laut.de-Biographie
Kero One
Offensichtlich war Kero One gerade abwesend als im Hip Hop-Crashkurs die grundsätzlichen Rap-Regeln erklärt wurden. Denn der Rapper/Produzent/DJ/Geschäftsmann hat es abseits der herkömmlichen Wege auf die vordersten Plätze der Charts geschafft.
Nun ja, es waren die japanischen Charts. Gut, die japanischen Hip Hop-Charts. Aber immerhin. Und außergewöhnlich ist die Geschichte des Mannes aus der Bay Area ohnehin. 2003 lässt Kero One seinen Song "Check The Blueprints" in Eigenregie etwa 50 Mal als 12'' pressen. Die Nummer ist ein funkig-souliger Rap-Track, bei dem er selbst rappt, cuttet, den Beat produziert und sämtliche Instrumente spielt. Ein Vorzeigewerk einer musikalischen DIY-Einstellung. Die Voraussetzungen dafür bringt Kero mit: Von den Eltern wurde er einst genötigt, jahrelang klassischen Klavier-Unterricht zu nehmen, selbst brachte er sich Drums und Gitarre bei.
Die Begeisterung für Hip Hop kommt durch das direkte Umfeld in der Bay Area, in dem Gruppen wie die Hieroglyphics einem Jungen mit asiatischen Wurzeln aus der Mittelschicht einen alternativen Rap-Entwurf schmackhaft machen. Kero One verschickt also sein "Check The Blueprints" an eine Handvoll Plattenläden und es passiert erst mal gar nichts.
In den lokalen Musikcafés kennt man den sympathischen Typen, aber organischer Rap mit Fender Rhodes und Gitarre lockt dann doch nicht unbedingt jeden A&R-Hund hinterm Ofen hervor. Doch wie es der Zufall will, gelangt besagte 12'' in die Hände eines japanischen Geschäftsmanns und zugleich Musikliebhabers. Wohlgemerkt in einem Plattenladen in Japan. Dem Mann gefällt die Scheibe, er kontaktiert den Künstler und bestellt kurzerhand 1500 Exemplare für den japanischen Markt. Die Überraschung ist groß, der Erfolg umso unerwarteter.
Kero nutzt die Gunst der Stunde, hebt seine eigene Firma Plug Label aus der Taufe (das Plug steht für Promoting Love Under Ground) und findet sich kurzerhand in den japanischen Hip Hop-Charts wieder. Die Presse vergleicht ihn mit Common, The Roots und Talib Kweli, obwohl der Frühzwanziger wenig von Commons spirituellen Reimen, Kwelis Flow oder The Roots' breit angelegten Kompositionen gemein hat. Seine asiatischen Fans stört das wenig.
Die schätzen Keros zurückgelehnte Produktionen, seinen unaufgeregten Reimfluss und sein Talent, Rap auch in der Post-Millennium-Ära so klingen zu lassen, als hätten sich A Tribe Called Quest nie getrennt. Das Debüt "Windmills Of The Soul" findet sich dementsprechend bald unter den zehn am häufigsten heruntergeladenen Alben im japanischen iTunes-Store wieder.
Als Geschäftsführer, Hausproduzent, Buchhalter, Designer und Label-Zugpferd in Personalunion etabliert Kero Plug Label zum gefeierten Insider-Tipp in Kaliforniens Bay Area und kämpft mit den Kollegen von Ubiquity Records um die Krone der Modern Soul-Herrschaft des Sonnenstaates. Eine Label-Compilation, ausgedehnte Touren mit KRS-One, EPMD, Blu und Talib Kweli und diverse Auszeichnungen aus der Nicht-Hip Hop-Welt folgen. Dem durchaus kontemporären Hybrid aus Soul, Funk und Rap bleibt Kero One demnach auch auf dem Zweitlingswerk "Early Believer" treu.
Die größten Erfolge feiert das Multitalent weiterhin in Japan, aber langsam kommen auch die USA und Europa auf den Geschmack. Und auch aus dem engstirnigen Rap-Genre selbst erreicht Kero positives Feedback. Die Online-Meinungsinstanz Okayplayer feiert den jungen Mann genauso wie Black Eyed Peas Will.I.Am und Bay Area-Kollege Ohmega Watts.
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