 ins Leben und machte sich direkt ans Schreiben des Kanonenfieber-Erstlings "Menschenmühle". Der erscheint 2021 beim eigenen Label Noisebringer Records, ist dort das erste Release. Außer, dass er aus Bamberg kommt, weiß man über Noise praktisch nichts.
Das Bandkonzept entsteht, als Noise mit einem befreundeten Hobbyhistoriker über die Thematisierung von Geschichte im Metalgenre debattiert. Genauer, die des ersten Weltkriegs. Der Freund verfügt über eine weitreichende Sammlung an Dokumenten aus dieser Epoche. Die dienen als Basis für die Texte von Kanonenfieber.
Der Fokus liegt dabei auf einer zwar poetischen, jedoch eben auch faktenbasierten und exakten Darstellung der Schrecken des Krieges. Die Kriegsdarstellung bei beispielsweise den Kollegen Sabaton sieht Noise als viel zu glorifiziert an. Das Debüt "Menschenmühle" schlägt voll ein und stößt in der Extreme Metal-Community auf positive Resonanz. Da die COVID-Pandemie Live-Auftritte zum Zeitpunkt der Veröffentlichung unmöglich macht, hat Noise reichlich Zeit bei deren Vorbereitung, auch wenn Konzerte zunächst gar nicht geplant waren. Der Erfolg des Albums habe aber zu vielen Anfragen geführt.
Dafür wirbt er die befreundeten Musiker Kreuzer, Sickfried, Gunnar und Hans an. Ab April 2022 erlaubt die Pandemielage dann wieder Konzerte, Kanonenfieber bespielen Festivals wie das Summer Breeze, Partysan, Dong O.A., Hell and Heaven (Mexiko) und das Ragnarök Festival. Die Band tritt dabei in Uniformen auf, die an deutsche Soldatenuniformen des ersten Weltkriegs angelehnt sind, die Bühnenbilder verwandeln die Stage in Schützengräben. Der homogene, anonyme Aufzug ist dabei Teil des Bandkonzepts, stellvertretend für die gesichtslose Masse an Soldaten, die ein Krieg verheizt, nur in zweiter Linie, um die eigene Identität geheim zu halten. Nach dem Debütalbum veröffentlichen Kanonenfieber die EPs "Yankee Division", "Der Füsilier" und "U-Bootsmann".
Als größten Einfluss gibt Noise die Death Metal-Band 1914 an, die ebenfalls den ersten Weltkrieg in Liedform thematisiert. Teile seines Erfolgs schreibt Noise dem Hype um deren Album "The Blind Leading The Blind" zu, da seine Musik zur selben Zeit eine ähnliche Nische bedient. Auch das 2019 wie "Menschenmühle" auf dem Youtubekanal "Black Metal Promotions" hochgeladene Album "Alpenpässe" von Minenwerfer nennt Noise in diesem Zusammenhang. Von rechtem Gedankengut und NSBM grenzt sich Noise in Interviews entschieden ab. Ihm sei bewusst, dass man mit Militärästhetik und historisch-kriegsbezogenen Texten schnell in diese Ecke gestellt werde, seine Musik sei aber unpolitisch und reflektiere nur den Schrecken des Krieges.
Ganz richtig ist das aber auch nicht, als Reaktion auf den Ukrainekrieg bringt er die Single "Stop The War" heraus, positioniert sich klar auf Seiten der Ukraine und gibt an, die damit rund 8500 Euro an gesammelten Spenden komplett an humanitäre Hilfsorganisationen gespendet zu haben. Im September 2024 erscheint das zweite Studioalbum mit dem Titel "Die Urkatastrophe", im April 2025 folgt das Live-Album "Live in Oberhausen".
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