Porträt

laut.de-Biographie

Karamanti

Ihre musikalische First Love gilt dem Rap. Karamanti kommt aber aus der Karibik, und sie liebt Herausforderungen. Im Dancehall sind die für Frauen anno 2011 noch größer als im Hip Hop-Biz.

Karamanti - Spiritual Warfare Aktuelles Album
Karamanti Spiritual Warfare
Druckvoller Geheimtipp aus der Männerdomäne Ragga-Dancehall.

Unter ihrem bürgerlichen Namen kann Shelly-Ann Jackson zu dieser Zeit nicht ins Showbiz einsteigen – das wäre SEO-Suizid. Denn auf Google taucht für 'Shelly-Ann' immer eine andere Frau aus Kingston oben auf: Die Leichtathletin Shelly-Ann Fraser sahnt zu dieser Zeit bei Olympia als weltbeste Sprinterin ab. Das Kunstwort Karamanti, das auf die Maroons-Kultur der Sklavereiflüchtlinge zurückgeht, garantiert da beste Exklusivität und eine Pole Position im Netz.

Trotzdem eiert die Karriere der Jamaikanerin zehn Jahre lang fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Immerhin: In Musikerkreisen vernetzt sie sich gut und weltweit, zum Beispiel nach Dänemark, Österreich, Tschechien, Nigeria, Ghana und Uganda. Trotz eines guten Debüts, "Dancehall Retaliates" (2013) vollgepackt mit straighten poppigen und schnellen Riddims, und einer Europa-Tournee im Herbst 2015 mit Gigs in Wien und Hamburg tut sich aber nicht viel.

Auch der plötzliche Tod ihrer jungen (und alle überstrahlenden) Kollegin J Capri löst keine medialen Reaktionen im Sinne von "Wer könnte die nächste weibliche Hoffnung im Dancehall sein?" aus. Die bekennende 'Pan-Afrikanerin' packt derweil krasse Themen an: häusliche Gewalt ("Domestic Abuse"), Leute, die sich nur als Rastas aufspielen, wenn es ihnen Social Media-Ruhm einbringt ("Fake Rasta"), und Kindesmissbrauch ("Child Abuse").

Oder: "Bun Andrew And Portia". Im Clip zu diesem Wahlkampf-Kommentar führt die Toasterin zum Beispiel den späteren Premierminister Andrew Holness und dessen hohle Phrasen von "positive leadership" zu pulsierenden, unnachgiebigen Bass-Beats vor. Die Musik-Newcomerin konfrontiert die politische Elite mit dem Vorwurf, den Kontakt zu Karamantis Generation verloren zu haben, sie umtreibende Themen wie die grassierende Kriminalität zu ignorieren und somit Parteienverdrossenheit zu fördern.

Anscheinend will von all solchen Song-Inhalten von 2012 bis zur EP "Hurt People" (2019) kaum jemand so wirklich hören. Andererseits erkennen ehrwürdige Reggae-Granden wie Mikey General das Potenzial der feministischen Human Rights-Kämpferin und belesenen Geschäftsfrau. Kollabos klappen immer wieder, Einladungen für Teilnahmen an Riddim-Samplers purzeln ins Haus. Die 'Black Lives Matter'-Domino-Effekte 2020 spielen der Künstlerin mental ein bisschen in die Hände. Jetzt ist sie ihrer Zeit nicht mehr gar so einsam voraus.

2021 verlagert die von Lauryn Hill beeindruckte Karamanti ihren textlichen Schwerpunkt aufs Religiöse und packt ihr zweites Album voller Gebete, in Form von Ragga-Freestyles. "Spiritual Warfare" ist eine vielversprechende Produktion und lässt hoffen, dass die telegene, energische und energetische Künstlerin noch die Karrierekurve kriegt.

Alben

Surftipps

  • Hochoffiziell.

    Die Webseite der Künstlerin.

    http://www.karamantimusic.com/
  • Facebook.

    Das Netzwerk, das sich beharrlich weigert, Musik ins Lay-Out einzubetten.

    https://www.facebook.com/karamantimusic
  • Twitter mit vier Berufsangaben:

    Texterin, Performerin, Produzentin, Songwriterin.

    https://twitter.com/karamanti
  • Instagram für eine fotoaffine Künstlerin.

    Karamanti in Bildern.

    https://www.instagram.com/karamantimusic/
  • Bandcamp.

    Die Plattform für selfmade-Artists, die alles in Eigenregie machen.

    https://karamanti.bandcamp.com/

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