laut.de-Biographie
King Roc
Konventionen können sehr einengend sein. Einer, der das sofort unterschreiben würde, ist der Brite King Roc alias Martin Dawson. Seine ersten internationalen Erfolge als Produzent feiert Dawson ab 2004 mit Electro-House-Nummern. Schnell ist die Schublade aufgemacht und King Roc darin verstaut. Die weitere musikalische Entwicklung von Dawson blendet ein Teil der Musikpresse genauso aus, wie viele Clubgänger. Es braucht einige Jahre bis es ihm 2008 schließlich gelingt, mit seiner "Chapters"-Serie alte Zöpfe ein für alle Mal abzuschneiden.
Nicht ganz unschuldig an der Verehrung, die ihm in Teilen der Houseszene entgegengebracht wird, ist der Remix des New Order-Klassikers "True Faith". Der entwickelt sich schon kurz nach seinem Release 2005 zu einer vielgespielten Clubhymne und ermöglicht es King Roc, sich als professioneller Musiker zu etablieren. Die negative Seite des Erfolges ist die Erwartungshaltung von Clubs und Publikum. Dieser entzieht sich der scheue Brite zunächst mit einem Minimal-Release auf Will Sauls Aus Music-Label, später mit der Gründung seines eigenen Labels Mutual Society, wo er weitreichende künstlerische Freiheiten genießt.
Gleich das erste Release 2007 "Chapter I: Lunaris" ebnet den Weg in Richtung Ambient, Dub, Trip Hop, Breakbeats und House. In den folgenden zwei Jahren veröffentlicht er drei weitere Maxis in der konzeptionell angelegten Reihe. Zusammengefasst erscheinen sie schließlich im Frühjahr 2009 im Longplayer-Format. Gleichzeitig eröffnet sich Dawson an der Seite von Giles Smith unter dem Alias Two Armadillos ab 2007 eine neue musikalische Spielwiese. Die gemeinsamen Produktionen treffen mit ihrem deepen Housefeeling den Zeitgeist und erscheinen unter anderem auf Steve Bugs Dessous Recordings.
Verbunden mit der Neuausrichtung seiner Musik ist auch ein Wohnortwechsel. Wie viele andere Produzenten auch, so lässt sich King Roc ebenfalls in Berlin nieder. Gleichzeitig wohnt er mehrere Monate im Jahr in Brasilien, wo ihn zuvor immer wieder Auftritte als DJ hinführen. Neue Einflüsse und frische Musik sind für King Roc auch bei seiner Labelarbeit unabdingbar. Das erfolgreiche Konzept seiner Chapter-Serie könnte er sich auch bei anderen Produzenten gut vorstellen. An interessanten Ideen mangelt es dem Briten jedenfalls nicht. Beste Voraussetzung, sich immer wieder neu erfinden zu können.
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